Silberband 113 - Der Loower und das Auge
achtsam sein. Ihm darf auf keinen Fall etwas zustoßen. Er trägt nämlich das Auge!«
Rhodan stellte einen kleinen Trupp zusammen, der das Mädchen zu den Loowern begleiten sollte. Bei den Vorbereitungen sah Baya Gheröl zum ersten Mal die gefangenen Valugi.
»Was wirst du mit ihnen machen?«, wollte sie wissen.
»Wir lassen sie laufen«, antwortete der Terraner.
Über den Translator wandte er sich an die Gefangenen: »Zwischen den beiden Gruppen, die ihr eingesperrt habt, besteht Einverständnis. Wenn ihr uns weiterhin als eure Feinde betrachten wollt, dann habt ihr es von jetzt an mit einem doppelt starken Gegner zu tun. Gebt ihr aber die Feindseligkeit auf, werden wir diesen Planeten schnellstens wieder verlassen. Und jetzt geht und berichtet eurem Anführer, was ich gesagt habe!«
Jentho Kanthall hatte mittlerweile bewaffnete Wachtposten im Stollen aufgestellt. Er gab den vier Valugi eine Eskorte mit, damit sie die Bewaffneten ungehindert passieren konnten.
Währenddessen redete Rhodan mit dem Ilt. Gucky hatte bei den Gefangenen aber nur ein unentwirrbares Durcheinander psionischer Impulse geespert. Ob das noch an der Beschränkung seiner Parafähigkeiten lag oder ob die valugischen Bewusstseine für Telepathen von Natur aus undurchschaubar waren, blieb dahingestellt.
Kurze Zeit später brach die Delegation auf. Nach einer halben Stunde erreichte der Trupp die Halle der Loower.
Seit Baya Gheröl in ihrer Unbefangenheit von dem Auge erzählt hatte, war Rhodan klar, dass seine eigentlichen Schwierigkeiten erst beginnen würden, wenn er Guckys Inn wieder den Rücken kehrte.
Der Empfänger des Auges war Pankha-Skrin. Gemäß dem uralten Vorhaben seines Volkes wollte der Quellmeister das Auge als Hilfsmittel benützen, um die Materiequelle zu durchdringen. Mit dem Vorstoß in den Bereich jenseits der Quelle sollte die Gefahr beseitigt werden, die den Loowern nach alter Überlieferung von den Machthabern jener Region, den Kosmokraten, drohte. Über die geplante Vorgehensweise hatte sich der Quellmeister bislang nicht geäußert. Es war jedoch erkennbar, dass der sonst so friedliche Loower die Beseitigung der Gefahr nicht mit friedlichen Mitteln betreiben würde.
An Bord der BASIS befand sich ebenfalls der Roboter Laire, dem das geheimnisvolle Auge vor Jahrmillionen von Loowern geraubt worden war. Laire hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er das Auge als sein Eigentum betrachtete und gegen jeden antreten werde, der es ihm vorzuenthalten versuchte.
Die dritte Partei im Streit um das Auge waren die Terraner selbst. Sie hatten ihren eigenen Grund, warum sie ebenfalls die Materiequelle durchdringen und mit den Kosmokraten Verbindung aufnehmen wollten. Alle Anzeichen sprachen dafür, dass die Kosmokraten die Manipulation einer Materiequelle eingeleitet hatten, und diese Manipulation musste eine Katastrophe kosmischen Ausmaßes hervorrufen, von der die Milchstraße nicht verschont bleiben würde. Rhodans Absicht war, die Kosmokraten darüber aufzuklären, dass die von der PAN-THAU-RA drohende Gefahr, deretwegen die Materiequelle manipuliert wurde, nicht mehr existierte. Er musste sie dazu bewegen, dass sie ihren Eingriff rückgängig machten. Seine Mission war die eines Unterhändlers. Er hätte sich keine schlechteren Begleiter aussuchen können als die Loower, denen offenbar weiter nichts vorschwebte, als den Kosmokraten – buchstäblich oder im übertragenen Sinn – den Hals umzudrehen.
Auch Laire war für den Aktivatorträger kein akzeptabler Empfänger des Auges. Hatte der Roboter das wertvolle Instrument erst einmal in Besitz genommen, würde er bestenfalls noch durch Versprechungen zu überreden sein, dass er sich der terranischen Sache zur Verfügung stellte.
Bislang hatte Perry Rhodan nur einen einzigen Trumpf in diesem sich zuspitzenden Spiel in der Hand. Sechs der sieben Zusatzgeräte, die nötig waren, damit das Auge seine volle Funktionsfähigkeit erlangte, befanden sich in terranischem Gewahrsam.
Burnetto-Kup und seine Unterkommandanten empfingen die Delegation mit der gelassenen Würde der Loower, deren entelechische Philosophie Gemütsregungen als Anzeichen der Unreife bezeichnete.
»Das Schicksal hat uns an diesem Ort zusammengeführt«, begrüßte Rhodan die Loower. »Wir kommen als eure Freunde.«
Auf Terraner wirkten die Loower fremdartig mit ihrem ungemein massiven Körper, der die Form zweier längs der Mittelachse zusammengewachsener Nieren aufwies und von einem
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