Silberband 109 - Das Loch im Universum
sich, nachdem er die Gliedmaßen und den Kopf eingezogen hatte. Er lag zwischen Paketen mit Konzentratnahrung und Wasserbehältern.
Säuberlich zusammengefaltet lag der Raumanzug da. Kor hatte ihn rechtzeitig aus der Space-Jet in Sicherheit gebracht. Ellerts Strahler steckte in dem Anzugsbündel.
Die Abdeckung glitt wieder zu.
Ellert-Ashdon lauschte. Gedämpft hörte er die Schritte der beiden sich entfernenden Sceddors. Eine Tür schlug zu, dann war Stille.
»Jedenfalls kann sich unser Mann nun richtig ausschlafen«, stellte Ashdon mit Galgenhumor fest. »Bin gespannt, wie lange wir es hier aushalten müssen.«
»Zwei Tage höchstens«, sagte Ellert. »Was ist, Akrobath? Hast du dich mit den Kontrollen vertraut gemacht? Sie sind ja deine großen Brüder.«
»Die Zeit war zu kurz, ich werde mich nach dem Start darum kümmern.«
Als der Mann eingeschlafen war, unterhielten sich die beiden Bewusstseine lautlos, stets darauf bedacht, nicht eine Sekunde lang ihren Psi-Schirm zu vernachlässigen.
Langsam verging die Zeit, und nach einigen Stunden hörten sie zum ersten Mal wieder ein Geräusch.
Es waren Kalus und seine Begleiter, die mit Kor ihren Rundgang absolvierten. Was sie sagten, war nicht zu verstehen, die Isolierung machte daraus nur ein undeutliches Gemurmel.
Dann wieder Stille.
Die größte Gefahr scheint vorbei zu sein, Ernst.
Hoffentlich. Bis zum Start kann noch viel geschehen.
Die Sekunden krochen dahin und wurden zu Minuten. Bis diese Minuten auch nur eine Stunde formten, schienen Ewigkeiten zu vergehen ...
Obwohl Kalus überzeugt war, dass sich der Fremde weder im Hangar noch in einem der halb fertigen oder gar in dem startbereiten Kundschafter aufhielt, wurde er das Gefühl nicht los, getäuscht worden zu sein.
Auch die anderen Jagdkommandos meldeten Misserfolge. Der Flüchtling blieb spurlos verschwunden. Wütend eilte Kalus zum Primärwissenschaftler.
»Er ist unauffindbar, Tanjer! Du musst den Start des Kundschafters verschieben, bis er gefasst ist.«
»Und du weißt, dass das unmöglich ist. Außerdem hast du selbst das Schiff durchsucht und nichts gefunden.«
»Er könnte sich sogar in den Antriebsräumen versteckt halten, obwohl diese bereits versiegelt wurden.«
Tanjer betrachtete den Physiker mit einer Mischung aus Verwunderung und Verständnislosigkeit.
»Ich begreife deine Erregung nicht, Kalus. Du willst den Fremden töten, weil er angeblich eine Gefahr für uns bedeutet. Sollte er sich wirklich in dem Kundschafter versteckt haben, so ist er doch schon so gut wie tot. Das Schiff startet, und der Fremde hat – lebend oder tot – Sceddo für alle Zeiten verlassen. Ist damit dein Wunsch nicht erfüllt?«
»Wenn dem so ist, steckt Chworch dahinter, vielleicht Kor ebenfalls. Sie hätten ihr Ziel erreicht, ich aber nicht.«
»Also verletzte Eitelkeit, falscher Stolz!« Tanjer sagte das mit Verachtung in der Stimme. »Es geht dir nicht um die Sicherheit unseres Volkes, sondern darum, dass du deine eigenen Ziele und Vorstellungen erreichst. Die Verfolgung wird sofort eingestellt, Kalus. Die Jagd ist zu Ende.«
»Aber das Urteil ...«
»Es ist aufgehoben, und zwar von der Mehrheit des Rates. Du warst während der Abstimmung auf der Jagd, allerdings hätte deine Stimme an dem Beschluss nichts geändert.«
»Aber ...«
»Außerdem konnte Blaker ein erstes positives Ergebnis vorlegen. Er ist überzeugt, dass ein Mittel entwickelt werden kann, mit dem sich die genetische Veränderung durch die Sterilisationsstrahlen neutralisieren lässt. Die Organuntersuchung des Fremden brachte ihn auf die richtige Spur. Auch sein Blut gab Hinweise. Du siehst also, dass uns der Fremde geholfen hat.«
Kalus spürte die Last seiner Niederlage, die er selbst verschuldet hatte. Um seinen Ehrgeiz zu befriedigen, hatte er seinen Willen durchsetzen wollen. Er hatte verloren.
Wortlos kehrte er ins Forschungsinstitut zurück. Farkos, den er telepathisch in sein Büro bestellt hatte, erwartete ihn bereits. Erregt berichtete Kalus.
»Ich bin nun restlos davon überzeugt, dass der Fremde sich im Kundschafter verborgen hält, und zwar mit Tanjers Wissen.« Kalus hatte sich in Rage geredet. »Unser Oberster Rat deckt Chworch und die anderen. Das ist Verrat an allen Sceddors!«
»Was willst du dagegen unternehmen?«
»Wir werden den Start verhindern, Farkos!«
Der Biologe ging langsam in dem Raum auf und ab, dann blieb er vor seinem Vorgesetzten stehen. »Es tut mir leid, aber ich weigere mich, gegen
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