Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
Netz. Vergeblich versuchte sie, von den klebrigen Fäden loszukommen.
»Halt still!«, befahl Ath. »Ich hatte schon befürchtet, du wärst tot.«
»Und ich dachte, du wärst tot«, erwiderte Usilfe.
Sie lachten beide, dann hieb Ath mit dem Dolch auf die Netzfäden ein, bis er seine Gefährtin befreit hatte.
Angespannt lauschte er in die Richtung, aus der er gekommen war. Ein schwaches Rumoren erklang von dort.
»Der Rest meiner Beute ist verloren«, sagte er. »Nimm dir etwas Fleisch aus meinem Proviantsack und iss. Anschließend machen wir uns an den Aufstieg.«
Usilfe aß schweigend und hastig, denn immer wieder waren in der Nähe undefinierbare Geräusche zu hören. Am Grund des Schachtes mussten sich viele Lebensformen entwickelt haben, die es an der Oberfläche nicht gab. Trotzdem blieben Ath und sie unbehelligt.
Für den Aufstieg in der zwar steilen, aber sehr zerklüfteten Wand brauchten sie nicht einmal eine Stunde.
Sie erreichten eine kahle Hochebene. Im Nordwesten stieg Rauch aus einem Bergkegel auf.
»Das ist der Wangg Wanath«, sagte Usilfe. »Die Beben lassen ihn ausbrechen.«
»Und dort ist der Hay Hayyat.« Nachdenklich schaute Yesevi Ath zum Gipfel des Heiligen Berges hinüber. »Wir haben uns ziemlich weit von dem Flüsternden Riesen entfernt.«
Die Sonne ging unter. Rasch wich sie den Sternen und den leuchtenden Gasnebeln zwischen ihnen.
»Gehen wir?«, fragte Usilfe.
Der Vorbeißer antwortete nicht. Er sah jetzt dort, wo der Hay Hayyat sein musste, ein seltsames Leuchten. Der helle Schimmer verstärkte sich - und mit einem Mal erkannte Ath, dass der Gipfel des Heiligen Berges von innen heraus geheimnisvoll glühte.
Er deutete zum Gipfel des Hay Hayyat. »Das ist das Zeichen, Usilfe!«, sagte er bewegt. »Der Hay Hayyat ruft alle Laboris zu sich!«
33.
Thurlow Veled blickte missmutig auf die Ortungsanzeigen der HAR-MOS. »Mist!«, sagte er halblaut und wandte sich an seine Stellvertreterin. »Das alles macht mich nervös, Bilir. Seit drei Wochen kreuzen wir in dieser Stemensuppe, die auch nur vage zu durchsuchen ein Geschwader nötig wäre. Kein Wunder, dass wir nichts finden.«
Bilir Thanai, eine große schlanke Frau mit samtbrauner Haut und dunkelblondem Haar, zuckte die Achseln.
»Was sollen wir machen, Thurlow? Die Liga leidet an chronischem Schiffsmangel, die GAVÖK ebenfalls. Dennoch werden vierhundert Schiffe im Zentrumssektor eingesetzt, zumindest habe ich die Zahl vernommen. Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, aber wir müssen es versuchen. Wenn es uns nicht gelingt, die geheimnisvolle Anlage Armadan von Harpoons zu finden...«
»Ich weiß!«, unterbrach Veled mürrisch. In der Stemenfülle des galaktischen Zentrumssektors mit seinen Energiefluten konnten tausend hoch technisierte Welten aktiv sein, um Orbiter und ihre Flotten zu produzieren, ohne dass auch nur eine davon entdeckt wurde.
»Entschuldigung, Chef!« Zarge Bronquist, der Navigator, räusperte sich dezent, als spürte er, dass er den Kommandanten in seinen Überlegungen unterbrach. »Ich melde mich zur Ablösung. Gibt es besondere Vorkommnisse?«
Bronquist war ein beleibter und immer zu Witzen aufgelegter Mann von vierundachtzig Jahren. Veled bedachte ihn mit düsterem Blick.
»Absolut nichts«, antwortete der Kommandant.
Warnsignale ertönten im selben Moment. »Der Ausläufer eines Hypersturms erreicht uns in drei Minuten, elf Sekunden. Die ersten Messwerte zeigen, dass der aktivierte Paratronschirm als Schutz ausreichend ist.«
»Verstanden!«
Veled erhob sich und nickte dem Navigator zu. »Das ist Ihre Aufgabe!«
Er verließ die Zentrale und begab sich auf dem kürzesten Weg in seine Kabine. Am Versorgungsautomaten tastete er einen Fruchtsaft, dann setzte er sich in seinen Sessel, nippte am Saft und ließ seinen Gedanken freien Raum.
Vor ihm hing das Holobild seiner Frau. Sandra und er hatten vor fünfzehn Jahren auf Gäa einen Ehekontrakt geschlossen. Im Rahmen der Rückführungsaktion waren sie mit ihren drei Söhnen nach Terra übergesiedelt und lebten nun eigentlich in einem Bungalow in Catania. Viel Zeit hatten sie seitdem aber nicht miteinander verbracht. Da sowohl Raumschiffe als auch qualifizierte Raumfahrer knapp waren, war Veled von einem Einsatz in den nächsten gejagt worden.
Allerdings, wenn er Selbstkritik übte, musste er sich eingestehen, dass er daran keineswegs unschuldig war. Er war überzeugt, dass er das Zeug zum Geschwaderkommandeur hatte,
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