Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch

seine Feststellung gar nicht empfunden.
    »Das kann nur jemand von sich geben, der von solchen Dingen keine Ahnung hat«, entgegnete der Bankberater prustend. »Oder einer wie ich, der bis auf eine Handvoll Solar alles verspekuliert hat.«
    »Das erheitert Sie?«
    »Weil es für mich irgendwie keine Rolle mehr spielt.« Mit wenigen Worten erzählte Trailcoat von seinen Spekulationen, den erlittenen Verlusten und neuen Hoffnungen. »Wenn ich jetzt höre, dass sich so viele Menschen Gedanken darüber machen, wie wir eine Evakuierung vermeiden können, sehe ich die Frachtraten schon wieder ins Bodenlose stürzen. Und wenn dann jemand eine Lösung für das Orbiter-Problem findet, wird Schiffstonnage gerade noch ein paar Soli wert sein.«
    »Glauben Sie wirklich, dass Ihr Sohn mich zu Tifflor bringen kann?«, fragte Salik, ohne richtig zuzuhören.
    Trailcoat war so überrascht, dass er sich verschluckte. Salik musste ihm heftig auf den Rücken klopfen, um den Hustenanfall zu beenden.
    »Natürlich kann er das«, erwiderte der Alte heiser.
    »Dann schlage ich Ihnen ein Geschäft vor«, sagte Salik. »Beziffern Sie mir Ihren Gesamtverlust, und ich sorge dafür, dass alles ins Lot kommt.«
    »Wenn Sie das schaffen, sind Sie ein Genie. Und Maisjon ist der größte Trottel, der je spekuliert hat.«
    »Geben Sie ihm den Tipp, sich ganz schnell von allen Frachtverträgen zu trennen«, erwiderte Salik, während sie nebeneinander in Richtung des Stadtzentrums losgingen. »In einer Stunde könnte es schon zu spät sein.«
    Dreißig Minuten später wurde Jen Salik an der Börse aktiv. Er schaltete sich über eine öffentliche Interkomstation in das Geschehen ein, wie es jeder tun konnte. Mehrmals versuchte Trailcoat, seine Entscheidungen zu kritisieren, doch Salik ließ sich nicht beeinflussen.
    Wie aus heiterem Himmel heraus schlug die Kursentwicklung um. »Eine kurze technische Reaktion«, murmelte Trailcoat ohne große Hoffnung in der Stimme, als Salik die ersten Gewinne verbuchte. In einer Kurzmeldung von Terravision war von wachsendem Optimismus der Regierung die Rede. Ein Journalist behauptete, die Erfolgschancen für den Misstrauensantrag der Opposition hätten sich schlagartig verringert.
    Die Umkehrbewegung der Kurse gewann an Boden, die Notierungen zogen auf breiter Basis an. Verstärkt wurde die Aufwärtsbewegung sehr schnell durch mehrere große Kaufaufträge.
    Terravision kündigte ein Interview mit Homer G. Adams an. Der Sprecher verwies auf überraschend optimistische Äußerungen des Wirtschaftsministers.
    Die Kurserholung setzte sich fort.
    Als die Börse in Terrania City einige Stunden später schloss, war Alfred Trailcoat schuldenfrei.
    »Nun erfüllen Sie bitte Ihren Teil unseres Abkommens«, sagte Jen Salik. »Ich muss mit Tifflor reden.«
    »Worauf Sie sich verlassen können.« Dem Alten stand immer noch der Schweiß auf der Stirn, und immer wieder schüttelte er den Kopf, als könne er nach wie vor nicht glauben, was geschehen war. »Sie sind ein Genie. Ich kann diese Transaktionen keineswegs nachvollziehen. Einige dieser Käufe und Verkäufe erscheinen mir jetzt noch wie... wie purer Wahnsinn. Nur ein Hasardeur...«
    »Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber! Akzeptieren Sie einfach, und alles ist gut.«
    »Sie sind ein Naturtalent, Jen, oder ein absoluter Profi.«
    Jen Salik lächelte still. Was hätte er antworten sollen? Dass er noch vor wenigen Wochen nicht einmal im Traum daran gedacht hätte, jemals zu spekulieren? Mit wirtschaftlichen Belangen hatte er sich nie befasst. Dennoch war er jetzt nicht ein einziges Mal nervös geworden. Er hatte gewusst, was zu tun war, und alles hatte sich als zutreffend erwiesen.
    Der Gewinn interessierte ihn nicht. Eigentlich hatte er nur ein Achselzucken dafür. Er wusste, dass er sich jederzeit so viel Kapital beschaffen konnte, wie er brauchte. Damit verlor das Geld jede Bedeutung für ihn.
    »Wann kann ich mit Tifflor sprechen?« Das interessierte ihn, nichts sonst.
    »Warten Sie.« Trailcoat wandte sich der Interkomsäule zu und gab seinen Kode ein. Keine Minute später zeigte der Holoschirm ein Gesicht, das ihm verblüffend ähnlich sah. Zumindest mochte Trailcoat vor siebzig oder achtzig Jahren so ausgesehen haben, das Haar dunkel, die Haut straff.
    »Michael, ich brauche deine Hilfe«, sagte Trailcoat. »Ich bin hier mit einem Genie zusammen. Der Mann hat die Absicht, etwas für Tifflor zu tun.«
    »Verlange bloß nicht, dass ich dein Genie zu Tifflor