Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
er über ihn erhalten hatte? Vor allem: Woher stammte sein Wissen? Tifflor konnte sich nicht vorstellen, dass sich ein Mann in seinem Alter urplötzlich zu einem Genie entwickelte, ohne dass ein äußerer Einfluss das bewirkte.
Wurde Salik von jemandem eingesetzt, der mit dem SKARABÄUS-Plan womöglich sehr viel mehr bezweckte, als der Menschheit einen Zeitgewinn zu verschaffen?
Ließ er sich von Salik sehenden Auges in eine Falle führen, aus der es später keinen Ausweg mehr geben würde?
Tifflor wusste, dass ihm keine andere Wahl blieb. Trotz aller Zweifel musste er Saliks Vorschlag annehmen und ausführen. Es sei denn, ein Wunder geschah. Aber darauf durfte er bestimmt nicht mehr hoffen.
»Die Orbiter werden alle technischen Möglichkeiten nutzen, um das Kampfgeschehen zu analysieren«, erklärte Salik. »Sie werden bereits anhand von Energiemessungen herausfinden, wie intensiv der Waffeneinsatz auf beiden Seiten ist. Dazu das vorhandene Abwehrpotenzial, und schon wissen sie, ob wir unsere Möglichkeiten optimal ausschöpfen.«
Tifflor nickte. »Natürlich. Sie werden jeden Schutzschirm anpeilen und feststellen, ob er der Projektorkapazität entspricht. Ist ein Schirm schwächer, als er sein könnte, und wird er durchschlagen, erkennt jeder Orbiter die Finte. Sie können sich dann schon an den Fingern abzählen, dass wir Maschinen opfern.«
»Deshalb muss es zu einer Schlacht kommen, die auf beiden Seiten mit höchstem Einsatz geführt wird«, bestätigte Salik.
»Dafür benötigen wir eine längere Anlaufzeit. Vor allem gilt es, die Aktion peinlich genau vorzubereiten und durchzurechnen. Wahrscheinlich reichen ein paar Tage nicht aus.«
»Wir dürfen nicht zu lange warten«, sagte Salik.
»Die größte Schwierigkeit wird es sein, die Planung anlaufen zu lassen. Ich kann den Orbitern nicht so ohne Weiteres eröffnen, dass wir Garbeschianer sind. Dazu benötige ich die Zustimmung des Kabinetts und die der Fraktionsführer aller Parteien. Ich muss einen Aufschub des Misstrauensantrags erreichen.«
Tifflor rief Harriman herein und wies ihn an, die führenden Abgeordneten und Minister sofort einzuberufen. Jen Salik sollte schon innerhalb der nächsten Stunde Gelegenheit erhalten, ihnen sein Vorhaben zu erläutern.
Außerdem ließ er die Fraktionsführer der Parteien in einen der kleinen Konferenzräume bitten. »Erklären Sie ihnen, dass diese Besprechung absolut nichts mit dem Misstrauensantrag zu tun hat«, forderte er den Sekretär auf. »Machen Sie deutlich, dass ich die Zustimmung aller für eine groß angelegte militärische Operation im Solsystem benötige.«
Nachdem Harriman und Salik das Büro verlassen hatten, setzte Tifflor sich wieder an seinen Arbeitstisch. Er stützte den Kopf auf beide Handflächen, schloss die Augen und dachte nach.
Mit einem Mal sah er eine neue Chance für die Menschheit. Es galt, diese Gelegenheit zu nutzen. Dafür musste er sich über alle Bedenken hinwegsetzen, die er hinsichtlich Jen Salik noch hatte.
Nicht der kleinste Fehler durfte ihm bei dieser Operation unterlaufen, weil jeder Missgriff tödliche Folgen für die Menschheit haben konnte.
Er konnte nur hoffen, dass es nicht schon ein Fehler war, Salik zu vertrauen.
21.
Heman Heigh schüttelte den Kopf. Der Vorsitzende der Fortschritts-Sektion saß am Kopfende des Konferenztisches Tifflor gegenüber. Neben ihm hatten George McCann, der Stellvertretende Vorsitzende der Absoluten Demokraten, und Hassan al Alhanat, der Vorsitzende der Universumspartei, Platz genommen. Edmund Breakst, der dunkelhäutige Stellvertretende Vorsitzende der Galaktischen Union, vertrat die stärkste Oppositionsgruppe.
»Das sind doch Hirngespinste«, schimpfte Heigh. »Mit solch einem Plan erreichen wir nicht einmal einen Aufschub. Im Gegenteil, mit einer militärischen Operation zeigen wir den Orbitem, dass wir genau das sind, was sie glauben: tollwütige Garbeschianer, die um sich schießen, sobald sie eine Waffe in die Hand bekommen.«
»Ganz im Gegenteil«, widersprach Breakst. »Der Plan ist genial. Er bietet uns eine gute Chance, uns aus der Umklammerung der Orbiter zu befreien.«
»Es ist noch nicht lange her, da haben Sie mir Untätigkeit vorgeworfen.« Tifflor wandte sich an Heigh. »Jetzt wollen wir etwas unternehmen, aber wie schon zu erwarten, das gefällt Ihnen auch wieder nicht.«
»Die parlamentarische Situation steht hier nicht zur Debatte«, erwiderte der Vorsitzende der Fortschritts-Sektion scharf. »Sie wären gut
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