Silberband 109 - Das Loch im Universum
Landung hier. Du hast mich offensichtlich bewusst zurückgedrängt und alle Entscheidungen allein getroffen. Mit dir ist eine Veränderung vor sich gegangen, seit wir diese Galaxis erreichten. Ich frage mich, woran das liegen kann.«
»Unsinn, das bildest du dir ein«, erwiderte Ellert unsicher. »Warum sollte ich versuchen, dich zu verdrängen?«
»Das weiß ich nicht, aber es ist wirklich der Fall. Einmal hatte ich sogar das Gefühl, unseren Körper verlassen zu müssen, weil er zu klein für uns beide geworden sei. Glaubst du, dass ich mir das nur einbilde?«
Ellert war sich keineswegs sicher. Erst in der vergangenen Nacht war es ihm ähnlich ergangen, wenn der Grund auch offensichtlich ein anderer als bei Ashdon gewesen war. Nicht das Gefühl des Platzmangels war es, sondern ein unbändiger Freiheitsdrang, der ihn zum Verlassen des Körpers aufforderte.
»Nein, das ist keine Einbildung, Gorsty. Ich glaube, dass wir einem ernsten Problem gegenüberstehen. Sicher, als körperlose Bewusstseine gäbe es für uns keine räumlichen Grenzen mehr, aber sosehr ich mir diesen Zustand noch vor kurzer Zeit wünschte, heute habe ich Angst davor. Die Absicht, den Körper aufzugeben, sollte von uns selbst kommen. Ich fürchte aber, der Drang dazu kommt von außen.«
»Von ES?«
»Nein, diesmal hat der Unsterbliche wohl nicht die Finger im Spiel. ES würde eine Botschaft damit verbinden. Wir spüren etwas anderes, mit dem wir fertig werden müssen.«
»Aber ... was wäre der Grund?«
»Du meinst, mit welcher Absicht wir konfrontiert würden? Mit keiner guten, fürchte ich. Deshalb auch mein Zögern. Du musst mir verzeihen, wenn ich in letzter Zeit grob zu dir war, dich sogar zu unterdrücken versuchte. Es wurde mir regelrecht aufgezwungen.«
»Jetzt nicht mehr?«
Ellert zögerte. »Doch, jetzt auch noch«, gab er zu. »Aber ich bin mir dessen inzwischen bewusst geworden. Das ist der Unterschied. Du musst mich sofort informieren, falls du wieder das Gefühl hast, ich wolle dich aus unserem Körper hinausdrängen.«
»Das werde ich tun. Was hältst du übrigens von den Scharzanen? Können wir ihnen bei ihren Problemen helfen?«
»Es sind jene Probleme, die unsere Heimatwelt ebenfalls hatte. Die Schwierigkeit besteht darin, dass den Menschen damals durch das Erscheinen der Arkoniden geholfen wurde. Wir beide, du und ich, können aber niemals diesen Part übernehmen. Ausgeschlossen.«
»Du wirst den Scharzanen trotzdem ein paar Tipps geben können.«
»Das natürlich, aber mehr auch nicht.«
Ellert-Ashdon kehrte zum Schiff zurück. Akrobath und die Techniker hatten ihren Rundgang im Schiff beendet und waren bereits auf dem Weg zur Luke.
»Die Ersatzteile und Leitungen können geliefert werden«, ließ der Roboter sofort wissen. »Wir dürfen in zwei oder drei Tagen mit der Ware rechnen. Der Einbau nimmt ebenfalls zwei Tage in Anspruch. In einer knappen Woche können wir also wieder unterwegs sein.«
Er gab dem Konzept den Translator zurück.
»Wenn Sie einverstanden sind, nehmen wir Sie im Auftrag der Regierung mit nach Zorahn«, sagte einer der leitenden Techniker. »Sie sollen vor dem Krisenstab und dem Rat der Wissenschaftler sprechen.«
»Natürlich werde ich Sie begleiten.«
Zusammen mit den Scharzanen ging das Konzept zum Flugzeug.
Der Krisenstab empfing den Gast aus einer anderen Welt mit gedämpftem Beifall.
Polaz ergriff als Erster das Wort und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Besuch aus dem Weltraum Scharzos Entwicklung einen ungeahnten Aufschwung geben möge. Dann bat er die Spezialisten der verschiedenen Gebiete, in kurzen Referaten die Probleme zu schildern, mit denen es die Scharzanen zu tun hatten.
In Ellert stieg eine vage Erinnerung auf, als er die Reden hörte. Es war wie eine Rückkehr in längst vergangene Zeit.
... the Club of Rome ... Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hatte es diesen Club der Experten gegeben, der aufgrund exakter Berechnungen den Suizid der Menschheit vorausgesagt hatte. Vielleicht wäre die düstere Prophezeiung in Erfüllung gegangen, wenn nicht das Raumschiff der Arkoniden auf dem Mond notgelandet wäre.
Aber hinter Ellert-Ashdon stand keine solche Macht. Er wusste auch nicht, wie die Scharzanen ihre hausgemachten Probleme hätten lösen können. Ihm war nur klar, dass sie allein damit fertig werden mussten. Es hatte wenig Sinn, ihnen wohlmeinende Ratschläge zu geben und danach für immer zu verschwinden. Sicher, einige Tipps würden diese oder jene
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