Silberband 116 - Der Auserwählte

hier rauskomme, sterbe ich am Gestank«, keuchte Lyn.
    In der Sekunde hörte sie draußen ihren Namen rufen.
    Atlan und die beiden Roboter waren rasch herbeigerufen. Laire und Samkar mit ihren Roboterkräften machten sich sofort daran, die Tierleiber beiseitezuräumen. Schon nach wenigen Minuten entstand eine Öffnung, die groß genug war, dass die Eingeschlossenen ins Freie gebracht werden konnten.
    Von der Stunde, die Perry Rhodan ursprünglich angesetzt hatte, waren nur sechs Minuten übrig. Die fremde Welt hatte sich binnen kurzer Zeit erschreckend verändert. Zwar war der Strom der Katzenechsen versiegt, doch der Himmel hatte eine unheimlich düstere Färbung angenommen, die längs des nördlichen Horizonts von brodelnder Glut gesäumt wurde. Magmaströme brachen aus der Kruste des Planeten hervor und wälzten alles nieder, was ihnen im Weg war.
    »Die letzte Stunde dieser Welt hat begonnen«, sagte Laire. »Es wird Zeit, dass wir zur BASIS zurückkehren.«
    »Einverstanden«, sagte Rhodan. »Hier hält uns ohnehin nichts mehr.«
    »Die Last ist zu groß, sie kann nicht in einem Schritt bewältigt werden.«
    »Dann nimm zuerst die Verwundeten und Bewusstlosen. Wir warten hier auf deine Rückkehr.«
    Laire schüttelte den Kopf. »Nein, Perry Rhodan. Mein Auftrag lautet, dich und Atlan in Sicherheit zu bringen. Ihr seid wichtiger als alles andere.«
    Er wartete den Widerspruch gar nicht ab.
    Der distanzlose Schritt vollzog sich diesmal zielsicher. Sie materialisierten in dem kleinen Arbeitsraum abseits des Kommandostands der BASIS, von dem sie aufgebrochen waren - vor wer weiß wie vielen Stunden.
    Laire verschwand sofort wieder. Rhodan löste einen Medo-Alarm aus. Den Verletzten musste auf dem schnellsten Weg geholfen werden.
    Binnen weniger Sekunden kehrte der Roboter zurück. Diesmal brachte er die vier Schiffbrüchigen und Samkar an Bord.
    Hormel Dan und Jak Nyman wurden behutsam auf den Boden gelegt. Lyn Degas sank in den nächstbesten Sessel und starrte teilnahmslos vor sich hin. Hustend und würgend kam Zelda Gren allmählich wieder zu sich.
    »Wo, zum Teufel, bleibt der Medo-Dienst?«, knurrte Perry.
    »Entspann dich«, riet ihm der Arkonide. »Es ist erst ein paar Sekunden her, seit du die Mediziner gerufen hast, und ...«Er unterbrach sich im Satz.
    »Und was?«, drängte Rhodan.
    »Mir scheint, unsere Freunde haben sich aus dem Staub gemacht.«
    »Wir registrierten schon die ersten Anzeichen des Zerfalls«, sagte Payne Hamiller. »Die Kraftwerke liefern nur noch achtzig Prozent des Nominalausstoßes, und auf einigen Decks sind Strukturschwächen gefunden worden.«
    Perry Rhodan blickte auf die Panoramagalerie. Das All rings um die BASIS war finster, die bunten Lichtpunkte der Barys-Körper verschwunden.
    »Wir nehmen sofort Fahrt auf!«, entschied Perry. »Kurze Linearetappen mit jeweils nur wenigen Lichtmonaten Reichweite. Wir dürfen die Schwierigkeiten nach wie vor nicht unterschätzen.«
    Die erste Linearphase, die unter normalen Umständen weniger als drei Sekunden in Anspruch genommen hatte, dauerte stattdessen einundzwanzig Minuten. In diesem Zeitraum überwand das mächtige Femraumschiff genau fünf Lichtmonate.
    Ein zweites Überlichtmanöver wurde über eine Reichweite von acht Lichtmonaten angesetzt und nahm dreiundzwanzig Minuten in Anspruch. Die Verhältnisse besserten sich.
    So bewegte sich die BASIS Abschnitt um Abschnitt vom Zentrum der Materiequelle fort, bis das violette Leuchten wieder erschien und schließlich die Sterne der Galaxis Errantemohre. Die BASIS hatte die gefährliche Nyman-Grenze hinter sich gelassen.
    Perry Rhodan und Atlan verbrachten die meiste Zeit in Besprechungen mit ihrem engsten Stab.
    »Nach allem, was wir wissen, ist die Ursache der Weltraumbeben beseitigt«, sagte Perry Rhodan, und seiner Stimme war die vorsichtige Erleichterung anzuhören, die er mittlerweile empfand. »Der Vorhof der Materiequelle ist entrümpelt, wie sich Geoffry ausdrückte. Lieber wäre mir allerdings, wenn ich eine direkte Verbindung mit Terra hätte. Ich brauche eine Bestätigung, dass unsere Vermutung wirklich zutrifft.
    Aber vorerst warten wir noch auf den Ruféex Kosmokraten. Laire ist verschwunden, ich weiß nicht, wie viel Bedeutung ich seiner Aussage beimessen soll. Ein paar Tage bleiben wir noch hier am Rand von Errantemohre, bis die BASIS grundlegend überprüft ist. Wenn sich bis dahin allerdings nichts Entscheidendes mehr ereignet, fliegen wir auf dem schnellsten Weg nach Terra