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Silberband 113 - Der Loower und das Auge

Silberband 113 - Der Loower und das Auge

Titel: Silberband 113 - Der Loower und das Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Suchtrupps den Bergrücken erreichen, bis dahin musste er ein sicheres Versteck gefunden haben. Er fing an, den Untergrund auszuloten. Rund hundert Meter tief entdeckte er die Quelle einer schwachen, jedoch beständigen Hyperemission. Er konnte die Strahlung nicht exakt analysieren, doch einige Charakteristika deuteten darauf hin, dass sie nicht natürlichen Ursprungs sein konnte. Zudem wies der Massetaster im Strahlungsgebiet auf metallische Legierungen hin.
    Alles in allem ortete der Vario ein etwa zwei Meter langes Gebilde, das gut einen Meter dick und fast ebenso breit war. Er assoziierte damit einen technisch aufwendig gestalteten Sarkophag. Eine gewagte, aber reizvolle Spekulation: Womöglich war hier vor langer Zeit ein hoher Würdenträger eines raumfahrenden Volkes bestattet worden – ähnlich den terranischen Pharaonen, denn das »Grabmal« war von Hohlräumen und einem wahren Labyrinth von Gängen eingeschlossen.
    Der Roboter lotete einige dieser Gänge aus. Nachdem er gut zwei Dutzend blinde Stollen bis an ihr Ende erforscht hatte, fand er einen verschlungenen Tunnel, der an die Oberfläche führte und nur vierzig Meter von ihm entfernt mündete. Dieser Gang wies weder technische Einrichtungen auf, noch ließ er Strahlungswerte erkennen. Darum wagte es der Vario, einzudringen.
    Ohne Zwischenfälle erreichte er das Gebilde in hundert Metern Tiefe. Es sah aus wie eine lang gestreckte Linse und bestand aus einem transparent scheinenden Material, hatte jedoch eine Struktur wie ein Kristall, die elektromagnetische Wellen vielfach brach und es unmöglich machte, das Innere optisch und ortungsmäßig zu erfassen.
    Immerhin fand der Vario heraus, dass der Sarkophag nicht Hyperstrahlung emittierte, sondern die fünfdimensionale Strahlung aus dem Hyperraum ins Einstein-Kontinuum ableitete.
    Das Ding war nicht materiell im eigentlichen Sinn.
    Obwohl sie das nüchterne Ergebnis einer mathematischen Abstraktion war, traf ihn diese Erkenntnis wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Es handelte sich um ein verschachteltes Energiegitter, ähnlich einem Spiegelkabinett. Man konnte in die Freiräume zwischen den Energieflächen eindringen wie in einen Irrgarten, wurde dabei jedoch von irreführenden Reflexionen genarrt.
    Der Vario drang in das Energiegitter ein, ohne der Illusion von Weiträumigkeit zu verfallen. Der bioplasmatische Teil seines Gehirns hatte zwar den Eindruck, gigantische Entfernungen zu überbrücken, aber der positronische Sektor entlarvte diese Empfindungen als falsch. Er trat sozusagen auf der Stelle, drang aber dennoch – den Gesetzen eines übergeordneten Raumes zufolge – in das Zentrum des Gebildes vor. Dabei kamen ihm die wildesten Spekulationen, unter anderem die, dass Derscht nur ein doppeltes Scheinmanöver inszeniert hatte und diese tote Welt sein eigentliches Ziel war – und der Sarkophag das Objekt seines Interesses. Wäre es nicht genial gewesen, wenn Armadan von Harpoon, der Ritter der Tiefe, sein Vermächtnis in diesem vergleichsweise winzigen Gebilde untergebracht hätte, gerade weil alle Welt mit gigantischen Anlagen rechnete?
    Das war trotz allem nur Wunschdenken, die Wirklichkeit sah anders aus. Das erkannte der Vario, als er das Zentrum erreichte. Es war identisch mit seinem Ausgangspunkt, nur hatte sich die Umgebung verändert. Beim Durchschreiten des Energiegitters war der Sarkophag phasenweise aufgelöst worden, und dabei hatte der Vario ungewollt die frei werdende Energie aufgenommen und trug nun das verwirrende Muster in sich.
    Das hatte zur Folge, dass er die Selbstkontrolle verlor. Jede seiner Überlegungen ging nicht nur über den Bioponblock, der Egopositronik und Egoplasma miteinander koppelte, sondern musste nun auch das komplizierte Energiemuster durcheilen. Jeder Befehl an die robotischen Körperfunktionen ging denselben Weg.
    Das grenzte an Irrsinn.
    »Willkommen in der Schizowelt«, erklang eine Stimme, deren Natur der Vario nicht erkennen konnte, die jedoch ein vielfaches Echo in ihm auslöste. »Ich bin Louis von Edinburgh, der Wächter dieser Welt – und ich werde alle vernichten, die den geheiligten Boden entweihen.«
    »Stevenson!«, rief der Vario, und der Name prallte in verstärktem Echo auf ihn zurück. Er hätte nicht erst den Hinweis auf die Geburtsstadt Robert Louis Stevensons gebraucht, um zu erkennen, dass er es mit dem Hologramm zu tun hatte. Eigentlich hätte er sofort dahinterkommen müssen, wer für ihn den Köder ausgelegt hatte. Nun war es zu spät.

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