Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
aufgehalten zu werden, doch erreichte er die Kuppel ungehindert. Er landete und stieg aus.
Als er nur noch wenige Schritte von einem Liftschacht entfernt war, der zu den festungsartigen Anlagen führte, kamen ihm zwei Männer entgegen.
»Sie können mir sicherlich erklären, wie ich zu Mr. Tifflor komme«, bat er. »Ich bin angemeldet und habe eine Besuchsgenehmigung von Mr. Trailcoat.«
»Sicher«, erwiderte einer der beiden. »Kommen Sie am besten gleich mit uns.«
Die Männer führten ihn zu einem Kabinen-Antigravlift. Gemeinsam mit ihm schwebten sie ein Stockwerk tiefer.
»Ist Tifflor hier?«, fragte Salik erstaunt. »Ich war der Meinung, sein Büro sei weiter unten.«
»Damit haben Sie natürlich recht. Aber Sie werden den Ersten Terraner nicht sehen, Mr. Salik. Sie sind erst einmal festgenommen.«
Die Kabine öffnete sich. Salik blickte in einen quadratischen Raum, von dem mehrere Türen weiterführten. Eine stand offen. Dahinter lag eine kleine Zelle.
Die Männer zogen ihn mit sich und schlossen ihn ein.
Jen Salik war ärgerlich auf sich selbst. Natürlich hatte er erkannt, dass Alfred Trailcoat von seinem Sohn enttäuscht worden war, es aber nicht übers Herz gebracht hatte, ihm das so unverblümt zu sagen. Und er selbst hatte sich darauf eingelassen, um dem Alten nicht wehzutun.
Salik lächelte schon wieder, als er an Trailcoat dachte.
Die Stunden verstrichen ereignislos. Jen Salik schlief ein und wachte erst am Morgen des nächsten Tages wieder auf. Er wunderte sich darüber, dass sich bislang niemand um ihn gekümmert hatte. Es war ihm überhaupt unverständlich, dass er so lange festgehalten wurde.
Um munterer zu werden, machte er einige leichte gymnastische Übungen. Er wusch sich mit eiskaltem Wasser, und sein Unternehmungsgeist erwachte.
Salik untersuchte das positronische Schloss an der Zellentür und stellte fest, dass es über eine einfache Sperrvorrichtung verfügte. Er zog den dünnen Kombi-Laserschreiber aus seiner Jackentasche und führte ihn mit schnellen Bewegungen und wechselndem Rhythmus über das Schloss. Er wusste, dass er auf diese Weise Spannungsveränderungen hervorrief,die das Schloss öffneten. Unklar blieb ihm lediglich, woher er dieses Wissen hatte. Doch mittlerweile dachte er nicht mehr allzu häufig darüber nach, denn vorerst war dieses Rätsel wohl nicht zu lösen.
Die Tür glitt zur Seite.
Jan Salik verließ die Zelle und sah sich um. Die anderen Türen waren verschlossen. Da er Julian Tifflor in den tieferen Etagen von Imperium-Alpha wähnte, benutzte er den Antigravlift.
»Sieh dir das an«, sagte Ed Blue und zeigte auf eines der Überwachungsholos.
Iran Copp richtete sich träge auf. Er wirkte schläfrig, war aber sofort hellwach, als er Salik auf dem Kontrollschirm erkannte.
»Wer hat den denn rausgelassen?«, fragte er verblüfft.
»Keiner«, antwortete Blue. »Er hat sich selbst befreit.«
Copp blickte seinen Kollegen im Uberwachungsbereich ärgerlich an. »Lass den Blödsinn«, schimpfte er. »Ich habe keine Lust, mich schon so früh am Tag auf den Arm nehmen zu lassen. Also, wie war das?«
Blue schwieg. Aber er aktivierte die Aufzeichnung. Die zusätzlich entstehende Wiedergabe zeigte Salik noch in der Zelle. Copp verfolgte erstaunt, wie der Gefangene die Zellentür in Augenschein nahm und sie danach mit einem kombinierten Schreib- und Rechenstift öffnete.
»Das ist einer deiner üblen Scherze?« Copps Stimme klang unsicher. »Eine Tricksequenz?«
»Ganz und gar nicht«, antwortete Blue. »Das ist tatsächlich geschehen.«
Copp schüttelte den Kopf und ließ die Aufzeichnung ein zweites Mal ablaufen. Zugleich schielte er auf die aktuelle Wiedergabe. Der Gefangene schwebte soeben in einer Liftkabine abwärts.
»Wir müssen nachvollziehen, was er mit dem Schloss gemacht hat«, murmelte Copp. »Das mit dem Stift ist doch ein schlechter Witz ...«
»Er hält den Lift an«, bemerkte Blue.
Die Automatik sprang auf einen anderen Optiksensor um. Zu sehen war nun, dass Salik die Liftkabine verließ und den vom Liftschacht wegführenden Korridor betrat.
»Was ist das für ein Mann?«, fragte Copp. »Verstehst du das? Er knackt ein positronisches Schloss in einer Art und Weise, die ich einfach nicht kapieren kann. Und danach läuft er hier herum, als hätte er keine Entdeckung zu befürchten. Entweder ist er grenzenlos naiv oder so abgebrüht, dass er uns alle in die Tasche steckt.«
Salik schaute sich nach allen Seiten um, als er den Gang
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