Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
zog den Kopf ein.
Mit dumpfem Krachen und Splittern schrammte der Stein über das Fahrzeugdach. Das Geschütz wurde zumindest teilweise fortgerissen. Dann prallte das Fahrzeug gegen die Mauer, drehte zur Seite und kam mit heulendem Antrieb zum Stehen.
Der Fahrersitz war leer. Das heißt, Tekener sah dort nur noch das eiförmige Königspsychod liegen.
»Tezohr!«, rief er, erhielt aber keine Antwort.
Er fühlte Benommenheit in sich aufsteigen und sah zugleich, dass sich die Zwotter dem Wagen näherten. Drohend schwangen sie verbogene Eisenstangen über ihren Köpfen.
Tekener zog sich aus der Fahrerkabine in den Laderaum mit den Psychoden zurück. Dort lag seine Ausrüstung. Er holte den Deflektor.
Schritte kamen näher. Mehrere vermummte Zwotter rissen den Zugang zum Laderaum auf. Tekener war da optisch schon nicht mehr auszumachen.
»Fühlt ihr es?« Einer der Vermummten deutete auf die am Boden liegenden Psychode. »Das müssen Heiligtümer sein.«
»Falsche Psychode sind das«, sagte ein anderer Zwotter, offensichtlich wie alle anderen auch weiblichen Geschlechts.
»Aber sie haben Parusie!«
»Eine falsche und verderbliche Parusie. Wir müssen sie Weittel bringen, damit sie alle dem Mächtigkeitspsychod opfern kann.«
Tekener sah sich in die Enge getrieben. Er verteilte an die Zwotterfrauen in seiner Reichweite Ohrfeigen.
»Im Namen Tezohrs!«, sagte er dumpf. »Alle Frevler, die seine Psychode schänden, werden für ewig verdammt, Morphlinge zu sein.«
Die Zwotter liefen schreiend davon. Tek gelangte ungehindert in die Höhle hinaus. Er lief zu einer etwas entfernten Felsnische und beobachtete von dort.
Auch der Verfolgerwagen hatte die Mauer gerammt. Die Zwotterfrauen in ihren purpurnen Kutten holten Galinorg und seine vier Paratender aus dem Wrack. Mit den Metallstangen immer wieder zustoßend, zwangen sie die Männer, die Psychode auszuladen. Galinorg schleppte den paralysierten Hotrenor-Taak aus dem Fahrzeug.
Alle wurden schließlich von den Zwottern abgeführt.
Einige Zwotterfrauen blieben bei den Psychoden zurück und betrachteten sie misstrauisch. Als die erwarteten Schläge ausblieben, wagten sie nach einer Weile, die Psychode fortzutragen.
Tekener folgte ihnen im Schutz der Unsichtbarkeit, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie auch Tezohrs Königspsychod mitgenommen hatten.
Von dem Paraplasmaten selbst fehlte weiterhin jede Spur.
19.
Was für eine majestätische Stille.
Nur sein hallender Schritt war zu hören, als er durch die leere Halle ging.
Wie leer und trostlos zugleich.
Er brauchte einen Halt. Etwas, woran er sich klammern konnte, um nicht in seiner eigenen Leere zu versinken.
Ein Geräusch. Schritte von einem Fremden. Ein Schatten stürzte auf ihn zu. Drohend, dunkel und mächtig. Ein Paratender, der aus dem Spalier ausgebrochen war, um ihn, der den Halt zu verlieren drohte, zu stützen. Aber er missverstand die Geste – er wollte sie missverstehen, weil er ein Ventil für seine aufgestaute Wut brauchte.
Er entlud sie in Form von purer Psi-Energie gegen den Paratender. Er sah den stürzenden Körper schrumpfen und wandte sich von dem hässlichen Anblick ab.
Er bedauerte, dass er einen Unschuldigen hatte töten müssen. Aber danach fühlte er sich wesentlich besser. Wenn er diesen einen Paratender nicht als Zielscheibe für den in ihm tobenden Überdruck gehabt hätte, dann hätte er den ganzen Planeten in einer Implosion vernichten müssen.
Er war erleichtert.
Und als er sich nun umblickte, war die Halle angefüllt mit Psychoden. Sie hingen an den Wänden, ruhten in Vitrinen und standen auf Podesten. Und Harzel-Kold meditierte zwischen ihnen. Harzel-Kold erhob sich. Er führte eine Frau durch sein Museum. Er zeigte Virna Marloy seine Kunstschätze und ließ sie an der Parusie der Kunstwerke teilhaben.
Aus dieser Verbindung ging ein Kind hervor, das zu einem Albino mit psychodefarbenem Haar und nachtblauen Augen, mit tonnenförmiger Brust und vorgewölbter Stirn heranwuchs. Das war er – Boyt Margor.
Er stand außerhalb seines Körpers und sah sich zwischen den prä-zwotterischen Kunstschätzen wandeln. Aber je mehr sich seine Erscheinung manifestierte, desto undeutlicher wurden die Psychode, sie verblassten und lösten sich auf. Und er kehrte in seinen Körper zurück und erkannte, dass alles nur Illusion gewesen war.
Das Psychode-Museum war leer. Kahle Wände, geplünderte Vitrinen, verwaiste Podeste, wohin er blickte. Das Museum ausgeraubt,
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