Silberband 110 - Armada der Orbiter
belastet die Mannschaft, das Nichtstun bedrückt sie. Auch das ist ein hoher Preis.«
»Dich belastet es nicht?«
Der Loower blieb stehen und breitete seine Flughäute aus. »Das Solsystem ist nicht die Fremde für mich. Ich fühle mich hier wie zu Hause. Ich würde es als meine Heimat ansehen, wenn ich bleiben darf.«
»Warum nicht ...«
Tifflor verabschiedete sich von dem Loower und wandte sich seinem Gleiter zu.
»Hast du dir schon überlegt, welcherart Entschädigung du von meinem Volk verlangen wirst?«, rief Goran-Vran ihm nach.
Tifflor drehte sich noch einmal um. »Vielleicht erbitte ich die Neunturmanlage als Geschenk«, sagte er achselzuckend.
Dann ging er endgültig.
Zurück in seinem Büro in Imperium-Alpha, rief der Erste Terraner die neuesten Meldungen ab.
Unter dem Stichwort Weltraumbeben erfuhr er, dass es im Zentrumsgebiet der Milchstraße zu einer Sternexplosion gekommen war, deren genaue Ursache aber noch nicht ermittelt werden konnte. Es stand zwar bereits außer Zweifel, dass Gravitationsanomalien dabei eine Rolle gespielt hatten, doch musste erst geklärt werden, ob tatsächlich ein Weltraumbeben oder doch eher andere Einflüsse dafür verantwortlich waren.
Aus einigen Großstädten wurden Tumulte gemeldet, die sich sofort nach einem Bericht über den Abzug der Loower entwickelt hatten. Ausschreitungen größeren Ausmaßes waren bislang jedoch verhindert worden. Die Öffentlichkeit erwartete eine Stellungnahme der Regierung, was mit anderen Worten hieß, dass sich Tifflor eine Beschwichtigungstaktik zurechtlegen musste.
Adams hatte die Nachricht hinterlassen, dass die Wissenschaftler intensiv an der Auswertung der Daten von Gamma-Zeta arbeiteten.
Zuletzt folgte die Meldung über die Verhaftung eines Betrügers, der in der osteuropäischen Stadt Neu-Vindobona Schulden in Höhe von rund 50.000 Solar gemacht hatte, obwohl er völlig mittellos war.
Tifflor ärgerte sich, dass er mit solchen Bagatellen behelligt wurde. Er hätte die Angelegenheit übergehen können. Aber da er gerade in der richtigen Stimmung war, stellte er den für die Auswahl verantwortlichen Mann zur Rede.
»Sie wollten über alle Vorfälle, die mit den UFOs in Zusammenhang stehen könnten, unterrichtet werden«, verteidigte sich der Mann.
»Wo sehen Sie da einen Zusammenhang?«, fragte Tifflor gereizt.
»Tut mir leid«, entschuldigte sich der Mann. »Aber die Reihung der Meldungen in Sparten und Dringlichkeiten wird positronisch vorgenommen. Ich treffe nur die Auswahl und überprüfe die Berichte nicht. Aber weil er der einzige der Kategorie UFOs war, dachte ich mir ...«
Tifflor winkte ab.
Er ging die Meldung genauer durch und fand bald heraus, warum sie dem UFO-Komplex zugeordnet war. Der verhaftete Hochstapler nannte sich Plekeehr und gab sich als Siedler der Pionierwelt Hockeeton aus. Er wurde als groß und muskulös, mit ausdruckslosem, fast seelenlosem Gesicht beschrieben. Sein Verhalten wurde als atypisch und weltfremd bezeichnet, als asozial und gefühlskalt.
Tifflor musste prompt an die Beschreibung der UFO-Insassen denken, die er von der achtjährigen Dalanja Tharpo erhalten hatte. Diese Ähnlichkeit war vermutlich auch der Positronik aufgefallen.
»Kennen Sie eine Pionierwelt Hockeeton?«, fragte Tifflor den Nachrichtenmann.
»Nein, Sir, leider nicht.«
»Haben Sie nie gehört, dass jemand zu einem, der sich besonders dumm anstellt, gesagt hat, er benehme sich, als stamme er von Hockeeton? Das ist nur eine Redewendung. Früher wurde jemand gefragt, ob er vom Mond kommt. Hockeeton ist nichts anderes als ein fiktiver Begriff, ein Synonym für Ungeschicklichkeit und Dummheit.«
»Wie kann dieser Plekeehr dann behaupten, er stamme ausgerechnet von jener Welt, wenn es sie gar nicht gibt?«
»Genau das werde ich ihn selbst fragen«, sagte Tifflor. »Ich verlange, dass er nach Imperium-Alpha überstellt wird. Außerdem wünsche ich, dass auch Dalanja Tharpo hierher gebracht wird.«
»Und was ist mit Wiesel?«, fragte der Nachrichtenmann. Als er Tifflors verständnisloses Gesicht sah, erklärte er, dass Wiesel Plekeehrs Partner gewesen sei und dessen Unwissenheit offenbar zu seinem eigenen Vorteil ausgenutzt hatte.
»Den Ganoven brauchen wir natürlich auch für eine Gegenüberstellung«, bestätigte Tifflor.
Als er wieder allein war, studierte er die Unterlagen über Plekeehr genauer. Dabei fand er unter anderem die Antwort auf eine Frage, die zwar nicht von grundlegender Bedeutung war, die aber
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