Silberband 110 - Armada der Orbiter
hast keinen Grund, dich zu fürchten. Ganz ruhig, Dalanja. Kein Problem.« Auf einen Wink des Psychologen wurde Plekeehr wieder hinausgeschafft.
Julian Tifflor verließ seinen Beobachtungsposten und begab sich zum Verhörraum, um sich Plekeehr vorzunehmen. Für ihn stand nun außer Zweifel, dass er ein Mitglied einer UFO-Besatzung vor sich hatte.
25.
Tifflor war mit dem Gefangenen allein in dem kahlen Zimmer, bei dessen vier Wänden es sich um Projektionsflächen handelte. Der Erste Terraner saß an einem kleinen Mischpult, über das er verschiedene Programme abrufen und bearbeiten konnte. Im Moment bestand ringsum die Holoprojektion von Schaltwänden. Sie erweckten die Illusion einer technischen Zentrale. Es handelte sich um Nachbildungen, die nach Dalanja Tharpos Angaben über das Innere des UFOs erstellt worden waren.
Auf Plekeehr machte dieses Umfeld keinen Eindruck. Sein Blick war starr ins Nichts gerichtet, sein Gesicht ausdruckslos. Er schnitt nicht einmal mehr Grimassen. Tifflors Aufforderung, sich auf den Schwenksessel in der Mitte des Raumes zu setzen, kam er wortlos nach. Er wirkte völlig unbeteiligt.
»Erkennen Sie die Umgebung?«, fragte Tifflor.
»Nein«, antwortete Plekeehr tonlos.
»Bitte sagen Sie mir, was Sie sehen!«
»Eine Ansammlung technischer Geräte.«
»Erkennen Sie die Geräte? Sie sind an Bord eines der UFOs, auf denen Sie Ihren Dienst versahen.«
»Das ist nicht wahr.«
»Was ist hier anders?«
»Alles. Das hier sind nur Attrappen.«
Tifflor fragte sich, ob Plekeehr die Projektionen als solche durchschaute oder ob er nur von Attrappen sprach, weil die Wiedergabe der UFO-Einrichtung nicht naturgetreu war. War Ersteres der Fall, dann würde das bedeuten, dass Plekeehr Wahrnehmungsorgane besaß, die weit über den optischen Bereich hinausgingen. Dabei konnte es sich um Parasinne handeln oder um Ortungsgeräte technischer Art sowie um völlig unbekannte Sensoren.
»Gehen Sie zu einer Schaltwand und versuchen Sie, eines der Geräte zu bedienen!«
Plekeehr kam der Aufforderung nach und ging an die rechte Wand. Er streckte seine Hand aus und stieß gegen die zweidimensionale Projektionsfläche. In dieser Haltung harrte er aus.
»Haben Sie den Trick nicht durchschaut?«, fragte Tifflor.
»Was für einen Trick?«
»Dass es sich bei der technischen Einrichtung nur um eine Projektion handelt.«
»Ich habe nur getan, was Sie mir geraten haben.«
Der Erste Terraner legte die Stirn in Falten. Er wollte nicht zu viel Zeit vergeuden und steuerte mit seiner nächsten Frage einem anderen Thema zu.
»Sind Sie es gewohnt, alles zu tun, was von Ihnen verlangt wird, ohne über Sinn und Zweck nachzudenken, Blacky?« Tifflor entschloss sich spontan zu der etwas vertraulicheren Anrede.
»Ich habe zu viel nachgedacht.«
»Es ist Ihnen untersagt, sich Gedanken zu machen und Fragen zu stellen?«
»Wäre dies der Fall, hätte ich mich auf Terra nicht so lange behaupten können.«
»Zugegeben, Sie haben sich recht gut gehalten. Aber mit meiner Frage wollte ich nur klären, ob Sie ein Befehlsempfänger sind oder ein Kommandierender.«
»Alurus ist der Kommandant.«
»Das wissen wir. Sie und die anderen haben seine Befehle ausgeführt.«
Darauf gab Plekeehr keine Antwort. Tifflor wertete sein Schweigen als Bestätigung.
»Welche Befehle hat Ihnen Alurus gegeben, als Sie in unser Sonnensystem einflogen? Nannte er den Namen des Zielplaneten?«
Tifflor machte eine Pause.
Da er keine Antwort erhielt, stellte er die nächste Frage: »Hat Alurus Ihnen gesagt, warum er ausgerechnet dieses Sonnensystem als Ziel gewählt hat?«
Immer noch keine Antwort.
»Erklärte Alurus die besondere Bedeutung des dritten Planeten? Wie nannte er uns – Menschen, Terraner oder wie sonst? Umriss er eure Aufgabe? Sagte er, dass wahllos eine gewisse Anzahl von Menschen entführt werden sollte, oder mussten es nur Kinder einer bestimmten Altersgruppe sein? Legte er sich auf einzelne Kinder fest? Nannte er Namen, oder musstet ihr euch bei der Auswahl der Opfer nach anderen Kriterien richten? Was war der Maßstab für die Entführungen? Welche Befehle gab Alurus?«
Plekeehr ließ alle diese Fragen unbeantwortet. Er blieb unbewegt, zuckte die ganze Zeit über nicht einmal mit der Wimper. Tifflor gewann aber nicht den Eindruck, dass der Mann eine Mentalsperre besaß, die ihm die Beantwortung dieser Fragen nicht erlaubte. Er war einfach desinteressiert und stur.
»Was sagt Ihnen der Begriff Zeit, Blacky?«
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