Silberband 113 - Der Loower und das Auge
wenn ich dir sage, dass es so nicht geht.«
»Und was haben wir damit zu tun?«, fragte das Mädchen. Unversehens schwang Aggressivität in ihrer Stimme mit. »Sollen wir losgehen und Kert und Leevina für dich suchen?«
»Aber nein«, wehrte Alurus freundlich ab. »Ihr sollt nur mit den Terranern reden.«
»Warum?« Die Frage kam von Denver.
Alurus sah den Jungen nachdenklich an. »Sie denken, dass wir euch schlecht behandeln«, sagte er zögernd. »Ich bat sie um eine Frist, und sie haben eingewilligt – aber sie vertrauen mir nicht so recht. Wenn sie von euch selbst erfahren, dass euch hier unten nichts geschieht, dass wir euch weder quälen noch misshandeln, werden sie euch glauben.«
»Das kannst du nicht von uns verlangen!«, rief Saja empört. »Ich will nach Hause. Ich werde nicht freiwillig dafür sorgen, dass du uns noch länger festhalten kannst!«
»Ich werde mit ihnen reden«, bot Denver an.
Saja fuhr herum, und Alurus hatte das sonst so ruhige Mädchen nie zuvor so wütend gesehen. »Du wirst überhaupt nichts sagen!«, schrie sie den Jungen an.
»Beruhige dich, Saja«, bat Denver gelassen. »Denk doch mal nach. Die Leute in den Schiffen machen sich bestimmt Sorgen um uns. Wenn wir uns weigern, mit ihnen zu reden, denken sie wahrscheinlich, dass Alurus uns daran hindert, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Dann verlieren sie vielleicht die Geduld und greifen an. Die Kuppeln sind bestimmt nicht so leicht zu zerstören, aber Kert und Leevina sind draußen, womöglich sogar in der Nähe.«
Saja schwieg, und Alurus hütete sich, nur einen Ton von sich zu geben.
»Wir sagen ja nicht einmal die Unwahrheit«, fuhr Denver fort. »Weder Alurus noch die Androiden haben uns jemals auch nur hart angefasst.«
»Es ist vielleicht nur ein Trick«, sagte Saja zögernd.
Denver schüttelte unwillig den Kopf. »Das glaube ich nicht. Alurus hat uns vieles verschwiegen und tut das jetzt noch, aber er hat uns nie belogen. Er hätte uns oft genug versprechen können, dass wir am nächsten Tag nach Hause dürften. Aber er hat nicht einmal eine so einfache Lüge versucht.«
Saja sah Denver zweifelnd an. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. »Von mir aus – reden wir mit ihnen. Aber wenn man mich fragt, werde ich die Wahrheit sagen.«
»Ich habe das verstanden und akzeptiere es«, erklärte Alurus ruhig.
Er führte die Kinder in einen anderen Raum, in dem es sehr viele Holoschirme und technisches Gerät gab. Die Kinder sahen sich gebannt um, sie waren nie zuvor in dieser Zentrale gewesen. Alurus ließ ihnen jedoch keine Zeit, sich an die fremde Umgebung zu gewöhnen.
»Es ist so weit!«, sagte er zu einem Androiden, der vor einem Schaltpult saß.
Sekunden später erhellte sich einer der Holoschirme, und die Kinder sahen einen Ara, der kalt und gelassen auf sie und Alurus herabblickte.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Ara.
»Ich brauche eine Verlängerung der Frist«, erklärte Alurus. »Da Sie mir wohl kaum vertrauen, habe ich zwei der Kinder mitgebracht. Bitte stellen Sie ihnen jede Frage, die Ihnen wichtig erscheint. Die Kinder werden Ihnen zu jedem Punkt antworten; dann können Sie selbst entscheiden, ob es nötig ist, aus Ungeduld ein Projekt zu gefährden, das letztlich allen Menschen nutzen wird.«
Alurus wollte zurücktreten und den beiden jungen Terranern das Feld überlassen, aber Kiranzohn schüttelte gelassen den Kopf.
»Es hat sich einiges verändert«, sagte er. »Sie haben sicher bemerkt, dass weitere Raumschiffe eingetroffen sind. In einem davon befindet sich der Regierungschef des Planeten Terra, Julian Tifflor. Mit ihm müssen Sie von nun an verhandeln!«
»Mir ist das recht«, behauptete Alurus gleichmütig.
Es war ungewiss, ob Kiranzohn diese Antwort noch mitbekam, denn zur selben Zeit wurde das Übertragungsholo kurz dunkel, dann erschien das Konterfei eines Terraners. Alurus, der sich allmählich ein wenig mit den Menschen auszukennen glaubte, stufte diesen Mann sofort als ehrlich und sympathisch ein, er hatte Humor und pochte nicht auf Prinzipien oder ...
Tifflors erste Worte ließen den kleinen Mann die positive Einschätzung auf der Stelle revidieren.
»Passen Sie gut auf, Fremder«, sagte der Terraner. »Sie werden die Kinder sofort in eines der Raumschiffe bringen, die Ihnen zur Verfügung stehen, und sie an uns übergeben. Sie werden meine Forderungen innerhalb einer Stunde erfüllen. Wenn nicht, greifen wir an.«
»Sie gefährden die Kinder«, wandte Alurus
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