Silberband 117 - Duell der Erbfeinde
Tifflor miteinander verhandelt hatten, waren ihm die Space-Jets aufgefallen.
Er wagte es gar nicht erst, sich vorzustellen, was nun die Anwesenheit eines terranischen Beiboots in der GOR-VAUR zu bedeuten haben mochte. Er beeilte sich, in sein Schiff zu kommen, wo die anderen von seiner Mannschaft bereits versammelt waren. Hastig nahm er Verbindung zu den anderen UFOs auf. Er befahl allen, die Schleusen zu schließen, aber weder die Energieschirme noch die Antriebe zu aktivieren. Zuerst musste er mit Alurus reden – und er hatte Angst davor.
Alurus begrüßte den Androiden mit eisiger Zurückhaltung. Dihat, der innerlich zitterte wie Espenlaub, versuchte ein Ablenkungsmanöver, indem er hastig zu berichten begann.
»Ein terranisches Beiboot steht bei euch im Hangar«, unterbrach Alurus ihn nach kurzer Zeit.
»Ich habe es gesehen«, bestätigte Dihat vorsichtig.
»Und was ist mit den Terranern?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht sind sie an Bord und warten ab – genau wie wir. Es wäre verantwortungslos, zu starten, solange die Schiffe von Bürgern umgeben sind.«
»Ausgerechnet du musst von Verantwortung reden!«, brauste Alurus auf, zwang sich dann aber mühsam zur Ruhe. »Sie sind nicht in ihrem Schiff. Geh und suche sie, und ich rate dir eines: Bringe sie zurück, lebend und gesund!«
»Aber ...«
Dihats geplanter Protest lief ins Leere. Alurus hatte die Verbindung unterbrochen.
Ratlos sah der Androide sich um. In den Augen seiner Artgenossen schimmerte weder Interesse noch der leiseste Anflug von Furcht.
»Ihr kommt mit!«, befahl Dihat.
Die Androiden nahmen den Befehl schweigend zur Kenntnis.
»Zurück in die Space-Jet!«, sagte Tekener. »Schnell!«
Jennifer Thyron drehte sich um und schüttelte den Kopf. »Das sind schon zu viele. Vielleicht sind sie ganz friedlich.«
Sie sahen einander schweigend an. Sie hätten es versuchen können. Aber wenn es schiefgegangen wäre, hätten ihnen ihre Waffen wenig genützt. Die Übermacht der Bürger war erdrückend, und es war zu befürchten, dass diese Wesen sich durch die Reststrahlung der On- und Noon-Quanten verändert hatten.
»Wir wollten sowieso tiefer in das Schiff hinein«, sagte Tekener. »Das da drüben dürfte das Schott zu einer weiteren Transmitterstation sein. Versuchen wir unser Glück.«
Unzählige Bürger strömten in den Hangar. Zuerst kamen sie nur durch das erste Schott, dann tauchten sie auch aus anderen Richtungen auf. Sie verhielten sich eigentümlich still. Nicht einmal Schritte waren zu hören, obwohl die halb stofflichen Wesen sich mit ziemlicher Geschwindigkeit bewegten. Die beiden Terraner rannten auf ein geschlossenes Schott zu. Als sie es erreicht hatten, waren die ersten Bürger noch etwas über dreißig Meter von ihnen entfernt.
Sie arbeiteten schnell und schweigend an dem fremdartigen Schloss. Alurus hatte ihnen erklärt, wie man die Schotten an Bord der Sporenschiffe öffnen musste, aber in der Praxis war es nicht ganz so einfach, wie es sich in der Theorie anhörte. Als sie es endlich geschafft hatten, waren die Bürger heran – und eilten achtlos an ihnen vorbei.
Für einen Moment waren sie verblüfft, dann lächelten sie sich verlegen an.
»Macht nichts«, kommentierte Tekener. »Wir sehen uns trotzdem drinnen um.«
Der Transmitter beförderte sie nach einigen Missverständnissen in einen Sektor der GOR-VAUR, der ungefähr gleich weit vom Zentrum und der Peripherie entfernt lag. Sie öffneten das Schott und spähten auf den hell erleuchteten Gang hinaus.
»Nichts«, murmelte Jennifer Thyron. »Dieses Ding ist so riesengroß, dass wir wochenlang darin umherirren können, ohne auf einen Bürger zu treffen – selbst wenn es wirklich so viele sind, wie Thezein behauptet hat.«
»Stimmt genau«, pflichtete Ronald Tekener ihr bei. »Darum werden wir uns nicht lange aufhalten, sondern uns direkt zur Zentrale begeben.«
Seine Frau kehrte schweigend zum Transmitter zurück und justierte das Gerät um, sich sorgfältig nach den Angaben des UFO-Kommandanten richtend – in einem so riesigen Schiff wie diesem war es nicht ratsam, sich zu verirren.
Ein paar Minuten später gingen sie wieder durch die Schwärze und sahen sich einem Chaos gegenüber.
Sie wussten zwar, dass die Bürger von Art'Yschall den Tod in seiner endgültigen Form kaum kannten, dennoch konnten sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie Hunderte von Leichen vor sich hatten. Nicht genug damit – es waren die hässlichsten, grauenerregendsten
Weitere Kostenlose Bücher