Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
Simulationen. Ich muss eingestehen, dass ich beeindruckt bin. Die Vorbereitungen waren perfekt, der Ablauf gestaltet sich zum Glück nicht anders.«
Alle Daten über die Bewaffnung von SKARABÄUS sowie die Aktionsmöglichkeiten der Kampfroboter lagen in Imperium-Alpha vor. Der Angriff basierte auf diesen Informationen. Die Raumflotte hätte das Wachfort aufgrund ihrer überlegenen Feuerkraft mit einem einzigen Angriff vernichten können. Doch das lag nicht im Sinn des Psychospiels.
Den wahren Garbeschianem musste die Gelegenheit gegeben werden, mehrere der angreifenden Raumschiffe zu zerstören. Dementsprechend waren die Schutzschirme verschiedener Flotteneinheiten programmiert. Die schon im Vorhinein auf der Verlustliste stehenden Schiffe hatten ausschließlich Roboter an Bord. Julian Tifflor war nicht bereit, das Leben auch nur eines einzigen Menschen aufs Spiel zu setzen.
»Das Wachfort nutzt seine Möglichkeiten«, stellte Salik fest. »Es ist wie bei einem Schachspiel. Die Möglichkeiten der Kontrahenten sind bekannt, dennoch gibt es Überraschungsmomente. Das macht die Angelegenheit erst überzeugend.«
Einzelne Flotteneinheiten lieferten Aufnahmen nach Imperium-Alpha, die bereits erkennen ließen, dass SKARABÄUS mehrere schwere Treffer erhalten hatte. Im Bereich der oberen Decks hatten heftige Explosionen tiefe Breschen hinterlassen. Die Hauptzentrale und das eigentliche Nervenzentrum der Station lagen aber noch sicher geschützt unter starken Schutzschirmen.
»Was können wir für die Besatzung tun?«, fragte Salik. »Wenn wir wüssten, wo sich die Leute befinden ...«
Tifflor fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. Die Beklemmung war ihm deutlich anzusehen.
»So schlimm es klingt, aber Clamd und seine Leute müssen sich selbst helfen. Wenn wir versuchen, sie aus der Gefahrenzone zu holen, gefährden wir das gesamte Unternehmen. Oder haben Sie eine Idee?«
Jen Salik schüttelte stumm den Kopf.
»Haben Sie eine Idee, Hargus?«, fragte Sue Annelois ungefähr zur selben Zeit, als der Kommandant von der Space-Jet zu seiner wartenden Gruppe zurückkam.
Hargus Clamd sah sich um. Die Männer und Frauen in den Robotermasken verhielten sich abwartend. Er war sich dessen bewusst, dass sie alle darauf hofften, er würde eine Lösung finden, wie sie die Station endlich verlassen konnten.
»Vielleicht habe ich eine Idee«, antwortete Clamd. »Ich bin mir nur nicht sicher, ob wir sie verwirklichen können. Dazu benötige ich auf jeden Fall Ihre Hilfe, Sue.«
»Worum geht es?«
»Wir müssen einen Schutzschirmprojektor so umprogrammieren, dass bei einem der nächsten Angriffe eine Strukturlücke entsteht. Es muss so viel Waffenenergie durchschlagen, dass dann wenigstens eines der Transformgeschütze unbrauchbar wird. Erst wenn das der Fall ist, können wir mit der Space-Jet starten.«
»Eine selbstmörderische Idee«, wandte Gust ein. »Auf so etwas kann wohl nur jemand wie Sie kommen. Sobald wir die Schutzschirme perforieren, müssen wir doch damit rechnen, schon in den nächsten Sekunden draufzugehen.«
»Was ist schon ohne Risiko?«, fragte Waltis. Er wandte sich an den Kommandanten. »Sie haben recht, Sir. Wir müssen ein oder zwei Transformkanonen ausschalten, damit wir fliehen können. Und das geht nur, indem wir die Geschützstellungen dem Feuer der Angreifer preisgeben.«
»Warum manipulieren wir sie nicht?«, fragte Gust. »Wieso so umständlich, wenn es doch sehr viel einfacher ginge?«
»Einfacher geht es eben nicht«, bemerkte die Programmspezialistin Annelois. »Die Transformkanonen sind mehrfach gesichert und werden von der Zentrale aus überwacht. Nur von dort können sie ausgeschaltet werden - aber das wäre undurchführbar.«
»Das träfe auch auf jeden Versuch zu, die Geschütze direkt anzugehen«, erklärte der Waffenspezialist Waltis. »Sobald Sie nur in die Nähe einer Transformstellung kommen, wäre Ihr Leben nicht mehr viel wert. Also bleibt nur der indirekte Weg.«
Schwere Explosionen erschütterten SKARABÄUS. Für wenige Augenblicke setzte die künstliche Schwerkraft aus, und ohrenbetäubender Lärm durchschlug die Schallisolationen. Dann war die Schwerkraft wieder da, wenngleich der Anschein entstand, als habe das Wachfort sich leicht zur Seite geneigt.
»Kommen Sie, Sue!«, rief Clamd der Programmspezialistin zu. »Wir beide nehmen uns den Projektorbereich für diesen Abschnitt vor. Die anderen sorgen dafür, dass wir nicht gestört werden.«
Das Risiko war schlicht
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