Silberband 108 - Grenze im Nichts
und Ertruser würden in Schimpf und Schande aus der Gemeinschaft der galaktischen Völker verstoßen.«
»Verdammt!«, fluchte der Ertruser. »Ist das wahr?« Rassa musste sich zusammenreißen, um den Atem zu ertragen, der ihn mit der Gewalt einer Sturmbö traf.
»Zweifeln Sie daran, Sir? Wir sollten dennoch keine Zeit verlieren. Die Völker der Milchstraße blicken auf Zaltertepe. Sie haben eigens einen loowerischen Helk gemietet und für die Trivid-Übertragungen hierher geschickt.«
»Aber ich kann doch nicht … Ich meine, zuerst müsste der Stadtmajor informiert …«
»Dann wären die Spiele für Zaltertepe beendet, bevor sie beginnen konnten. Beide Seiten müssen zum exakt gleichen Zeitpunkt informiert werden, sonst haben wir einen klaren Regelverstoß.«
Der Ertruser nickte zögernd. »Was soll ich durchgeben?«
Vavo Rassa sagte es ihm.
Der Stadtmajor wollte der GAMMAEULE einen Raumjäger nachschicken, als die Nachricht des ›Obersten Rates der Galaktischen Olympiade‹ im Funkempfang zu hören war.
»Das ist doch ausgewachsener Unsinn!«, sagte er schroff. »Ein olympischer Wettstreit zwischen Ertrusern und Siganesen, welche Mannschaft die größten Lacherfolge erzielt. Darüber kann ich nur lachen!«
Tramton Kalackai war mit seiner Frau Mulka, der Kommandeurin der Raumverteidigung, gekommen. Außerdem war noch Xucko anwesend. »Sie haben es gehört, Stadtmajor«, sagte Kalackai dröhnend. »Die Völker der Galaxis schauen auf uns. Sie wären entsetzt, wenn sie je erführen, dass auf Zaltertepe die Tradition der freundschaftlichen Zusammenarbeit von Ertrusern und Siganesen gebrochen wurde. Ich könnte heulen, wenn ich daran denke, was auf unserer Welt für Dummheiten begangen wurden.«
Tomp räusperte sich energisch. »Was für ein Unfug, Tramton! Niemand, weder Ertruser noch Siganesen, hat die freundschaftliche Kabbelei ernst genommen.« Er lächelte jovial. »Sie kennen doch das alte Sprichwort: Was sich liebt, das neckt sich. Oder?«
Kalackai atmete auf. »Selbstverständlich, Stadtmajor. Deshalb schlage ich vor, Sie blasen alle Kriegsvorbereitungen, äh, vorgespielten Kriegsvorbereitungen ab, funken eine Grußbotschaft an die Siganesen und verfahren, wie der Katalog des Olympischen Rates es von uns erwartet.«
Kenar Tomp nickte. »Beim großen Bratelefanten, wenn ich daran denke, dass dieser Helk ein Trivid-Speicher ist und dass alle in der Milchstraße sehen können, was auf Zaltertepe geschieht … Wehe, wenn irgendein Idiot schlecht über die Winzlinge sprechen sollte, diese verdammten, heimtückischen …« Er presste die Lippen zusammen und grinste herausfordernd.
»Haltet euch fest!« Bagno Cavarett versuchte, die GAMMAEULE hochzuziehen, denn vor dem Schiff tauchte wie eine undurchdringliche Mauer der Dschungel auf.
»Nicht abbremsen!«, schrie Haidar. »Beschleunigen!«
Die GAMMAEULE bockte wie ein scheuendes Pferd. Zartband schlug sich die Hände vors Gesicht, und Fogel stammelte nur noch: »Ich wollte, ich wäre ein Vogel mit Vau.«
Es war ein Wunder, dass die Walze nicht längst abgestürzt war. Immer wieder hatte das Schiff sich gefangen, und nun kam ein kleiner See in Sicht, und Cavarett versuchte eine Notwasserung. Aber er beschleunigte versehentlich wieder. Die GAMMAEULE stieg über dem See noch einmal auf, sackte dann aber zwischen den wild zerklüfteten Felsen endgültig durch.
Der befürchtete harte Aufprall und das Bersten der Schiffshülle blieben aus. Es gab nur einen schwachen Ruck.
Cavarett schaltete die Triebwerke ab. »Ich kann zwar nicht gut fliegen, aber recht gut landen. Findet ihr das nicht auch, Freunde?«
»Wir leben jedenfalls noch«, bemerkte Fogel. »Wo sind wir eigentlich?«
Niemand wusste eine Antwort darauf. Es wurde fast dunkel. Die Außenbeobachtung zeigte etwas Riesiges, Buntfleckiges, das sich über die Landestelle erhob und aus zwei großen bunt schillernden Augen auf die GAMMAEULE herabsah.
»Ein Ungeheuer!«, schrie Haidar. »Das Vieh wird uns fressen!«
Das Tier wuchs immer noch. Ein Hals kam zum Vorschein, mindestens zwei Meter dick und vier Meter lang. Dann senkte sich der Schädel, die schnabelartig abgeplattete Schnauze stupste die GAMMAEULE an. Ohrenbetäubendes Glucksen wurde von den Außenmikrofonen übertragen.
Das Schiff wurde umgedreht, dann hob sich das Tier noch höher. Ein relativ kurzer Rumpf wurde sichtbar, mit gefiederten Stummelflügeln. Danach kamen lange, dünne, mit Hornplatten besetzte Beine zum Vorschein. Es
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