Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Er musste sich erst durch den psychokinetischen Irrgarten, den Stevenson in ihn projiziert hatte, seinen Rückweg suchen, um wieder voll einsatzbereit zu sein. Aber das dauerte auf jeden Fall zu lange, denn bis dahin bekam Stevenson einen großen Vorsprung und konnte alles Mögliche anstellen.
Schon diese Überlegungen kosteten den Vario viel Substanz, sie kamen nur unter großer Mühe zustande. Manche Gedankengänge konnte er nicht einmal beenden.
Er befand sich im simulierten Zustand eines vielfach gespaltenen Geistes. Es war jener Zustand, in dem sich das Stevenson-Bewusstsein befand.
»Nacht über Vario's End «, empfing Derscht die Flibustier. Als er ihre verständnislosen Gesichter sah, fügte er erklärend hinzu: »Ich nenne diesen Planeten so, weil der Vario hier sein Ende finden wird. Die lange Nacht ist hereingebrochen, die fast vier eurer Normtage dauern wird. Ich könnte mich damit begnügen, den Vario zurückzulassen und die Reise fortzusetzen, aber seine Vernichtung ist mir ein persönliches Anliegen.«
»Du wirst schon wissen, wovon du sprichst«, sagte Simudden. »Wir verstehen kein Wort.«
»Hat er Vario gesagt?«, fragte Kayna Schatten.
»Der Vario scheint für die Orbiter zu einer fixen Idee geworden zu sein«, bemerkte Tobbon spöttisch.
»Die Orbiter bilden sich ebenso ein, dass der Vario hier ist, wie dass wir Garbeschianer sein sollen«, stimmte Axe zu.
»Der Vario ist hier, so wahr ihr Garbeschianer seid.« Derscht warf dem Faktotum einen prüfenden Blick zu. »Was ist dir widerfahren, Axe? Hast du die Kameradschaft deiner Gefährten zu spüren bekommen?«
»Was mir widerfahren ist, ist nichts gegen das, was dir bevorsteht, sollten wir uns im Mondschein begegnen, Derscht«, presste der Gäaner wütend hervor.
» Vario's End hat keine Monde.« Derscht winkte die sieben Flibustier zu sich heran. »Ich habe euch rufen lassen, um euch über eine interessante Entdeckung zu informieren.« Er stand an einer großen Schaltkonsole im Mittelpunkt der Kuppelstation. »Alle verfügbaren Roboter und Orbiter machen Jagd auf den Vario. Ihre Berichte werden in dieser Anlage gesammelt und ausgewertet. Sie haben die Fährte des Roboters aufgenommen und waren mehrmals nahe daran, ihn unschädlich zu machen. Leider ist er ihnen jedes Mal entkommen. Aber nun haben sie ihn wieder ausfindig gemacht.«
Derscht wies auf einen Holoschirm, der eine bizarre Felsformation zeigte. »Wir haben das Versteck eingekreist«, erklärte er. »Natürlich könnten wir über diesem Gebiet einfach eine Bombe abwerfen, aber mir wäre es lieber, würde mir die mobile Positronik unbeschädigt in die Hände fallen. Ihr versteht?«
»Immer nur Weltraumbahnhof«, sagte Tobbon.
»Es ändert nichts, wenn ihr euch dumm stellt. Diesmal entkommt uns der Vario nicht. Wenn wir ihn einfangen, werden wir umfangreiches Datenmaterial über euch Garbeschianer bekommen. – Ich sehe, ihr seid beeindruckt.«
Simudden registrierte, dass einige Flibustier unruhig wurden. Er versuchte, die Situation zu überspielen.
»Ihr jagt einem Phantom nach, Derscht. Ich gehe jede Wette ein, dass das von euch gesuchte Objekt inzwischen auf Olymp die gesamte BAL-Flotte narrt.«
»Die Wette hast du verloren, Pearl. Wir hatten Funkkontakt mit unserer Flotte und haben erfahren, dass die mobile Positronik auf Olymp keinerlei Aktivitäten mehr gezeigt hat.«
»Was bedeutet das schon?«, erwiderte Kayna Schatten.
»Das ist richtig«, stimmte Derscht zu. »Aber überzeugender als alle Mutmaßungen sind die Ortungsergebnisse. Unter diesem Felsgestein befindet sich etwas, das nicht natürlichen Ursprungs ist. Es verändert ständig seinen Standort und nähert sich der Oberfläche. Seht selbst!«
Eine Schaltung Derschts modifizierte das Bild. Die Felsformation wurde zu einem farblosen Gebilde, die Orbiter und Kegelroboter erschienen in verschiedenen Rottönen. Außerdem war ein einzelner dunkelrot glühender Punkt zu sehen, der aus der Tiefe langsam zur Oberfläche wanderte.
Der Orbiter schaltete eine Vergrößerung ein. Das Leuchtobjekt erschien daraufhin als annähernd humanoides Gebilde.
»Das kann alles Mögliche sein«, platzte Axe heraus.
»Es ist der Vario«, sagte Derscht überzeugt. »Diese Welt ist tot, es gibt kein Leben und keine Überreste alter Kulturen. Der Vario kann uns nicht täuschen, egal, in welcher Gestalt er uns entgegentritt.«
»Als was hat sich dieses Objekt identifiziert?«, fragte Simudden.
»Hört selbst!« Derscht
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