Silberband 109 - Das Loch im Universum
genug manövrieren, um sie in eine Kreisbahn um den zweiten Planeten zu bringen. Aber eine Landung werden wir ohne Antigravfelder versuchen müssen. Der Antrieb ist stark genug, das auszugleichen.«
»Wie lange noch?«
»In exakt sieben Stunden gehen wir in die Umlaufbahn«, antwortete Akrobath.
»Du wirst täglich besser«, lobte Ellert. »Ich kann dir getrost die KARMA überlassen, sie ist in guten Händen.«
Ellert verließ die Zentrale und trat seinen gewohnten Rundgang durch das Schiff an. Der Körper musste in Bewegung bleiben und trainiert werden.
Die KARMA schwenkte in die Umlaufbahn um den zweiten Planeten der gelben Sonne ein.
Ellert beschränkte sich vorerst auf die optische Beobachtung. Auf der Nachtseite verrieten leuchtende Flecken ausgedehnte Großstädte. Der von der Sonne angestrahlte Bereich zeigte zudem Straßen und kultivierte Flächen. Weite Gebiete schienen jedoch unbewohnt zu sein. Es gab zwei kleine und einen sehr großen, nahezu von Pol zu Pol reichenden Kontinent.
Es dauerte nicht lange, bis im Funkempfang unverständliche Laute hörbar wurden. Mithilfe des dazwischengeschalteten Translators gelang nach einer Weile die erste noch teils unverständliche Übersetzung.
Eine Stunde lang suchte Ellert sämtliche Frequenzbereiche ab, um sich einen Überblick zu verschaffen.
»Wir werden behutsam vorgehen müssen«, stellte er schließlich fest. »Die Zivilisation dort unten steht zwar an der Schwelle des Raumfahrtzeitalters, doch sie ist keineswegs schon frei von Vorurteilen. Soweit ich das beurteilen kann, gibt es aber keine Nationen mehr. Sie haben Luftverkehr und verfügen über entsprechende Warneinrichtungen. Künstliche Satelliten stehen im geostationären Orbit, und sie schicken bereits Sonden zu den anderen Planeten. Damit dürfte unsere Landung nicht gerade eine Panik auslösen.«
Fünf Stunden später lagen alle notwendig erscheinenden Daten ausgewertet vor.
Der Planet hatte ungefähr die gleiche Rotationsdauer wie die ferne Erde, stand in einem ähnlichen Winkel zur Ekliptik und wies angenehme klimatische Verhältnisse auf. Die Schwerkraft betrug wenig mehr als ein Gravo. Die Zusammensetzung der Atmosphäre war denkbar günstig.
Was die Bewohner anging, so schien ihre Entwicklung ähnlich verlaufen zu sein wie die der Terraner. Ihre Evolution stand etwa dort, wo die Menschheit vor mehr als eineinhalbtausend Jahren gestanden hatte.
»Es ist besser, Ellert-Ashdon, wenn du für die Landung die Kontrollen nach meinen Anweisungen bedienst«, sagte Akrobath. »Wir wissen nicht, ob es einmal notwendig sein wird, dass du ohne mich auskommst.«
Ellert nahm kommentarlos in dem Sessel Platz. Als sich die Geschwindigkeit der KARMA verringerte, drang sie in die obersten Schichten der Atmosphäre ein und näherte sich dann, langsamer werdend, der Nachtseite. Am Rand des Horizonts tauchten Lichter auf – die Küstenstädte des großen Kontinents. Ellert korrigierte den Kurs leicht. Der ausgewählte Landeplatz lag weiter im Norden.
Kurz darauf überflog die KARMA mehrere Städte und glitt dann über schwach besiedeltes Land hinweg, das sich bis hinauf zur Polkappe erstreckte. Über einer Hochebene setzte das Schiff zur Landung an und sank langsam dem Boden entgegen.
Mit einem spürbaren Ruck setzte die KARMA auf. Der Antrieb verstummte.
Ernst Ellert desaktivierte alle Anlagen und lehnte sich zurück. »Wir sind gelandet«, sagte er.
23.
Der wissenschaftliche Krisenstab trat noch in der Nacht zur Beratung zusammen. Der Regierungschef hatte seinen Stellvertreter und offiziellen Repräsentanten Polaz zur Teilnahme an dieser Konferenz entsandt, um aus erster Hand ständig informiert zu werden.
Es war nicht das erste Mal in der Geschichte Scharzos, dass fremde Fluggefährte am Himmel auftauchten, und in aller Regel verschwanden sie danach wieder spurlos. Diesmal war alles anders. Die Ortungen zeigten, dass jenes in dieser Nacht entdeckte FFG im Norden des Kontinents Hendora niedergegangen war. Deshalb herrschte Aufregung.
Chefwissenschaftler und Spezialist für FFG-Fragen, Teilor, war mit seinem Fraggo erschienen, was ihm niemand übel nahm. Die geschlechtslosen Fraggos gehörten zur Familie und galten als die besten Ratgeber, deren Meinung oft ausschlaggebend für Entscheidungen war.
Polaz war Junggeselle wie die meisten Mitglieder der Regierung und verfügte daher auch nicht über einen Fraggo. Er war davon überzeugt, selbst genügend Hirnmasse zu haben, um ohne den
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