Silberband 112 - Die Energiejäger
herankam.
Zu Saedelaeres Überraschung verschwanden die beiden Puppen in einem der Häuser. Um die Lichtzelle kümmerten sie sich nicht mehr.
Brauchte er wirklich nur hinüberzugehen, die Lichtzelle zu besteigen und wegzufliegen, um von Derogwanien zu entkommen? Oder war das eine neue Falle?
Aus anderen Stadtteilen ertönte neuer Lärm, als stürzten dort Gebäude ein. Die Geräusche schienen vor allem aus jenen Vierteln zu kommen, in denen ebenfalls Türme standen. In Saedelaere krampfte sich alles zusammen, als er daran dachte, dass dort vielleicht weitere Riesenpuppen ins Freie gelangten. Begannen diese Giganten damit, die Stadt in Trümmer zu legen?
Wollte Ganerc sein eigenes Werk vernichten?
Unweit des Transmittergeschädigten streckte eine Puppe ihren Kopf aus einem Fenster und rief ihm etwas zu. Ihr gesichtsloser Kopf verlieh ihr einen derart hilflosen Ausdruck, dass der Terraner sogar Mitleid empfand. Mit schnellen Schritten überquerte er die Straße und blickte zu der Puppe hinauf.
»Hilf uns!«, flehte sie. »Du bist der Einzige, der uns helfen kann.«
Er starrte sie fassungslos an. Die Bösartigkeit und Aggressivität, die alle Puppen wie eine Aura umgeben hatte, schien bei diesem Exemplar völlig verschwunden zu sein.
»Was ist geschehen?«, wollte Saedelaere wissen. »Wovor fürchtet ihr euch?«
»Ganerc hat vergessen, die Urpuppen auszuschalten.«
Die Antwort erinnerte den Mann mit der Maske an die unmittelbare Bedrohung. Er blickte die Straße entlang. Die Urpuppe war bedrohlich näher gekommen. Er zögerte nun nicht länger, sondern rannte zur Lichtzelle des Zeitlosen weiter und schwang sich nach innen. Als nichts Bedrohliches geschah, schloss er die Luke und widmete sich den Kontrollen.
Wenige Sekunden später schwebte er mit dem Flugobjekt hoch über der Stadt, unerreichbar für die Puppen. Saedelaere seufzte erleichtert.
Er blickte in die Tiefe und sah, dass ein halbes Dutzend Urpuppen unterschiedlicher Größe in der Stadt wüteten. Einige Häuser und Türme waren schon zerstört.
»Nichts kann mich hier noch länger halten«, murmelte Alaska Saedelaere.
Er ließ die Lichtzelle weiter aufsteigen, hatte nur noch den Wunsch, eine möglichst große Entfernung zwischen sich und Derogwanien zu bringen. Aber noch bevor er die Atmosphäre verlassen konnte, quälten ihn Gewissensbisse.
Durfte er Ganerc, der sich vielleicht in irgendeiner Form noch dort unten aufhielt, im Stich lassen? Und vor allem: Hatte er das Recht, zu fliehen, ohne wenigstens einen Versuch unternommen zu haben, Ganercs Zusatzschlüssel sicherzustellen?
Saedelaere stoppte die Lichtzelle und dachte nach. Wenn nicht alles täuschte, herrschte in der Stadt der Puppen inzwischen totales Chaos. Unter diesen Umständen bestand wenig Aussicht, den Schlüssel zu finden. Angesichts dessen, was sich auf Derogwanien abgespielt hatte, würde Rhodan sicher Verständnis für den Rückzug haben.
Aber waren dann nicht alle Opfer der BASIS-Besatzung vergebens? Die Suche nach den Kosmischen Burgen, die Jagd nach den anderen Schlüsseln? Wozu das alles, wenn Saedelaere nun versagte?
Diese Überlegungen gaben den Ausschlag. Der hagere Mann steuerte den Flugkörper zur Stadt zurück. Inzwischen war der neue Tag angebrochen. Weite Teile der Stadt lagen in Nebel gehüllt, trotzdem konnte Saedelaere Anzeichen allgemeiner Zerstörung erkennen. Er sah zwei Urpuppen, die in blinder Zerstörungswut in den Trümmern eines Turmes herumtobten. In einigen Straßen drängten sich flüchtende Puppen. Am Ufer des Flusses außerhalb der Stadt stand einer der Giganten und warf mit Steinen nach ein paar Dutzend Puppen, die sich in Booten auf den Fluss geflüchtet hatten.
Alaska Saedelaere landete in unmittelbarer Nähe des alten Bootsstegs. Ganerc-Callibso hatte ihn zwar in der Bedienung der Kontroll- und Steuerinstrumente unterwiesen, aber die Waffensysteme der Lichtzelle kannte er nur oberflächlich. Er ging Risiken ein, wenn er sie nun einsetzte. Da er die Puppen in den Booten jedoch retten wollte, hatte er keine andere Wahl. Eines der Boote war gekentert und trieb kieloben im Wasser. Verzweifelt strampelnd versuchten die Schiffbrüchigen, das jenseitige Ufer zu erreichen. Der Koloss am Flussrand stieß ein wildes Gebrüll aus und watete ins Wasser. Saedelaere schätzte, dass die Urpuppe mühelos den Fluss durchqueren konnte, ohne schwimmen zu müssen. Das monströse Geschöpf war nicht ganz so groß wie jenes, dem er zuerst begegnet war, es maß
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