Silberband 112 - Die Energiejäger
Teufel waren. Wieder fragte er sich, was während Ganercs letztem Besuch auf Derogwanien wirklich geschehen sein mochte.
Das Schiff landete am Ufer des Flusses, der sich unweit der Stadt durchs Land wand und auf dem kleine Eisschollen trieben. Auch einige Boote lagen im Wasser, wenngleich an einem Landungssteg vertäut. An ihren Rümpfen hatten sich Eisschollen gestaut. Der Steg sah zerfallen aus. Ein kieloben im Wasser liegendes Boot verstärkte den trostlosen Anblick.
Alaska Saedelaere wartete darauf, dass der Zeitlose sein Schweigen brechen und die Lichtzelle öffnen würde, doch der kleine Mann war in die Betrachtung der Umgebung versunken.
»Wann steigen wir aus?«, fragte Alaska schließlich.
»Ich muss nachdenken«, erwiderte der Zwerg. »Ich habe den Schlüssel immer in meiner Hütte aufbewahrt.«
»Sie wurde von den Puppen niedergebrannt.« Saedelaere sah seinen Begleiter erschrocken an. »Glaubst du, dass der Schlüssel zerstört worden ist?«
Ganerc-Callibso schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht! Selbst wenn er in den Flammen lag, dürfte ihm das wenig ausgemacht haben.«
»Er müsste also dort oben im Dreck liegen.«
»Schon möglich. Es kann aber auch sein, dass die Puppen ihn gefunden und weggeschleppt haben.«
»Was sollten sie damit anfangen?«
»Ihnen genügt wahrscheinlich schon, dass es sich um einen bedeutsam aussehenden Gegenstand handelt. Vielleicht haben sie auch irgendwann das Interesse daran verloren und ihn weggeworfen, womöglich in den Fluss.«
»Dann hätten wir den Schlüssel für immer verloren«, sagte der Mann mit der Maske ernüchtert.
Ganerc-Callibso nickte langsam. »Im Fluss werden wir ihn kaum wiederfinden, denn die Strömung hätte ihn längst davongetragen. Aber ich hoffe, dass die Puppen ihn in die Stadt gebracht haben.«
Der Gnom überprüfte den Anzug der Vernichtung. Saedelaere legte seinen Raumanzug an, und der Zeitlose schüttelte missbilligend den Kopf, als er die Waffen in die Gürteltaschen schob.
»Was hast du vor? Willst du auf sie schießen?«
»Ich habe nicht die Absicht«, gab der Hagere zurück, ohne jedoch die Waffen abzulegen. »Allerdings könnten wir in eine Situation geraten, in der wir auf diese Ausrüstung angewiesen sein werden.«
»Es wird nichts geschehen, was uns in Gefahr bringen könnte«, versicherte Ganerc-Callibso.
Nachdenklich schaute Saedelaere auf ihn hinab. »Hast du jemals diesen Puppenkörper verlassen, seitdem du ihn vor ein paar Jahren von hier geholt hast?«
Die Wirkung, die er mit diesen Worten erzielte, kam für ihn völlig überraschend. Der Zeitlose schien sich regelrecht zu winden. Abwehrend hob Ganerc-Callibso beide Arme. »Darüber gibt es nichts zu sagen!«, herrschte er Alaska an.
Der Transmittergeschädigte verstand, dass er mit seiner Frage an das Geheimnis rührte, das den Zeitlosen, die Puppen und diesen Planeten umgab.
»In letzter Zeit habe ich mich oft gefragt, warum du mit deinem Über-Ich diesen alternden Körper nicht einfach verlässt«, fuhr Saedelaere fort.
Die Reaktion des Gnomen fiel noch heftiger aus als zuvor. Der Mann mit der Maske erkannte daran, dass er sich auf der richtigen Spur befand.
»Hör auf!«, rief der Zeitlose schrill. »Damit hast du nichts zu tun! Das ist einzig und allein meine Angelegenheit.«
»Es ist doch eigenartig, dass du in diesem Körper bleibst, obwohl er zerfällt. Das ist, als würde jemand in einem brennenden Haus verweilen, obwohl sich ihm die Möglichkeit zum Entkommen bietet.«
Ganerc-Callibso hatte die kleinen Hände zu Fäusten geballt und gegen die Schläfen gepresst. Kaum hörbar sagte er: »Vielleicht habe ich diese Möglichkeit nicht!«
Das entsprach Saedelaeres Vermutung. Er bemühte sich, seine Erschütterung zu verbergen. Die Gelegenheit, die volle Wahrheit zu erfahren, war günstig, er durfte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.
»Dein Über-Ich ist in diesem Körper gefangen«, stellte er fest. »Daran bestehen für mich keine Zweifel. Aber warum ist das so?«
Er erhielt keine Antwort. Ganerc-Callibso öffnete endlich die Lichtzelle und sprang nach draußen. Der Zeitlose schlug den Weg zum Bootssteg ein. Saedelaere folgte ihm. Falls die Puppen die Ankunft der Besucher registriert hatten, dann reagierten sie nicht darauf – jedenfalls bis jetzt noch nicht. Keiner der Bewohner war außerhalb der Stadt zu sehen.
Ganerc-Callibso trat auf den Steg hinaus. Die morschen Bohlen knirschten. Obwohl auf dieser Seite des Planeten Winter herrschte,
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