Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch

Ausweg, der einer Abstimmungsniederlage im Parlament.
    Eine solche Niederlage konnte aber zugleich das Ende ihrer politischen Karriere bedeuten. Das wiederum widersprach ihrem Naturell. Helen Reijsbergen war eine ehrgeizige Frau, die mit zäher Verbissenheit bis zu der Position aufgestiegen war, die sie heute innehatte.
    Sie erhob sich.
    »Es tut mir leid, aber Sie lassen mir keine Wahl, Julian«, sagte sie schwer. »Ich werde vor dem Parlament die Wahrheit offenlegen.«
    Hargus Clamd hatte die Besatzung in drei Gruppen aufgeteilt. »Wir benötigen jemanden, der die Zentrale überwacht«, stellte er fest. »Freiwillige Nennungen?«
    Ester Mirkham meldete sich. »Aber jemand sollte mich begleiten«, schränkte sie sofort ein. »Wie wär’s mit Ihnen, Raylor?«
    »Ich reiße mich nicht dämm«, lehnte der Schwachstromingenieur ab.
    »Ich komme mit«, sagte Jennifer Talzjew. Der Kommandant erkannte die Astronomin an ihrer rauen Stimme.
    »Sie beide sollen in erster Linie beobachten«, erläuterte er. »Aber dazu gehört auch, dass Sie uns frühzeitig warnen, sobald das notwendig wird. Geben Sie einfach Zahlen von fünf bis zehn durch, die Roboter werden eine solche Nachricht als unverdächtig einstufen. Ich rufe Sie über Interkom, sobald wir starten können. Kommen Sie dann auf dem schnellsten Weg zur Space-Jet.«
    Die Gruppen trennten sich. Gordon Waltis, Sue Annelois und Raylor Gust schlossen sich dem Kommandanten an, dazu drei weitere Männer und drei Frauen. Ungehindert erreichten sie den Antigravschacht und schwebten darin abwärts. Als sie den Schacht wieder verließen, heulte der Alarm durch das Fort.
    »Der Tanz geht los!«, behauptete Gust bebend. »Tifflor greift an.«
    Außer ihnen befanden sich noch zwei Roboter in dem Korridor, der zum Hangar führte. Ihr menschliches Äußeres machte sie zu reglos erscheinenden Puppen.
    »Schneller!«, drängte Clamd im Flüsterton. »Keinesfalls stehen bleiben.«
    Sie näherten sich dem Hangarschott, als urplötzlich ein heftiger Schlag das Wachfort erschütterte. Der Boden schien sich für einen Moment aufzuwölben.
    Lester Toschkam strauchelte und ruderte mit den Armen, um Halt zu finden. Clamd sprang auf ihn zu, doch er kam den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Toschkam torkelte gegen die Wand, das Kopfstück seiner Maske löste sich und kippte zur Seite.
    Schlagartig wurde Toschkam sich der Tragweite des Zwischenfalls bewusst. Er reagierte blitzschnell, riss beide Waffenarme hoch und feuerte. Die beiden Kampfroboter reagierten nicht einen Deut langsamer. Sie töteten Toschkam mit ihren Schüssen.
    Schon einen Sekundenbruchteil vorher hatte auch der Kommandant geschossen, und seine Impulssalve ließ das gezüchtete Gewebe der Kampfroboter Blasen werfend aufwogen und fraß sich durch Kunststoff und Stahl hindurch. Sofort verbreitete sich der Gestank von brennendem Fleisch. Ein weiterer heftiger Schlag erschütterte das Fort.
    Der Kommandant kniete neben Toschkam nieder, doch dem Sextadim-Ingenieur konnte er nicht mehr helfen. Ruckartig richtete er sich wieder auf.
    »Wir müssen die Reste der Roboter beseitigen! Schleppt sie zum Abfallschacht!«
    Nur Annelois blieb bei Clamd. »Wieso haben Sie so schnell reagiert?«, fragte sie. »Ich glaube, Toschkam hatte den Helm noch gar nicht verloren.«
    »Ich weiß nicht. Ich habe wohl geahnt, dass sein Sturz uns verraten würde. Jedenfalls musste ich schießen, damit die Roboter keine Warnung senden konnten. Erst in zweiter Linie habe ich wohl daran gedacht, Toschkam zu helfen.«
    »Was machen wir mit ihm?« Die Stimme der Frau ließ nicht erkennen, was sie empfand. »Wir können ihn nicht zur Erde überführen.«
    »Das dürfte in der Tat unmöglich sein. Aber nehmen Sie ihm die Maske ab. Wir bringen ihn auf jeden Fall in den Hangar.« Clamd sprach nicht aus, was zweifellos allen durch den Sinn ging. Für den Fall, dass die Orbiter das Fort inspizierten, war der Tote wie ein kleines Mosaiksteinchen, ein realer Garbeschianer aus Fleisch und Blut.
    Die Überreste der Roboter waren inzwischen im Abfallschacht verschwunden. Über einen Sensor rief Waltis einen Reinigungsroboter herbei, der die übrigen Spuren beseitigen würde. Die Robotermaske des Toten ließ Clamd ebenfalls in den Schacht werfen, dann eilte seine Gruppe weiter.
    Minuten später betraten sie mit dem Toten den Space-Jet-Hangar.
    Tifflors Kurier-Roboter wartete in der offenen Bodenschleuse des kleinen Diskusraumers. Mit schnellen Schritten ging der Kommandant auf