Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
den vereitelten Psychode-Diebstahl zu wissen schien.
Margor ließ den Gefangenen vorführen. Die Schwierigkeiten des Zwotters, sich zu artikulieren, gestalteten das Verhör recht zermürbend. Margor erfuhr dennoch interessante Neuigkeiten.
Der Zwotter hieß Kehril und hatte den Flug in Tekeners Space-Jet mitgemacht – im Zustand der Unaussprechlichkeit, wie Kehril es nannte. Margor nahm an, dass Kehril während des Fluges nach Zwottertracht noch weiblich gewesen war. Kehril hatte mit anderen Zwottern Duplikate der Psychode aus dem Depot angefertigt, die Tekener mit den echten vertauschen wollte. Die Attrappen waren sichergestellt worden, und Kehril beschwor, als man sie ihm zeigte, dass es sich um besagte »Echt-Psychode« handelte.
Aber Kehril behauptete in seinem gesungenen Kauderwelsch auch, dass noch ein dreizehntes Psychod vorhanden war, von dem es nur ein Exemplar gegeben hatte – also das Original.
Margor ließ dem Zwotter Sand und Kaktusmilch bringen und forderte ihn auf, dieses dreizehnte Psychod zu modellieren.
»Ich spielerischen Leichterschaffung von Echt-Psychod«, behauptete Kehril und formte mit flinken Händen aus dem Gemisch ein eiförmiges Gebilde.
»Das Auge des Königs! «, entfuhr es Margor überrascht, als er das Werk sah.
»Königspsychod Tezohr!«, bestätigte Kehril freudestrahlend. »Tekener-Tek und Jenny-Jennifer tekheterisch geleitet von ...«
Der Sprechgesang des mitteilsamen Zwotters wurde immer unverständlicher. Aber Margor hatte genug gehört. Demnach befanden sich Tekener und seine Frau im Besitz des königlichen Psychods, das einst auch Harzel-Kold kurzzeitig besessen hatte und dem Margor selbst vergeblich nachgejagt war. Das sogenannte Auge des Königs war für ihn das Psychod aller Psychode.
Hatte Tekener Hotrenor-Taak damit in seine Abhängigkeit gebracht?
Margor befahl den Start der MOONBEAM. Sein Ziel war der Wohnberg der Prä-Zwotter, in den sich seine Feinde zurückgezogen hatten. Wenn es sein musste, würde er die Feuerkraft des Ultraschlachtschiffs einsetzen und den Berg einschmelzen, bis die Gegner um Gnade winselnd hervorgekrochen kamen.
Die MOONBEAM schwebte der Gebirgskette am Horizont entgegen. Der Versuchung, den Laderaum mit seinen neunundfünfzig Psychoden aufzusuchen, widerstand Margor nur unter Aufbietung aller Selbstbeherrschung. Er musste erst die restlichen Psychode an sich bringen, bevor er sich ihrer Parusie hingeben und ihre Kraft in sich aufnehmen durfte.
Er öffnete seinen Geist, um alle psi-affinen Impulse seiner Paratender zu empfangen. Aber in die vertrauten Schwingungen mischten sich fremde Impulse. Sie wurden stärker, je näher das Ultraschlachtschiff dem Wohnberg kam.
Die Erkenntnis traf Margor wie ein Blitz. Die fremden Schwingungen stammten von drei verschiedenen Quellen. Die Sender waren mutierte Gehirne, die nicht nur unempfindlich und immun gegen seine psi-energetische Ausstrahlung waren, sondern ihr sogar entgegenwirkten. Er kannte diese Gehirnwellenmuster, sie gehörten Bran Howatzer, Dun Vapido und Eawy ter Gedan. Ihre Anwesenheit auf Zwottertracht war der endgültige Beweis, dass ein von langer Hand vorbereitetes Komplott im Gang war.
20.
»Was ist denn in euch gefahren?«, rief Doomvar den drei Mutanten zu. Der Sturm riss ihm die Worte von den Lippen. »Wollt ihr warten, bis eine Bö euch in die Tiefe reißt?«
Er stemmte sich gegen die Gewalt des Sturmes und kämpfte sich zu den beiden Männern und der Frau vor.
Sie hatten sich schon während des Fluges durch die Sphäre äußerst seltsam benommen. Doomvar bereute inzwischen seine Offenheit. Er hatte ihnen gesagt, dass sie ihre parapsychischen Fähigkeiten dem Einfluss der vergeistigten Prä-Zwotter zu verdanken hatten und ein Gegengewicht zu dem Negativmutanten Boyt Margor sein sollten. Von da an war nicht mehr vernünftig mit ihnen zu reden gewesen. Sie wirkten so abwesend, als hätten sie selbst ihre Körper verlassen und wären in dem Staubmantel aufgegangen. Nicht einmal die Landung auf Zwottertracht hatte daran etwas geändert. Natürlich hatten Tek, Jenny und die Zwotter längst den Ort verlassen, wo Doomvar sie abgesetzt hatte. Es war nur noch ein kurzer Flug bis zum eigentlichen Ziel der Expedition gewesen, dann die zweite Landung auf dem sturmgepeitschten Hochplateau.
»Wir müssen in den Berg hinein!«, schrie Doomvar den Mutanten zu, als er sie erreichte. »Unser Ziel liegt irgendwo im Höhlenlabyrinth.«
Sie schienen ihn nicht zu hören, obwohl
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