Silberband 113 - Der Loower und das Auge
das sich mit der Karosserie einer altertümlichen Postkutsche vergleichen ließ, und davor kauerte ein massiger Valugi – zweifellos derselbe, den Rhodan nach der Konfrontation in der eingestürzten Felsenhalle verfolgt hatte. Seine Ahnung hatte ihn also nicht getrogen: Dieser Mann war der Herrscher seines Volkes, der Diener des Bebens.
Der Schwarzhäutige hatte die beiden Eindringlinge noch nicht bemerkt. Er saß in sich zusammengesunken, sein Auge auf das Metallgebilde gerichtet. Erst als Rhodan auf der Treppe ein Geräusch verursachte, richtete er sich auf und sah sich um.
»Der Beschützer ist tot!«, sagte er dumpf.
»Das Volk der Valugi braucht keinen Beschützer mehr«, antwortete Rhodan. »Ein Bote ist erschienen, der das Mal des Erschütterers des Universums trägt.«
Verthas' Auge glomm in düsterem Blau.
»Der Beschützer ist tot«, wiederholte er.
»Wer ist der Beschützer?« fragte Perry Rhodan.
»Wir wissen es nicht. Die Sage verrät nur, dass der Erschütterer des Universums sich der Achtundfünfzigsten Dienerin des Bebens in Liebe verbunden habe und dass aus dieser Verbindung ein Spross entstand, den wir den Beschützer nennen.«
Rhodan hielt diese Deutung für unwahrscheinlich. Aber es wäre wohl fruchtlos gewesen, sich mit dem Diener des Bebens darüber in eine Diskussion einzulassen.
Der Ilt materialisierte auf der Plattform. So versunken war Verthas in seine Gedanken, dass ihn der ungewöhnliche Vorgang nicht überraschte.
»Ihr gehört zu den Eindringlingen, nicht wahr?«, fragte er.
»So nennst du uns zu Unrecht. Wir kommen als Freunde«, sagte Rhodan.
Der Terraner wandte sich dem altertümlichen Fahrzeug zu, dessen Fenster nahezu blind waren. Gucky verstand seinen auffordernden Blick und griff telekinetisch zu. Das Metall der zwischen den Fenstern erkennbaren Tür hatte sich im Lauf der Zeit verzogen; es kostete den Ilt sichtliche Anstrengung, sie zu öffnen, aber er schaffte es.
Der Diener des Bebens stieß einen halblauten Schrei aus, als eine graue, formlose Masse aus dem Fahrzeug quoll.
Diese Masse war geruchlos, ihre Oberfläche biegsam und von polymerer Glätte. Rhodan griff zu und zerrte mit einiger Anstrengung das gesamte Gebilde aus dem Fahrzeuginnern hervor. Als er losließ, breitete es sich schlaff auf dem Boden aus wie ein unzureichend gefülltes Wasserbett.
Die graue Hülle hatte etliche Risse. Er bearbeitete einen davon, bis er die Hand hindurchstecken konnte. Als er den Arm zurückzog, hielt er eine Fülle positronischer Elemente zwischen den Fingern.
»Eine Liebesaffäre also ...«, murmelte Rhodan. »Ich weiß nicht, was das für ein Ding ist, am ehesten würde ich es für einen Psi-Generator halten. Der Erschütterer hinterließ den Valugi diese Maschine, damit sie sich mit psionischer Energie aufladen konnten, sobald sie es nötig hatten.«
»Psionische Energie, die sie gegen Schockenergie und wohl vieles andere unempfindlich macht«, fügte der Ilt hinzu. »Das muss ein interessantes Gerät sein.«
»Wir werden es beizeiten untersuchen«, sagte Rhodan lapidar, während sich sein Blick der Statue im Hintergrund des Raumes zuwandte. Der Valugi war den Vorgängen mit starrem Blick gefolgt, ohne ein Wort zu sagen.
»Also, ich finde das Ding hässlich«, stellte Perry Rhodan fest. »Das große leuchtende Auge ist das imposanteste Merkmal der Kellner – bei der Statue ist es aus Stein geformt und wirkt stumpf. Kannst du es öffnen, Gucky?«
Knirschend splitterte die Oberfläche des Auges und legte eine Höhlung im Kopf der Statue frei. Darinnen lag ein Gegenstand ...
Gucky hob ihn telekinetisch an – ein kleiner Behälter, der wie ein Miniaturfass geformt war – und dirigierte ihn zu Rhodan.
»Der siebte Schlüssel!«, flüsterte Perry Rhodan, während er zugriff. »Kemoauc ist also der Erschütterer des Universums!«
Im Hintergrund des Raumes entstand Bewegung. Durch die Öffnung des Antigravschachts, der die Gruft mit den Staatsgemächern verband, sank ein Segment Nistors herab. Der Schacht war nicht weit genug, den Helk in seiner Gesamtheit aufzunehmen. Am vorderen Ende des Segments war Laires Auge befestigt; als es aufleuchtete, erwachte Verthas aus seiner Starre. Er schien sein Selbstbewusstsein zurückzugewinnen, denn sein Auge verlor den matten blauen Schimmer und verfärbte sich zu strahlendem Orange.
»Jetzt erkenne ich, dass ihr Freunde seid«, sagte er. »Ihr tragt das Mal des Erschütterers.«
Es gab nichts, was die Valugi und das
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