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Silberband 116 - Der Auserwählte

Silberband 116 - Der Auserwählte

Titel: Silberband 116 - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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einem Universum, in dem es nichts gab, worauf sie reagieren konnte?
    War das der Tod? Körperlos, empfindungslos, nur noch ein Bewusstsein, das sich umsah und von überall nur dieses konturlose rote Leuchten entdeckte.
    An dieser Stelle knickten ihre Gedanken ein. Es war nicht, dass Lyn sich gegen die Aussicht auf ein nahes Ende aufgebäumt hätte. Sie fragte sich vielmehr, warum sie das nicht tat. Ihr Leben war von dem Grundsatz geprägt gewesen, dass Schicksalsschläge nicht einfach hingenommen werden durften und man sich gegen sie wehren müsse. Wie sonst hätte sie sich zur Beibootkommandantin und schließlich sogar zur Verbandsführerin aufschwingen können?
    Was war aus ihren Schiffen geworden? Was aus Zelda Gren, Hormel Dan und Jak Nyman?
    Der Schmerz verwirrte sie. Doch wie konnte ein körperloses Bewusstsein Schmerz empfinden? Sie versuchte, das Gefühl zu analysieren. Es fühlte sich an wie ... wie eine total ausgetrocknete Zunge, die am wunden Rachen rieb.
    Lyn Degas lag still. Lag? Bis eben hatte sie das Gefühl gehabt, sie würde schweben.
    Je mehr Zeit verstrich, desto deutlicher wurde ihr bewusst, dass Unglaubliches geschehen war. Ihr Verstand sträubte sich gegen die Bilder, die sie sah, und tat sie als die Erzeugnisse einer überhitzten Phantasie ab.
    Mit einem Schrei fuhr Lyn in die Höhe. Schlagartig wurde ihr die Existenz ihres schmerzenden Körpers bewusst.
    Sie sah sich um.
    Sie saß am Fuß eines Baumes mit grobrissiger weißer Rinde und lanzettförmigen Blättern.
    In einer der Schlafpausen, die Pol Ekland ihm verordnet hatte, empfing Perry Rhodan das Signal. Es erhob sich aus dem mentalen Hintergrundrauschen, der Stimme der Quelle, und es war kompliziert in seiner Struktur.
    Perry erinnerte sich später an den geistigen Kampf, den er während seines Traumes um das Verstehen des Signals geführt hatte.
    Schließlich war ihm klar, was die Nachricht besagte.
    Vier Leben.
    Als er aufwachte, erinnerte er sich an jede Einzelheit. Er rief Atlan an. Der Arkonide lächelte, als kenne er den Grund des Anrufs genau.
    »Du willst mir etwas sagen?«, fragte Rhodan.
    »Vier Leben«, antwortete der Arkonide.
    Perry Rhodan fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Also doch mehr als nur ein Traum. Was, meinst du, kann es bedeuten?«
    »Die Besatzung der MEMPHIS hat das Unglück überlebt.«
    Das Ereignis war so bedeutend, dass es wenigstens den engsten Vertrauten mitgeteilt werden musste. Weder Atlan noch Perry Rhodan selbst hatten bislang über die Stimme der Quelle gesprochen. Aber auch jetzt sollte der Kreis der Eingeweihten klein gehalten werden. Reginald Bull war der Einzige, der davon erfuhr.
    Es dauerte geraume Zeit, bis Lyn Degas aufhörte, nach einer Erklärung zu suchen. Sie machte stattdessen Bestandsaufnahme. Ihre Raummontur wies äußere Beschädigungen auf, funktionierte jedoch weiterhin einwandfrei. Der Helm war seltsamerweise geöffnet. Allerdings entsann sie sich nicht, dass sie den Verschlussmechanismus gelöst hätte.
    Ihre Glieder schmerzten, doch hatte sie sich nichts gebrochen. Sie würde eine Menge blauer Flecken davontragen und eine Zeit humpeln, aber das war ohne Belang.
    Schlimmer war der Durst. Ihre Zunge lag wie ein Reibeisen im Mund, das hatte sie sich also nicht nur eingebildet. Sie brauchte etwas zu trinken. Ihr Raumanzug war leider keines der komplexen Lebenserhaltungssysteme, sondern nur die leichte Version.
    Lyn sah sich um. Sie befand sich auf einem sanft geneigten Hang, der zur Linken in einem lang gestreckten Kamm endete. Rechter Hand ging es ins Tal hinab. Nicht weit entfernt wuchs dichtes Gebüsch. Die Kommandantin sah nicht, was sich dahinter verbarg, aber der mäandernde Verlauf der Büsche erinnerte an einen Bachlauf.
    Sie wandte sich dorthin, schritt durch gelbgrünes Gras, das ihr bis zu den Knien reichte. Der weiße Baum mit den grünblauen Blättern war das fremdartigste Gewächs, das ihr je unter die Augen gekommen war, alles andere wirkte mehr oder weniger vertraut.
    Sie erreichte die ersten Büsche und zwängte sich durch das Gestrüpp. Ihre Vermutung hatte nicht getäuscht, träge plätscherte vor ihr ein Bach dahin. Das Wasser schimmerte kristallklar. Lyn kniete am Ufer nieder. Vorsichtig schöpfte sie mit der hohlen Hand, und erst als sie das kühle Nass wohlschmeckend fand, trank sie in langen Zügen.
    Danach fühlte sie sich schon deutlich unternehmungslustiger. Sie musste diese Welt erforschen. Und wenn sie nicht schnell von hier wegkam, würde sie

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