Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
Geräusch schien plötzlich überall zu sein. Ath fragte sich, wodurch es ausgelöst worden war, und kam zu dem Schluss, dass das Verschwinden der Schwerkraft die unter der Kruste des Planeten brodelnden Magmamassen ausbrechen ließ.
Er war noch eine Mannslänge Uber dem Boden, als der Effekt sich umkehrte. Die Schwerkraft erreichte wieder den normalen Wert - und stieg weiter.
Schwer stürzte Ath zu Boden und verlor fast die Besinnung durch den Aufprall. Er hörte dumpfe Schreie und wollte sich aufrichten, aber er schaffte es nicht. Immer fester wurde er auf den Felsen gepresst.
In seiner Nähe ertönte ein dumpfer, klatschender Schlag, dann wurde er bewusstlos.
Als Ath wieder zu sich kam, fühlte er sich völlig erschöpft, doch er hatte sein normales Gewicht zurück. Ächzend setzte er sich auf.
Wenige Meter neben ihm lag der verkrümmte Leichnam Musina Karhs. Etwas entfernt richteten sich soeben mehrere Laboris auf. Verständnislos schauten sie sich um.
Er hatte den Zweikampf nicht selbst für sich entschieden. Yesevi Ath erkannte, dass er seine Stellung als Vorbeißer festigen musste, indem er beiden Jagdgruppen eine plausible Erklärung für das Phänomen gab.
Mit gewohnter Leichtigkeit sprang er trotz seiner Schmerzen auf die Füße und streckte die Arme in die Höhe.
»Der Göttersohn Amtranik selbst hat Musina Karh für ihren Frevel bestraft!«, rief er. »Amtranik veränderte die Schwerkraft und zerschmetterte Musina, während er mich unversehrt ließ. Damit setzte er sein Zeichen: Ich soll über alle Laboris herrschen und sie darauf vorbereiten, zum Hay Hayyat zu gehen, sobald wir gerufen werden!«
Er glaubte selbst nicht daran, dass es sich so verhielt, er gab nur einer spontanen Eingebung nach. Das war seine Gelegenheit, nicht nur an der Macht zu bleiben, sondern seine Macht zu festigen, indem er sich als Liebling des Göttersohns zeigte.
Seine Jagdgruppe jubelte ihm zu - und die Jäger der anderen Gruppe fielen bereits in den Jubel ein. Sie konnten froh sein, dass sie sich der Gruppe des Vorbeißers aller Laboris anschließen durften und die Vorteile genossen, die seinen Begleitern zustanden.
Usilfe trat neben ihn. »Ich gehe in die Höhle und suche die Kinder«,flüsterte sie. »Du hattest Glück, Yesevi. Aber was werden die Jäger sagen, wenn die Zeit vergeht und der Hay Hayyat sie nicht zu sich ruft?«
Daran wollte Ath nicht denken. Er blickte hinüber zum Gipfel des Heiligen Berges. Vielleicht war das alles nur eine Legende, und die Vorväter hatten sie erfunden.
Eigentlich hatte der Vorbeißer zur festen Niederlassung aller Laboris im Fruchtbaren Tal aufbrechen wollen. Wegen seiner größer gewordenen Schar entschloss er sich jedoch dazu, die Tumsalik-Höhle zu erkunden. Er vermutete, dass einer ihrer begehbaren Seitenstollen zu einem subplanetaren Wasserlauf führte.
Wenn er dieses Wasser fand, machte er sich mehr denn je um sein Volk verdient. Dann würden alle ihn als Anführer akzeptieren, selbst wenn seine Prophezeiung über den Ruf des Hay Hayyat sich nicht erfüllte.
Es war früher Abend, als er mit fünf Begleitern das unscheinbare Loch im Boden des Tumsalik-Tales erreichte, das den Zugang zum Höhlensystem bildete. Nach kurzer Rast seilten sie sich ab.
Geduldig suchten sie einen Weg durch Gänge, Schächte und Schlote. Hin und wieder stießen sie auf elliptisch geformte glatte Stollen, in denen vor langer Zeit Wasser geflossen sein musste. Es gab jedoch nicht einmal einen Hauch von Feuchtigkeit an den Wänden.
Nach zwei Tagen erklang endlich von Weitem ein leises Rauschen. Ath orientierte sich daran, doch immer wieder geriet er in eine falsche Richtung, und das Geräusch wurde leiser oder verstummte gar.
Am vierten Tag dachte er bereits an Umkehr. Der Fleischvorrat war zu Ende, und der Rückweg ins Tal würde mindestens zwei Tage in Anspruch nehmen. Doch bevor er sich tatsächlich zur Aufgabe entschließen konnte, entdeckte Usilfe einen schräg abwärtsführenden engen Stollen. Hier war das Rauschen des fließenden Wassers wieder deutlich zu vernehmen.
Ath entschied sich für einen letzten Versuch.
Seine Begleiter und er mussten gut hundert Meter weit tief gebückt gehen, dann erweiterte sich der Stollen. Aber schon nach fünfzig Metern wurde er so eng, dass sie nur mehr kriechend vorankamen. Dennoch kehrten sie nicht um, denn das ferne Rauschen war mittlerweile deutlicher geworden.
Bald darauf mündete der Stollen in einen natürlichen Kanal. Grobgeschätzt fünfzehn
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