Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
Orbiter zu folgen. Dazu musste er die Rolle des Roboters aufgeben. Entschlossen legte er die Robotermaske ab, verstaute sie in einer Wandnische und sprang in den Antigravschacht. Etwa vierzig Meter über ihm verließ Wells bereits den Schacht.
Als der Kommandant den Orbiter wieder vor sich sah, befand sich Wells schon auf dem Weg zur Außenschleuse. Niemand außer ihm war noch zu sehen.
In dem Moment kam Raylor Gust aus einem Seitengang. Der Mann wirkte fahrig und war offensichtlich mit seinen Kräften am Ende. Ineiner beinahe Hilfe suchenden Geste streckte er dem Orbiter die Arme entgegen. »Hör mich an«, stieß er schwer atmend hervor. »Ich kann dir Dinge...«
Egal, was sich daraus entwickeln würde, Clamd war sofort losgelaufen. Er riss den Ingenieur förmlich mit sich, und sie stürzten gemeinsam zu Boden. In jäher Panik schlug Gust um sich und traf den Kommandanten mit aller Wucht an der Schläfe.
Für einen Moment war Clamd wie benommen. Gust nutzte die Gelegenheit, sich aus seinem Griff zu befreien und wieder in die Höhe zu kommen. Abermals versuchte der Ingenieur, den Orbiter anzusprechen, doch Clamd umklammerte mit beiden Händen seine Beine und riss ihn zu sich herab.
Die Hände ineinander verschränkt, schlug der Kommandant zu. Es krachte dumpf, als er Rust am Kinn traf. Der Mann sackte schlaf in sich zusammen.
Ächzend richtete Clamd sich auf. Wells wich mit allen Anzeichen von Abscheu vor ihm zurück. Clamd hätte viel dafür gegeben, in dem Moment zu wissen, was der Orbiter dachte und welchen Schluss er aus dem Zwischenfall zog. Er hatte nicht anders handeln können. Was immer in und um SKARABÄUS geschah, würde zweifellos weitreichende Folgen haben.
Clamd packte den Ingenieur am Kragen und schleifte ihn bis zum Antigravschacht. Wortlos stieß er den Bewusstlosen in den abwärtsgepolten Bereich.
Als er sich umdrehte, war der Orbiter verschwunden. Kein Zweifel, die Brak-Type hatte es vorgezogen, der offenen Gewaltanwendung auszuweichen, und sich in das Raumschiff zurückgezogen.
Clamd folgte dem Ingenieur, der bereits zwei Decks tiefer benommen aus dem Schacht taumelte. Mühelos holte er ihn ein.
»Dass jemandem die Nerven versagen, kann ich noch verstehen«, herrschte er Gust an. »Aber Sie haben versucht, uns zu verraten. Das hätte alle auf SKARABÄUS das Leben gekostet und wohl erhebliche Auswirkungen für das Solsystem gehabt.«
Er verzichtete darauf, seine Robotermaske noch einmal anzulegen. Im Laufschritt zerrte er den Ingenieur mit sich zum Hangar. Sie hatten das Glück, keinem Roboter zu begegnen. Raylor Gust schwieg verbissen.
Eine schwere Erschütterung durchlief das Fort. Das Dröhnen mehrerer heftiger Explosionen rollte aus nächster Nähe heran.
Sue Annelois hastete hinter den beiden Männern in den Hangar. ImLaufen riss sie sich Teile der Maske vom Leib und warf sie achtlos beiseite.
»Treffer am Transformgeschütz!«, rief sie dem Kommandanten zu. »Wenige Sekunden zuvor war ich noch dort.«
»Wir starten!«, entschied Clamd.
Die terranische Flotte griff massiert an. Diesmal, daran zweifelte der Kommandant keine Sekunde lang, würden von SKARABÄUS nur eine sich rasch verflüchtigende Glutwolke und vielleicht ein paar ausgeglühte Trümmerstücke übrig bleiben.
Heman Heigh genoss es, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Jetzt waren alle Kameras auf ihn gerichtet, und Milliarden Menschen auf den Planeten des Solsystems warteten gespannt auf seine Frage.
»Wir alle haben soeben gesehen, dass der Erste Terraner der Oppositionsführerin eine Information zugespielt hat«, sagte Heigh mit unmissverständlicher Betonung. »Diese Information scheint von erheblicher Brisanz zu sein. Deshalb meine Zwischenfrage: Läuft zurzeit eine militärische Aktion größeren Ausmaßes? Hat der Erste Terraner Sie über diese Aktion informiert? Und vor allem: Sollte die Öffentlichkeit über diese Aktion unterrichtet werden?«
Erhebliche Unruhe entstand. Weil dem Verteidigungsausschuss Vertreter aller Parteien angehörten, wussten die meisten Parlamentarier, dass die Regierung eine Operation eingeleitet hatte, die für Terra von höchster Bedeutung war. Darüber hinaus hatten viele inzwischen erkannt, in welcher Lage Helen Reijsbergen war. Genau aus diesen beiden Gründen ahnte die Mehrheit aber auch, dass Heigh gar keine Antwort auf seine Frage haben wollte. Er wusste ohnehin längst, was geschah, und versuchte, die Oppositionsführerin zu provozieren, damit sie den Plan verriet.
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