Silberband 112 - Die Energiejäger
jedoch gut und gern vier Meter. Eine Besonderheit war eine Art Schutzgitter, das die Riesenpuppe vor dem Gesicht trug.
Die Puppen in den Booten ruderten mit aller Kraft, doch sie konnten dem Verfolger nicht entkommen. Der Gigant erreichte das erste Boot. Mit spielerischer Leichtigkeit hob er es aus dem Wasser. Die Puppen zappelten und schrien. Der Riese kippte das Boot um. Sechs der sieben Insassen stürzten ins Wasser und versuchten verzweifelt, aus der Reichweite des Angreifers zu entkommen. Die siebte Puppe klammerte sich an einer Dolle fest. Die Urpuppe schüttelte daraufhin das Boot.
Saedelaere hatte die Zielvorrichtungen der Bordkanone aktiviert, wusste aber nicht, wie er sie justieren sollte. Auf gut Glück löste er das System aus. Am jenseitigen Flussufer flammte helles Licht auf, danach war ein Teil der öden Landschaft verschwunden. Erschrocken ließ der Transmittergeschädigte von den Waffensystemen ab. Solange er nicht wusste, wie die Bewaffnung funktionierte, durfte er sie nicht mehr einsetzen, er hätte damit ungewollt eine Katastrophe auslösen können.
Inzwischen war der letzte Bootsinsasse ins Wasser gestürzt, und die Urpuppe fischte nach den Schwimmern.
Der Maskenträger lenkte die Lichtzelle auf den Fluss hinaus. Der Riese wandte sich dem Flugkörper ärgerlich zu. Er schien wütend über die Unterbrechung und vollführte drohende Bewegungen. Saedelaere presste die Lippen zusammen. Ohne zu zögern, versuchte er, den Riesen zu rammen. Allerdings geschah etwas Merkwürdiges. Die Lichtzelle schien durch den Oberkörper der Urpuppe hindurchzugleiten, und gleichzeitig löste sich die vermeintlich feste Materie auf, wo sie mit dem Flugkörper in Berührung kam. Plötzlich standen nur noch die Hüften und die Beine der Urpuppe im Wasser. Sie bewegten sich unkontrolliert und fielen um. Die Strömung trug die Überreste des seltsamen Roboters davon.
Die im Fluss schwimmenden Puppen kreischten vor Begeisterung. Drei von ihnen erreichten ihr Boot und richteten es wieder auf. Saedelaere öffnete die Luke der Lichtzelle und beugte sich hinaus.
»Du musst uns von allen diesen Ungeheuern befreien!«, rief eine der Puppen zu ihm herauf.
Er ging wieder zu den Kontrollen und ließ die Lichtzelle so tief sinken, dass ihre offene Luke fast mit dem Boot auf einer Höhe lag. Dann wandte er sich wieder den Puppen zu, die einen freundlichen und friedfertigen Eindruck machten.
»Einer von euch soll an Bord kommen!«, rief er hinaus.
Bereitwillig kletterte eine der Puppen zu ihm herein. Sie besaß ein kaum erkennbares Auge und einen schmalen Schlitz als Mund, ansonsten war ihr Gesicht glatt. Er würde sich an den Anblick dieser Geschöpfe niemals gewöhnen.
»Wie heißt du?«, erkundigte er sich.
»Galjin«, erwiderte die Puppe.
»Wie viele Urpuppen halten sich noch in der Stadt auf?«
»Sechs oder sieben!« Galjin rang nach Atem und versuchte, die durchnässten Kleider zu ordnen. »Sie werden alle Gebäude zerstören, wenn du nicht angreifst.«
Saedelaere sah die Puppe durchdringend an. »Ich habe den Eindruck, dass ihr euch verändert habt«, stellte er fest.
»In uns wohnen Frieden und Ruhe«, sagte Galjin.
Ganerc-Callibso!, schoss es dem Transmittergeschädigten durch den Kopf. Er hat den Tod gewählt, um sein Über-Ich in all diesen Puppen aufgehen zu lassen.
Vermutlich war das der einzige Ausweg, den der ehemalige Mächtige gesehen hatte.
»Ganerc?«, fragte Saedelaere leise.
»Galjin!«, korrigierte ihn der Besucher verwirrt. »Mein Name ist Galjin.«
»Schon gut! Ich bin froh, dass sich alles so entwickelt hat. Natürlich bin ich bereit, euch gegen die Urpuppen zu helfen. Allerdings unter einer Bedingung.«
»Nenne sie!«
»Wenn wir die Urpuppen vernichtet oder vertrieben haben, müsst ihr mich zu eurem Ideellen Zentrum führen und mir alles übergeben, was ich wünsche.«
Das Auge der Puppe zuckte.
»Das Ideelle Zentrum existiert nicht mehr«, erklärte sie. »Es war ein Ort des Grauens und der Verzweiflung. Wir haben es aufgelöst.«
»Aber was geschah mit all den Dingen, die sich dort befanden?«
»Es waren Instrumente des Bösen. Wir benötigen sie nicht mehr.«
Saedelaere verlor die Geduld. »Was für ein Unsinn!«, herrschte er das kleine Geschöpf an. »Ein Ding kann weder gut noch böse sein. Erst in den Händen seiner Besitzer erreicht es eine bestimmte Qualität.«
Galjin versank in tiefes Nachdenken. »Vielleicht hast du recht«, stimmte die Puppe schließlich zu.
»So weit
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