Silberband 113 - Der Loower und das Auge
der Shift über den Grat des Steilhangs heran. Kirdel landete den Flugpanzer nahe dem Höhleneingang. Die Männer errichteten eine Stahlit-Kuppel, während Skeidev die Ausrüstung für die erste Expedition zusammensuchte.
Kirdel warf einen kurzen Blick in den Höhleneingang.
»Glaubt ihr wirklich, dass die Mühe sich lohnt?«, fragte er stirnrunzelnd, als er zu den anderen zurückkam.
»Was wir sehen, ist nur eine Vorhöhle«, versetzte Sarder. »Wir werden von dort aus in ein ausgedehntes Labyrinth eindringen. Ich bin sicher, dass wir fündig werden.«
15.
Die Expedition brach am 9. Juli 3587 um 12.37 Uhr terranischer Standardzeit auf. Der neue Tag auf Skuurdus-Buruhn hatte gerade erst begonnen.
Marcon Sarder wollte in Begleitung von Kirdel und Arx in den Berg eindringen. Sie würden mit dem Stützpunkt in ständiger Funkverbindung bleiben und hatten die Absicht, sofort umzukehren, sobald ein Erfolg versprechender Weg ins Labyrinth gefunden war – spätestens jedoch nach zwölf Stunden.
Sarder hatte lange Zeit gezögert, Kirdel zum Mitkommen aufzufordern, doch der Bordingenieur der ARSOLIKA verstand am besten von allen, mit den benötigten Geräten umzugehen. Kirdel würde sich natürlich auch bei Funktionsstörungen zu helfen wissen, und deshalb war Sarder bereit, sein Benehmen zu ertragen.
Es hatte die Nacht über geschneit, der Höhleneingang war zugeweht. Der Archäologe schmolz den Schnee weg und drang als Erster in die Höhle ein, eine blasenförmige, etwa dreißig Meter durchmessende Halle, von der ein fast rechteckiger Stollen wegführte. Weiter als bis in diesen Bereich war noch keiner von der ARSOLIKA vorgedrungen. Der Stollen war in geduckter Haltung passierbar.
Schweigend folgten die Männer dem Lauf des Tunnels, der an einigen Stellen enger wurde und oft fast rechtwinklige Kurven aufwies. Sarder gewann den Eindruck, dass der Boden sanft abfiel.
Nach etwa hundert Metern versperrte ein Felsklotz den Weg.
»Der Brocken ist aus der Decke herabgebrochen«, stellte Sarder fest. »Geht ein paar Schritte zurück, ich werde ihn zerstrahlen.«
Er schaltete seine Kombiwaffe auf Desintegratorwirkung und löste das Hindernis auf.
Als sie weitergingen, fiel der Lichtkegel seines Scheinwerfers auf mehrere weiße Flecken am Boden. Sarder blieb stehen.
»Wofür haltet ihr das?«, wandte er sich an seine Begleiter.
»Es kann alles Mögliche sein«, erwiderte der Bordingenieur. »Vermutlich Kalk- oder Kreideablagerungen.«
Sarder berührte die Flecken mit seinen in Handschuhen steckenden Fingern. Dabei stellte er fest, dass er eine nicht am Boden haftende Substanz entdeckt hatte, die unter seinem Zugriff zerbröckelte.
»Das ist kein Kalk.« Er legte etwas von der trockenen Masse auf seine Handfläche und zeigte sie dem Funker.
»Ich habe eine Idee«, sagte Arx. »Sie ist allerdings verrückt, und ich wage nicht, sie auszusprechen.«
»Dann tue ich es für dich«, erklärte Sarder. »Dies sind die ausgedörrten Exkremente eines unbekannten Wesens.«
»Ihr seid wohl närrisch?«, rief Kirdel. »Wie sollte so etwas hierherkommen?«
»In den Höhlen leben irgendwelche Wesen, zumindest haben sie hier gelebt«, behauptete Sarder.
Kirdel zeigte auf die weißen Stellen am Boden. »Wahrscheinlich ist ein Ritter der Tiefe persönlich hier gewesen, um sich zu erleichtern«, kommentierte er ironisch.
Sarder unterdrückte seinen aufsteigenden Zorn. Vielleicht war es tatsächlich ein Fehler gewesen, Kirdel überhaupt mitzunehmen, nur wollte er sich jetzt nicht mit dem Mann streiten.
»Wir gehen weiter«, sagte er schroff. »Ab sofort aber vorsichtiger. Es ist möglich, dass wir unverhofft mit Fremden zusammentreffen.« Er sah, dass Kirdel nach dem Waffenfutteral griff. »Lass das!«, warnte er den Ingenieur. »Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Wenn wir eine Lebensform entdecken, gibt es bessere Mittel zur Verständigung.«
Kirdel zuckte nur mit den Schultern.
Der Gang wurde breiter und mündete wenig später in eine weitere Höhle, die etwas größer war als die am Eingang zu diesem Labyrinth. Vier Durchgänge führten in andere Bereiche.
Frelton Arx gab einen kurzen Bericht über Funk weiter, und noch während er mit Nerla Skeidev sprach, entdeckte Kirdel in einer Mulde einen seltsamen Gegenstand. Das Ding war etwa so groß wie eine menschliche Hand und leicht gewölbt, seine Beschaffenheit erinnerte an trübes Glas. Kirdel übergab das Gebilde an Sarder, der es gründlich
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