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Silberband 112 - Die Energiejäger

Silberband 112 - Die Energiejäger

Titel: Silberband 112 - Die Energiejäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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war es nicht sehr kalt.
    Ganerc-Callibso deutete auf eines der Boote. »Dort liegt jemand!«, rief er.
    Der Transmittergeschädigte folgte dem Zwerg vorsichtig. In einem der Boote lag eine Puppe. Sie schien tot zu sein.
    Leblos!, korrigierte Saedelaere sich in Gedanken. Er musste sich abgewöhnen, im Zusammenhang mit den Puppen von tot zu sprechen.
    Die Puppe hing quer über den Bootsrand, ihre eine Hand war zwischen zwei angeschwemmten Eisschollen festgefroren. Da sie bäuchlings und mit dem Kopf nach unten aus dem Boot hing, konnte der Transmittergeschädigte ihr Gesicht nicht sehen.
    Ganerc-Callibso ergriff einen Bootshaken und zog das kleine Boot damit heran. Er beugte sich hinab und versuchte, die Puppe an dem freien Arm zu packen und auf den Steg heraufzuziehen. Saedelaere sah ihm mit gemischten Gefühlen zu. Er spürte, dass das Cappinfragment in seinem Gesicht zuckte, aber es leuchtete nicht stärker als gewöhnlich.
    »Hilf mir!«, verlangte der ehemalige Mächtige.
    Saedelaere ging weiter nach vorn und bückte sich. Aber die verwitterten Bretter hielten der Last nicht mehr stand. Der Transmittergeschädigte hörte noch das Splittern und Krachen des auseinanderbrechenden Holzes, dann stürzte er mit Ganerc-Callibso in das eiskalte Wasser. Schwer schlug er mit der Hüfte auf den Bootsrand. Die Puppe kippte vollends heraus und klatschte in den Fluss. Das automatische Rettungssystem des Raumanzugs reagierte. Blitzschnell glitt der Helm über Saedelaeres Kopf und rastete ein. Das Boot trieb ebenso ab wie die Puppe mit den beiden Eisschollen. Die von Ganerc-Callibso aufgewühlten Wellen ließen die Puppe umkippen.
    Saedelaere konnte nun ihr Gesicht sehen. Es erinnerte ihn an eine Karikatur Callibsos. Doch die Ähnlichkeit beruhte vor allem auf der Kopfform. Dieses Gesicht sah seltsam unfertig aus, die Züge waren nur im Ansatz zu erkennen. Die Augen glichen aufgeklebten Kugeln, die Nase war eine Wölbung mit zwei Schlitzen darin. Der Mund erinnerte den Terraner an eine halb geöffnete Klappe. Die Nässe ließ das Gesicht glänzen, es drückte unbarmherzige Kälte und Gefühllosigkeit aus.
    Saedelaere stieß die Puppe von sich weg, machte ein paar Schwimmstöße und zog sich an einer Stelle, die der Belastung standhielt, wieder auf den Steg. Der Zeitlose folgte ihm. Das Wasser troff von ihren Anzügen. Ganerc-Callibso ergriff den Bootshaken wieder und fischte die Puppe damit aus dem Fluss. Wie eine Angel zog er die Stange mit einem Ruck nach oben, und tatsächlich sah die Puppe in diesem Moment aus wie ein Fisch. Der Gnom löste sie vom Haken und legte sie auf die Bretter des Stegs.
    »Ich möchte wissen, was sie umgebracht hat«, sagte er nachdenklich.
    »Vielleicht ist sie ertrunken«, vermutete Saedelaere. »Mit letzter Kraft konnte sie sich noch ins Boot ziehen, aber gerettet hat sie das nicht mehr.«
    Der Kleine schüttelte den Kopf.
    »Sie weist keinerlei Spuren eines gewaltsamen Todes auf.« Er entfernte die Kleider vom Körper der Puppe und untersuchte sie. »Siehst du! Keine Verletzungen.«
    »Ich glaube, es ist gut, dass sie leblos ist«, sagte der Transmittergeschädigte. »Sie macht auf mich einen bösartigen Eindruck.«
    »Von deinem Standpunkt aus magst du sogar recht haben«, bestätigte Ganerc-Callibso. »Es liegt daran, dass diese Puppen eine Art Halbleben führen. Sie sind nicht so lebendig, wie sie sein sollten, aber das ist allein meine Schuld.«
    »Wie meinst du das?«
    Der Zeitlose stieß die Puppe zurück in den Fluss. Sie wurde von der Strömung erfasst und davongetragen.
    »Komm mit!«, forderte Ganerc-Callibso den Terraner auf. »Wir gehen hoch zum Hang, wo einst die Hütten standen. Vielleicht finden wir den Schlüssel. Dann kannst du umkehren.«
    Damit bestätigte er erneut, dass er nicht die Absicht hatte, den Rückflug nach Erranternohre und zum Treffpunkt mit der BASIS mitzumachen.
     
    Sie entfernten sich vom Fluss und bewegten sich etwa zweihundert Meter vom Stadtrand entfernt auf den kaum noch sichtbaren Pfad zu, der zum Hang hinaufführte. Alaska Saedelaere wartete schweigend, dass der Zeitlose ihm einige Erklärungen geben würde.
    Tatsächlich redete der ehemalige Mächtige nach einer Weile. Es klang, als befreite er sich damit von einer drückenden Last.
    »Als ich zum letzten Mal nach Derogwanien kam, um diesen armseligen Körper für mich zu holen, begab ich mich in die Stadt«, berichtete er. »Es war alles unverändert geblieben, und ich fand die leblosen Puppen überall.

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