Silberband 113 - Der Loower und das Auge
hatte, der mit komplizierten Aufbauten versehen war und nur von Beriwannik selbst gesteuert werden durfte.
Über den Gleiter und seinen Fahrgast wurde nie gesprochen. Erst auf dem Sterbebett legte Beriwannik ihrem designierten Nachfolger nahe, das Fahrzeug mit größter Behutsamkeit zu behandeln.
Denn es enthielt die letzte Gabe des Erschütterers: den Beschützer.
5.
Perry Rhodan öffnete die Augen. Er lag reglos, blickte starr zu einer hell erleuchteten Decke hinauf, die wenigstens fünfzig Meter über ihm lag, und lauschte. Es war still ringsum. Die Luft, kühl und feucht, trug die vage Ahnung eines Geruchs heran, den er zu kennen glaubte.
Er wusste nicht, wo er sich befand, geschweige denn auf welche Weise er an diesen Ort gelangt war. Er erinnerte sich jedoch daran, dass er neben dem Arkoniden Atlan in der Zentrale der ERRANTHE gestanden hatte, um Ortungsbilder auszuwerten, die während des Landeanflugs entstanden waren.
Er fühlte sich kräftig wie nach langem Schlaf. Nachdem er mehrere Minuten ruhig dagelegen hatte, richtete er sich auf – und stieß mit dem Kopf gegen ein nachgiebiges Hindernis.
»Aua!«, erklang eine helle Stimme.
Rhodan fuhr sich mit der Hand zur Stirn. Unmittelbar vor ihm war das von langen, strähnigen, schmutzig blonden Haaren umrahmte Gesicht einer jungen Frau. »Ennea«, ächzte er. »Was ist denn jetzt ...«
»Ich wollte gerade nach Ihnen sehen«, sagte die junge Frau. »Dass Sie ausgerechnet in dem Moment zu sich kommen würden, konnte ich nicht ahnen.«
Rhodan schaute sich um. Er blickte in eine riesige Halle aus kahlem Fels. Sie war leer – bis auf die am Boden liegenden Menschen.
»Ennea, was geht hier vor? Wo sind wir, und wie sind wir hierher gelangt?«
Ennea Gheet, Hyperphysikerin in der Abteilung Wissenschaft und Forschung des Expeditionsschiffs BASIS, breitete die Arme aus und machte mit beiden Händen eine nichtssagende Geste. »Ich habe keine Ahnung. Ich bin vor wenigen Minuten zu mir gekommen, dabei entdeckte ich Sie in meiner Nähe.«
»Was ist mit den anderen? Sind alle bewusstlos?«
»Ich denke, sie schlafen.«
Rhodan stand auf, ging zu einigen der reglosen Männer und Frauen und fand Ennea Gheets Behauptung zutreffend. Er zählte die Schlafenden und stellte fest, dass bis auf zwei Personen die Besatzung der ERRANTHE vollzählig war. Die eine Ausnahme war Gucky. Das zweite fehlende Besatzungsmitglied konnte er nicht identifizieren.
Atlan lag fünfzig Schritte entfernt. Er schien ebenfalls erst vor wenigen Sekunden das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Überrascht richtete er sich auf.
»Was ist los? Wo ...?«
Rhodan machte eine abwehrende Geste. »Jeder wird diese Frage stellen wollen. Dem schieben wir gleich einen Riegel vor.«
Nacheinander kamen während der folgenden Viertelstunde alle zu sich. Niemand hatte eine Ahnung, was geschehen war oder an welchem Ort er sich befand. Jedermann erinnerte sich an das, was er gerade getan hatte, als ihn ... der Schlaf überkam. Einige waren bewaffnet, andere nicht, und die Mehrzahl trug Arbeitsmonturen. Es gab ein paar, die nur mit Hemd und Hose bekleidet waren; sie hatten zu dem Zeitpunkt, als »es geschehen« war, ohnehin geschlafen.
Die Höhle war etwa zweihundert Meter lang und achtzig breit. Ennea Gheet zeigte auf eine der Schmalseiten.
»Ich habe mich schon flüchtig umgesehen; dort hinten gibt es einen Ausgang.«
Rhodan nickte lächelnd. »Wir kümmern uns darum, sobald wir Bestandsaufnahme gemacht haben.«
»Ich weiß nicht, ob Sie es gemerkt haben«, fuhr die Frau fort.
»Was?«
»Es riecht hier ... Ganz schwach, aber man kann es wahrnehmen.«
Rhodan erinnerte sich an den ersten Eindruck, als er aufgewacht war. »Ja, ich weiß, was Sie meinen.«
Die Hyperphysikerin deutete mit dem Daumen über die Schulter, in Richtung des Ausgangs, den sie entdeckt hatte. »Von dort riecht es besonders intensiv.«
Perry Rhodan hatte vier Gruppen gebildet, je eine unter Führung von Reginald Bull, Mentro Kosum und Jentho Kanthall; die Leitung der vierten hatte er selbst übernommen.
Es galt, möglichst viele Informationen zusammenzutragen, mit seiner Gruppe wollte er den Ausgang erforschen, den Ennea Gheet entdeckt hatte.
Es bedurfte eines scharfen Auges, die kleine Unebenheit in der Felswand zu finden, die den Öffnungsmechanismus enthielt. Erst nachdem er die Vorrichtung betätigt hatte, fragte sich Rhodan, ob er womöglich irgendwo Alarm ausgelöst hatte. Aber wenn dem so war, konnte er
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