Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
oben führenden Stollen zu. Doch er drang nicht ein, denn der Schwefelgeruch war hier wieder unverkennbar.
»Wir werden versuchen müssen, in eine Kluft einzusteigen, und können nur hoffen, dass wir von dort aus weiterkommen.«
»Der Weg, den wir gekommen sind...?«, fragte Usilfe.
»Dort geht es wahrscheinlich nicht mehr weiter.«
Erneut orientierte Ath sich über den Schall, dann tastete er die Wand ab und machte sich an den Aufstieg. Der steile Fels wies lediglich zentimetertiefe Querrillen als Kletterhilfen auf - und die Kluft, zu der Yesevi wollte, befand sich in knapp dreißig Metern Höhe.
Es dauerte fast zwei Stunden, bis er sein Ziel erreichte. Usilfe folgte ihm dichtauf.
Die Kluft, in die sie eindrangen, führte ohne Höhenveränderung in einem weiten Bogen nach rechts. Ein scharfer Wind wehte ihnen entgegen und erschwerte ihr Vorankommen. Andererseits war die Luft nicht kühl, sondern warm, was Ath darauf hoffen ließ, dass der Gang mit der Oberfläche in Verbindung stand. Die Frage war nur, ob er sich irgendwo so stark verengte, dass es kein Durchkommen mehr gab.
Aber die Götter waren ihm hold. Nach eineinhalb Tagen sah der Vorbeißer weit voraus einen fahlen Lichtschimmer. Schon eine halbe Stunde später erreichte er vor Usilfe den Übergang in einen natürlichen Felskamin. Uiigefâhr dreihundert Meter über ihnen spannte sich ein blassroter Himmelsausschnitt.
Sie betraten den Schacht nicht sofort. Wegen der geringen Sonneneinstrahlung und einer geradezu verschwenderischen Bodenfeuchtigkeit wucherte hier ein üppiger Wald. Diese Fülle pflanzlichen Lebens musste zur Ansiedlung einer artenreichen Tierwelt geführt haben. Tiere aber bedeuteten nicht nur Beute für die Laboris, sondern zugleich Gefahr.
Ath hielt den Schleuderstab wurfbereit, als er zwischen den Stämmen der nächsten Bäume hindurchhuschte. Er verließ sich darauf, dass Usilfe ihn und seine Umgebung scharf beobachtete, um sofort auf jede Veränderung reagieren zu können. Dennoch kam seine Gefährtin zu spät.
Ein nur fingerdicker Tentakel schnellte aus dem Laubdach des Waldes, ringelte sich blitzschnell um Aths Hals und zerrte ihn mit einem Ruck ins Dickicht. Egal, wie schnell Usilfe ihm hinterhersprang, der Vorbeißer war sich klar darüber, dass sie nur noch an den zurückpeitschenden Zweigen erkennen konnte, dass ein großes Tier ihn gepackt hatte und verschwand - zu schnell für sie.
Der Tentakel erstickte Ath beinahe. Er konnte das Tier auch jetzt nicht sehen, obwohl es sich nur wenige Meter vor ihm befinden musste. Perfekt war es der dichten Vegetation angepasst.
Instinktiv krümmte er sich zusammen und griff nach dem Knochendolch. Er versuchte aber nicht, sich dem Zug des Fangarms zu widersetzen, denn seine Chance lag eben darin, dass das Raubtier ihn zu sich heranzog.
Minutenlang wurde er durch das Dickicht geschleift. Er war nur etwas benommen, als das Raubtier ihn in seine Höhle schleppte und er gegen etwas Hartes prallte. Mit der linken Hand ertastete er eine Art Chitinpanzer und bewegliche Halsringe unter einem kugelförmigen Schädel.
Mit aller Kraft stieß Ath den Dolch zwischen zwei Chitinringen hindurch. Der geschliffene Knochen schnitt durch festes Reisch hindurch, doch der Druck des Tentakels um seinen Hals verstärkte sich sogar.
Wie besessen stieß er zu, wieder und wieder, und das Tier warf sich in wilden Zuckungen herum. Doch Yesevi Ath ließ auch dann nicht nach, als seine Sinne allmählich schwanden.
Als er wieder zu sich kam, lag er halb unter dem reglosen, blutenden Tier begraben. Der Tentakel hatte sich gelockert und gab widerstandslos nach, als er ihn abstreifte.
Yesevi atmete kräftig durch. Er tastete nach einer der vielen Wunden des Tieres, aus denen Blut sickerte, saugte die klebrige Nässe auf und fühlte rasch die belebende Wirkung.
Er kroch dann unter dem Kadaver hervor, schlang sich den Tentakel mehrere Male um seinen Unterarm und taumelte aus der Höhle, die Beute hinter sich herziehend.
Das Tier war nicht einmal so groß wie ein erwachsener Labori. Dass es eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Belgremer hatte, stellte Ath erst fest, als er es aufbrach und sich an den Innereien gütlich tat.
Erst nach einiger Zeit dachte er an die Rückkehr zur Oberfläche. Er füllte den Ledersack, den er wie jeder Labori stets mit sich trug, mit etlichen Reischstreifen. Den Rest musste er zurücklassen.
Auf dem Rückweg zur Schachtwand entdeckte er seine Gefährtin. Usilfe hing in einem riesigen
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