Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
Hotrenor-Taak Margors Cheftender war, hatte er nicht ahnen können.
»Es freut mich, dass Sie auch in dieser Situation Ihr Lächeln beibehalten, Tek«, sagte der Lare mit leichtem Spott. »Ich darf Sie doch so nennen – Tek?«
»Nur zu, Taak.«
Der Lare wandte sich an die Springer. »Lasst uns allein und bereitet den Aufbruch vor. Sobald der Sturm nachlässt, fahren wir los.«
Bis auf Hotrenor-Taak und den Vincraner verließen alle Paratender den Raum. Der Vincraner wirkte uralt, aber er stand aufrecht da und überragte selbst Tekener um einige Zentimeter.
»Was halten Sie davon, mit uns zusammenzuarbeiten, Tek?«, fragte Hotrenor-Taak überraschend.
15.
»Ich sehe beim besten Willen keine Möglichkeit für eine Zusammenarbeit«, antwortete Tekener ablehnend. »Sie sind Margors Sklave, aber ich setze alles daran, diesen Verbrecher unschädlich zu machen. Zwischen uns liegt eine unüberwindbare Kluft.«
Hotrenor-Taak überhörte die provozierende Formulierung. Tekener war nicht so dumm, dass er den Unterschied zwischen einem willenlosen Sklaven und einem Paratender nicht erkannt hätte.
»Trotzdem haben wir gemeinsame Interessen«, fuhr der Lare fort. »Ich beobachte Sie seit Ihrer Ankunft auf Zwottertracht. Ich weiß auch, dass Ihre Frau in einem zweiten Shift unterwegs ist – aber das spielt hier keine Rolle. Es stimmt, dass wir verschiedene Ideologien vertreten. Trotzdem wollen wir beide das Gleiche, nämlich das Geheimnis der Psychode und der Prä-Zwotter ergründen.«
»Sind Sie sicher, dass mir so viel daran liegt?«, erwiderte der LFT-Agent. »Mir geht es in erster Linie darum, Margor das Handwerk zu legen. Alles andere ist zweitrangig.«
»Was reden wir lange herum, Taak«, mischte sich Galinorg ein. »Machen wir kurzen Prozess mit ihm. Die Psychode werden ihn bekehren.«
»Ich bin immun«, stellte Tekener sachlich fest. »Den Beweis dafür trete ich gern an.«
Für Hotrenor-Taak war Ronald Tekener ein fähiger Mann. Der Lare zählte ihn sogar zu den bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Galaxis, auch wenn Tekener nicht dem Kreis zuzuordnen war, der galaktische Politik machte.
Hotrenor-Taak verdankte Tekener sein Leben. Aber gewiss bot er ihm einen Pakt auf Zeit nicht aus Sentimentalität an. Die Zusammenarbeit war eine logische Notwendigkeit.
»Ich will offen zu Ihnen sein, Tek«, sagte der Lare, hatte aber keineswegs die Absicht, alle Karten aufzudecken, wie es der Spieler formuliert hätte.
»Fangen Sie ruhig an!«
»Die Psychode bereiten mir Sorge. Margor sieht nur ihr Machtpotenzial. Er erkennt die Gefahren nicht, die von ihnen ausgehen. Ich will kein Loblied auf Margor anstimmen, aber es ist gewiss so, dass viele seiner Taten von den Psychoden angeregt wurden ...«
»Taak!«, rief der Vincraner erregt. »Du vergisst, wen du vor dir hast.«
»Ich sehe Tek als unseren Verbündeten an«, erwiderte der Lare und wandte sich wieder dem Terraner zu. »Ich bin nach Zwottertracht gekommen, um die Bedeutung der Psychode zu ergründen. An Ihren Aktivitäten, Tek, sehe ich, dass Sie Ähnliches beabsichtigen. Margor weiß nichts von meinem Vorhaben. Ich handle gegen seine Anweisungen, wenn auch aus dem Bestreben heraus, sein Wirken in die richtigen Bahnen zu lenken. Die Galaxis braucht eine starke Hand. Boyt Margor ist der Mann, der die Völker zusammenhalten könnte. Nur will ich verhindern, dass er untaugliche Mittel anwendet. Damit wir uns richtig verstehen, Tek: Ich verlange nicht, dass Sie überlaufen. Ich will Sie nicht einmal beeinflussen. Für die Dauer unserer Zusammenarbeit sollten wir jedoch unsere konträren Ansichten vergessen und ohne Ressentiments auf unser gemeinsames Ziel hinarbeiten, die Erforschung der Psychode. Was halten Sie davon?«
»Ich könnte einwenden, dass mir ohnehin keine Wahl bleibt, da ich mich in Ihrer Gewalt befinde«, erwiderte Tekener. »Aber ich bin sicher, dass Sie mir eine Gleichstellung anbieten wollen. Unter dieser Voraussetzung würde ich einer Partnerschaft auf Zeit zustimmen.«
»Sie sind ein freier Mann«, sagte der Lare spontan. »Fairerweise füge ich hinzu, dass unsere Übereinkunft erlischt, sobald eine Situation eintritt, die Vorrang für meine Paratenderschaft verlangt. Obwohl es vielleicht nicht so scheint, bin ich Boyt treu ergeben.«
»Sie müssen mich über die Hörigkeit von Paratendern nicht aufklären, Taak.« Tekener lächelte wissend. »Das soll meine letzte Bemerkung zu diesem Thema gewesen sein, sofern Sie
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