Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
Untergrundkämpfer haben die Orbiter mit einem Täuschungsmanöver von unserer Spur abgebracht.«
»Das bedeutet zugleich, dass sie Kontakt mit uns suchen werden. Andernfalls würden sie sich diese Mühe nicht machen«, warf Kayna Schatten ein.
Der Akone nickte. »Wir müssen also nur warten«, sagte er zuversichtlich.
Der Vario-500 stellte zufrieden fest, dass der erste Teil seines Planes aufgegangen war. Durch Störmanöver war es ihm gelungen, für kurze Zeit die Ortungsgeräte der Invasoren lahmzulegen.
In dieser Zeitspanne ließen sich die Flüchtigen, ohne es zu bemerken, auf komplizierten Wegen bis in einen Transporttunnel locken – und in dem Augenblick, in dem die Verfolger wegen des Ausfalls ihrer Ortungsgeräte die Spur verloren, hatte der Vario die Projektion eines Gleiters sowie die Projektionen von sieben Insassen erzeugt und in Richtung der unbewohnten Altstadt von Trade City fliehen lassen.
Da die Orbiter keinen anderen flüchtigen Gleiter sahen, verfolgten sie die Projektion. Bis ihre Ortungen wieder arbeiteten, hatten sie sich so weit von den echten Flüchtlingen entfernt, dass sie sie nicht mehr erfassen konnten.
Bevor sie merkten, dass sie hinter Projektionen her waren, mussten die Geflohenen in das subplanetarische Labyrinth gebracht werden. Dort würden sie für die Invasoren unerreichbar sein.
Allerdings trat etwas ein, mit dem der Vario zu diesem Zeitpunkt noch nicht gerechnet hatte. Drei Orbiter entdeckten bei der Suche nach der mobilen Positronik einen der Geheimzugänge in die Unterwelt.
Der Vario-Roboter überlegte, ob er die Orbiter in ihr Verderben laufen lassen sollte. Gleichzeitig erinnerte er sich an die Gespräche zwischen seinen Vertrauten und Julian Tifflor, über die er selbstverständlich informiert war. Der Erste Terraner hatte berichtet, dass die Untersuchungen der auf Terra inhaftierten Orbiter einwandfrei ergeben hatten, dass es sich um organische Lebewesen handelte und keinesfalls um Androiden.
Der Vario entschied, die drei Orbiter von seinen Sicherheitssystemen einfangen zu lassen und sie in der Biostation zu untersuchen. Womöglich konnte er herausfinden, wie sie entstanden waren und über welche Besonderheiten sie verfügten.
Die Geflohenen durften sich in dieser Zeit nicht selbst überlassen bleiben. Deshalb aktivierte der Vario-Roboter eine neue Projektion, die in der Lage war, die Geflohenen in eine Sektion der Unterwelt zu locken, in der sie nicht ernsthaft gefährdet wurden, aber auch nicht aus eigener Kraft entkommen konnten.
»Achtung!«, flüsterte Kayna Schatten. »Folgt meinem Blick, aber unauffällig und leise!«
Die übrigen Flibustier drehten sich langsam, ohne ein Geräusch zu verursachen. Ein Lichtschein näherte sich dem Transporttunnel, in dem die Flibustier in ihrem Gleiter warteten.
»Konstante Höhe«, flüsterte Simudden. »Keine Schwankungen. Also ist es kein Fußgänger, sondern ein Fahrzeug, das sich nähert.«
Brush Tobbon stieß den Akonen und Kayna an. Postiert euch links und rechts der Einmündung des Nebentunnels!, bedeutete seine Geste.
In Situationen wie dieser unterlief dem Anführer der Piraten kein Fehler. Er wusste genau, dass er durch sein großes Gewicht erheblich öfter Geräusche verursachen konnte als seine Gefährten. Deshalb unterdrückte er den Ehrgeiz, unmittelbar dabei zu sein, wenn das, was sich da näherte, identifiziert und eventuell ergriffen wurde. Er drückte sogar dem Akonen seine Beutewaffe in die Hand; nicht, weil ihm Pearl lieber gewesen wäre als Kayna, sondern weil er aus Erfahrung wusste, dass Simudden als Kämpfer um eine Klasse besser war als die Planerin.
Nachdem die beiden Flibustier lautlos in der Finsternis verschwunden waren, blieb den anderen Piraten nur noch abzuwarten.
Zwei Scheinwerferkegel stachen aus dem Nebentunnel heraus und erhellten die gegenüberliegende Wand des Transporttunnels sowie die auf den Gleitbändern stehenden Kleincontainer. Leise summend schwebte etwas, das einem Kontursessel ähnelte, aus der Einmündung des Nebentunnels.
In dem Augenblick, in dem Markon Treffner die Scheinwerfer des Gleiters einschaltete und Brush Tobbon das Triebwerk hochfuhr, wurde das Summen lauter. Der Schwebesessel schwankte, drehte auf der Stelle und raste in den Nebentunnel zurück.
Sekunden später hielt Tobbon den Gleiter vor der Einmündung des Nebentunnels an und ließ eine Serie wüster Verwünschungen vom Stapel. Der Nebentunnel war zu eng, um den Gleiter
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