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Silberband 108 - Grenze im Nichts

Silberband 108 - Grenze im Nichts

Titel: Silberband 108 - Grenze im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Aufmachung von dem durchschlagenden Erfolg der Ausstellung – und nebenbei von dem Versuch eines einzelnen Fanatikers, das Kunstereignis zu boykottieren. Bothon-Canns Brandrede vor dem Museum war ungehört verhallt. Daraufhin hatte er seine Aktivitäten in die Ausstellungsräume verlagert, ohne dass jemand versucht hätte, ihn daran zu hindern. In einem Interview nach dem Verlassen des Museums war Bothon-Cann wie ausgewechselt. »Das muss man gesehen haben«, sagte er nur.
    Als Roctin-Par den Vincraner anderntags traf, schwärmte dieser in den höchsten Tönen von der Schönheit und Aussagekraft der Psychode. »Du musst das einfach gesehen haben. Wer einmal dort war, kommt immer wieder. Ich gehe heute zum dritten Mal in die Ausstellung.«
    Ähnliches hörte Roctin-Par von verschiedenen Seiten. Es gab keinen Besucher, der irgendetwas kritisiert hätte.
    Roctin-Par wurde neugierig. Er beschloss, die Ausstellung inkognito zu besuchen.
    Der Eintritt war frei. Es gab nicht einmal Aufsichtspersonen, die jedem eine Besucherordnung oder einen Katalog aufschwatzten. Die Kunstfreunde und jene, die es werden wollten, waren unter sich … Roctin-Par korrigierte sich: Sie waren allein mit den Psychoden.
    In dem Raum, den er zuerst betrat, drängten sich schätzungsweise fünfzig Personen, Laren, Menschen und Vincraner. Der Boden fiel zur Mitte trichterförmig ab, sodass jeder das Psychod sehen konnte, das dort stand.
    Es war eine Skulptur, die Roctin-Par als völlig abstrakt einstufte. Für ihn war es ein Klumpen irgendeines Materials, den der unbekannte Meister in erkaltendem Zustand gewalkt und geknetet hatte, bis der Härtungsprozess abgeschlossen war. Somit war das Psychod letztlich nur ein Zufallsprodukt, denn hätte der Künstler eine Minute länger Zeit für das Kneten gehabt, dann wäre etwas völlig Andersgeartetes dabei herausgekommen.
    Roctin-Par blieb nur wenige Augenblicke und zog sich in den nächsten Saal zurück. Sein einziger Eindruck war der, dass ihm die Anwesenheit der vielen Besucher gar nicht bewusst geworden war. Er hatte wirklich das Empfinden gehabt, mit dem Ausstellungsstück allein zu sein. Aber das, fand er, war zu wenig für ein Kunstwerk, das den Anspruch auf Einmaligkeit erhob.
    Im nächsten Saal gab es keine Beleuchtung. Die Leute nahmen sich vor den fluoreszierenden Wänden wie Scherenschnitte aus. Hoch über ihren schattenhaften Köpfen hing ein fünfeckiges Bild ohne Rahmen.
    Wieso fünfeckig? Roctin-Par blickte sich nach jemandem um, mit dem er über das Gemälde hätte diskutieren können. Aber da waren nur Schatten.
    Er wandte sich wieder der Farbfläche zu – ein Relief mit verblüffender Plastizität. Es hatte Tiefe und ließ die übereinander liegenden Farbschichten erkennen. Zuoberst war Humusschwarz, die Farbe von Walderde. Darunter lag Schiefergrau, die Gesteinsfarbe, und noch tiefer, an der dritten oder vierten Schicht, brodelte es ölig unter der Hitze der feurig roten Zentrumsschichten, die heller wurden, je weiter der Blick des Betrachters zum glühenden Kern des Bildes vordrang …
    Roctin-Par verspürte Panik, als er urplötzlich das Gefühl hatte, in das Bild – in den glühenden Kern eines Planeten – hineinzustürzen. Er riss sich gewaltsam los und atmete erleichtert auf, als er sich in dem indirekt beleuchteten Ausstellungssaal wiederfand. Scherenschnitte um ihn und sakrale Stille. Und das Bild an der Wand. Humusschwarz.
    Er floh geradezu, wollte sich in einen ruhigen Winkel zurückziehen und sich von dem Schock erholen, den ihm der Vorstoß in die Tiefe verursacht hatte. Vorstoß in die Tiefe – so hätte er das Gemälde betitelt.
    Die erste Empfindung verblasste, aber schon strömten neue Eindrücke auf ihn ein. Wieder ein Saal mit einem Psychod. Diesmal eine Skulptur, die vom Boden bis zur Decke reichte, umgeben von einem erhöhten Rundgang. Roctin-Par wollte sofort umkehren, aber die nachdrängenden Besucher schoben ihn vorwärts, sodass er den halben Steg abschreiten musste, um zum Ausgang zu gelangen. Dabei konnte er gar nicht mehr anders, als das Psychod eingehend zu betrachten.
    Es erinnerte ihn an eine Pyramide aus humanoiden Wesen. Seltsamerweise standen jedoch die untersten aufrecht, während sich die höher stehenden zur Pyramidenspitze hin immer mehr krümmten, als hätten sie die Last der unteren zu tragen. Paradoxe Gravitation! Konnte das der Titel sein?
    Roctin-Par schüttelte den Kopf. Im ersten Moment hatte er die Aussage des Artefakts

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