Silberband 109 - Das Loch im Universum
dich, Chworch, und Kor ebenso. Alle Sceddors werden glauben, du hättest sie verraten.«
»Die meisten werden nie davon erfahren, und jene, die informiert sind, haben wie ich ein kosmisches Verständnis. Solange es Misstrauen zwischen Lebewesen verschiedener Herkunft gibt, kann es auch keinen Frieden geben. Du hast dich mir anvertraut, ich tue nichts anderes, als dieses Vertrauen nun zurückzugeben.«
»Mir blieb nichts anderes übrig, vergiss das nicht.«
»Trotzdem! Ich habe von dir viel gelernt und erfahren. Wie viel hätte mein Volk noch lernen können, wenn es nicht Sceddors wie Kalus gäbe!«
»Es gibt sie auf allen Welten, die Leben tragen.«
»Regiert Misstrauen das ganze Universum?«, fragte Chworch bitter.
Ellert schüttelte den Kopf.
»Nein, Chworch, das tut es nicht. Aber es lässt sich nicht ausrotten, wenigstens nicht immer. Du musst dich damit abfinden.«
Prenoch kam und meldete, dass Kor fertig sei.
Chworch sah Ellert-Ashdon an. »Es wird für dich nicht sehr bequem werden in den nächsten zwei Tagen, aber dafür wirst du sicher sein. In deinem Versteck lagern Wasser und Lebensmittel für viele Wochen deiner Zeitrechnung.«
»Und die Programmierung?«
»Kor wird sie baldmöglichst auswechseln.«
Es war noch Nacht und Arbeitsruhe, als sie die Werft verließen und in den Hangar fuhren. Kor erwartete sie, und er war ein wenig nervös.
»Das Versteck ist gut«, versicherte er. »Aber ich kann die Programmierung erst im letzten Augenblick auswechseln.«
»Das wissen wir«, erwiderte Chworch. »Wo sind die Wachtposten?«
»Sie müssen bald zurückkehren. Uns bleibt nur wenig Zeit.«
Ellert-Ashdon beeilte sich, mit den beiden Sceddors Schritt zu halten. Für Akrobath war das kein Problem. Erst als sie das Kundschafterschiff betraten, verwandelte sich ihre Hast in bedächtige Vorsicht.
Kor gab Ellert-Ashdon präzise Erklärungen hinsichtlich Antrieb und Robotautomatik, denen besonders Akrobath mit extremer Aufmerksamkeit lauschte. Sein positronischer Verstand verarbeitete die Informationen und speicherte sie.
»Sobald der Start erfolgt ist, kannst du dein Versteck verlassen. Der obere Bereich des Schiffes bietet dir genügend Platz. Meide den Antriebssektor, der strahlensicher isoliert ist. Es gibt keinerlei Bequemlichkeiten in den leeren Räumen, denn das würde Verdacht erregen.«
In der automatischen Kontrollzentrale deutete Kor auf die ausgebuchteten Konsolen mit den Instrumenten. »Dort befindet sich dein Versteck. Es ist sehr klein und eng, aber mit einem winzigen Luftschacht verbunden. Niemand wird dich dort vermuten. Auch für deinen Roboter ist Platz.«
»Unter den Kontrollen?«, wunderte sich Ellert. »Warum sollte man dort nicht suchen?«
»Das könnte höchstens einer meiner Techniker, und die wiederum unterstehen meinem alleinigen Befehl.«
»Kalus hätte nicht die Macht ...?«
»Die Macht vielleicht, nicht aber die Kenntnisse. Sieh hier, dieser Hebel – einer von vielen – öffnet den Einstieg. Er lässt sich von innen genauso leicht öffnen.«
Es war Ellert klar, dass die Sceddors viel riskierten, auf der anderen Seite aber hüteten sie sich, ihm etwas über die Programmierung und deren Blockierung zu verraten. Sie wollten nur, dass er ihre Welt verließ, mehr nicht. Das war einer der Gründe, warum er nicht danach fragte.
»Noch etwas«, sagte Kor. »Es ist möglich, dass in den nächsten Stunden das Schiff durchsucht wird, sobald dein Verschwinden bekannt geworden ist. Du wirst also Geräusche hören. Verhalte dich ruhig. Dein Versteck ist zwar möglichst schalldicht isoliert, aber mit entsprechenden Geräten könnte sogar dein Atem hörbar gemacht werden. Ich werde bei einer eventuellen Kontrolle dabei sein und dafür sorgen, dass alle die Zentrale schnell wieder verlassen.«
Kor griff nach dem Hebel und betätigte ihn. Die Deckwand mit Instrumenten glitt zur Seite und gab einen schmalen Einstieg frei. Dahinter lag ein länglicher, dunkler Raum, der Ellert an einen Sarg erinnerte.
»Viel Glück«, wünschte Kor, der immer nervöser wurde. »Und verliere nicht die Geduld, denn der Start kann jederzeit noch verschoben werden. Bleibe im Versteck, bis du sicher sein kannst, nicht mehr auf Sceddo zu sein.«
»Danke«, erwiderte Ellert-Ashdon. »Und auch dir nochmals Dank, Chworch. Wir werden niemals vergessen, was ihr für uns getan habt.«
Er kroch in die Kammer und steckte sich lang aus. Akrobath kam behutsam nach. Der Roboter fand noch ausreichend Platz für
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