Silberband 109 - Das Loch im Universum
inspizierte.
Zu seiner Enttäuschung zeigte sich Chworch nicht im Geringsten besorgt. Mit ungewohnter Freundlichkeit lud der Chefastronom ihn zur Besichtigung des Instituts und des darunter liegenden Hangars ein. Nur er selbst, gab Chworch herablassend zu verstehen, habe keine Zeit, an dem Rundgang teilzunehmen.
Wütend und verbissen ging Kalus an die Arbeit.
Machte schon das Landefeld des Raumhafens mit seinen riesigen Ausmaßen einen imponierenden Eindruck, so wirkte der Hangar für den Betrachter geradezu überwältigend. Mehr als fünfhundert Meter tief erstreckten sich die Fertigungsstätten in das Felsgestein. Ebenso tief lagen die Hallen, in denen die Schiffe zusammengebaut und startbereit gemacht wurden.
Kalus stand vor einer schier unlösbaren Aufgabe, denn es gab Tausende potenzielle Verstecke in dieser gigantischen Anlage. Zudem empfing er keine Gedankenimpulse des Gesuchten.
Seine Leute schwärmten aus und durchsuchten jeden Winkel. Sie krochen sogar durch Ventilationsschächte. Halb fertige Schiffe, die in ihren Montagegerüsten im Hangar standen, wurden regelrecht zerlegt, weil sie nach Kalus' Ansicht dem Flüchtling hier die besten Möglichkeiten boten.
Auch der startbereite Kundschafter entging seiner Aufmerksamkeit nicht. Zusammen mit zwei anderen Sceddors durchsuchte er das Schiff von unten bis oben. Kor, der ihn dabei begleitete, warnte ihn.
»Der Start ist für morgen Nachmittag festgesetzt, Kalus. Du weißt, wie wichtig es ist, jede Verzögerung zu vermeiden, weil sonst die Koordinaten neu bestimmt werden müssen. Wenn durch deine Schuld der Start hinausgeschoben wird, kann das Konsequenzen für dich haben.«
»Keine Sorge, wir sind vorsichtig. Außerdem werdet ihr nicht so verrückt sein, den Fremden ausgerechnet hier zu verbergen.«
»Sucht trotzdem«, riet Kor, der in seiner Brusttasche die Schablone mit der neuen Programmierung fühlte. »Niemand soll sagen, wir hätten euch bei der Pflichtausübung behindert.«
»Sehr gut«, lobte Kalus und gab seinen Leuten einen Wink, mit ihrer Arbeit weiterzumachen.
Selbst die Robotzentrale blieb nicht verschont, aber hier hielt Kalus sich sehr zurück. Er war Physiker, kein Ingenieur oder Positroniker. Sein Blick streifte nur flüchtig die Konsolen mit den Instrumenten und komplizierten Kontrollen, die das Schiff durch den Weltraum steuern sollten. Er entdeckte nichts, was auch nur annähernd einem Versteck geähnelt hätte.
Kor begleitete ihn bis zum Ausstieg. »Hast du schon an die Möglichkeit gedacht, dass Chworch vielleicht überhaupt nicht an der Flucht des Gefangenen beteiligt sein könnte?«, fragte der Erste Techniker.
»Unsinn! Ich war selbst dabei, als er im Keller ...«
»Ich meine an dem Verschwinden aus dem alten Observatorium.«
»Natürlich hatte er dabei seine Hände im Spiel, du vielleicht ebenso.«
»Keine unbeweisbaren Verdächtigungen!«, warnte Kor. »Ich habe nur eine Möglichkeit angedeutet, mehr nicht. Du solltest darüber nachdenken, welche Folgen dein Handeln haben kann. Schließlich versprach Blaker positive Ergebnisse, aber er wurde von dir an weiteren Untersuchungen gehindert. Auch darüber solltest du gründlich nachdenken.«
»Ich will den Fremden, sonst nichts!«
»Dann wünsche ich dir viel Glück«, sagte Kor und ging ins Schiff zurück.
Kalus und seine Begleiter fuhren mit dem Lift in die Tiefe und gingen zum nächsten halb fertigen Kundschafter.
21.
Ellert-Ashdon sträubte sich nicht, als Chworch einen sofortigen Ortswechsel vorschlug. In der Nacht brachten sie ihn und Akrobath in aller Heimlichkeit zur Werft, wo der Chefastronom ihn endgültig einweihte.
»Tanjer gibt schon nach. Er wird Kalus die offizielle Erlaubnis zur Durchsuchung erteilen. Die Werft wird sein Hauptziel sein, sobald er dein Verschwinden aus dem Observatorium bemerkt. Aber nur innerhalb der Werft bist du sicher – und deinem Ziel am nächsten.«
»Meinem Ziel?«
»Dem Robotschiff! Kor ist dabei, ein sicheres Versteck vorzubereiten. Wenn das Schiff übermorgen zum Start an die Oberfläche gebracht wird, wirst du bereits an Bord sein.«
»Ist das nicht zu gewagt? Kalus wird auf einer peinlich genauen Durchsuchung des Schiffes bestehen. Eben weil es mir die einzige Möglichkeit zur Flucht bietet.«
»Er kann es durchsuchen lassen, aber er wird dich nicht finden.«
»Ich habe keine andere Wahl«, gab Ellert zu, und Ashdons resignierender Gedankenimpuls bestätigte seine Auffassung. »Du nimmst ein großes Risiko auf
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