Silberband 117 - Duell der Erbfeinde
besonnen. Es war vereinbart, dass die HERGAST sich nur dann meldete, wenn es wirklich nötig war. Niemand wollte ein Risiko eingehen. Also würde man auch dann, wenn die HERGAST tagelang schwieg, lieber ein wenig länger warten, als aufs Geratewohl ein weiteres Schiff in die Nähe der fremden Gebilde zu schicken. Die Besatzung der HERGAST wusste das und war dementsprechend ratlos bis verzweifelt. Selbst der Rückzug war jetzt unmöglich geworden, denn auf diese kurze Entfernung mussten die Leute in den UFOs schon blind und taub sein, wenn sie das davonschleichende Schiff nicht entdeckten.
Das lange Schweigen der HERGAST hatte Folgen: Auf Terra legte Julian Tifflor die Sache mit den sechs riesigen Kunstgebilden in Gedanken zu den Akten. Er hatte genug andere Sorgen.
Gegen Mittag jenes Tages, an dem Jen Salik nach Martappon startete, um sich dort den Orbitern und dem Vergleich mit Keijder zu stellen, wollte es der Zufall, dass Tifflor noch einmal an die sechs Riesenkugeln erinnert wurde.
Die wenigen Daten, die die HERGAST hatte liefern können, wirkten offenbar sehr anregend auf die Phantasie einiger Experten, die für den Fall zuständig waren. Sie lieferten eine ganze Reihe von Theorien, die einander widersprachen, jede für sich jedoch logisch klangen – wurden gewisse Schönheitsfehler ignoriert. Tifflor las sie teils amüsiert, teils gelangweilt, und seine Gedanken waren mehr mit Jen Salik als mit den Riesenkugeln beschäftigt. Zum Lachen reizte ihn die Annahme, es könne sich um kleinere Monde handeln, die von einem längst ausgestorbenen Volk zu vollautomatischen Forschungsstationen ausgebaut worden seien. Natürlich war es möglich, einen Mond in dieser Weise herzurichten, seine Oberfläche mit Metall zu überziehen und ihn auszuhöhlen, aber welches Volk hätte für einen solchen Zweck sechs Monde zusammengesucht, die bis auf den Meter genau den gleichen Durchmesser hatten? Der Experte meinte zu dieser Frage, dass man wohl bei fünfen verschieden mächtige Schichten abgetragen hätte ...
Eine von diesen Theorien fiel aus dem Rahmen. Sie war phantastischer als alle anderen zusammen, und Tifflor war im ersten Augenblick versucht, sie als Märchen zu bezeichnen. Er sah nach, wer diesen vermeintlichen Unsinn zusammengeschrieben hatte. Der Name sagte ihm nichts. Als er sich danach erkundigte, erfuhr er, dass es sich um einen in Ehren ergrauten Wissenschaftler handelte, der zeit seines Lebens gute Arbeit geleistet hatte. Geniale Ideen hatte der Mann nie gehabt, er gehörte auch nicht zum Stab jener, die sich eigentlich den Kopf über das Problem zu zerbrechen hatten.
Die seltsame Theorie nistete sich so hartnäckig in seinen Gedanken ein, dass Tifflor beschloss, etwas zu unternehmen. Er rief Jennifer Thyron und Ronald Tekener zu sich.
»Es geht um die Objekte, die vor einigen Tagen in der Eastside aufgetaucht sind«, sagte er. »Mir liegen verschiedene Theorien vor, die bis auf eine Ausnahme völlig unsinnig sind, und diese Ausnahme ist eigentlich noch unsinniger.«
»Spare dir die Vorrede«, empfahl Tekener.
»Wie du willst. Ein alter Herr, der nicht einmal gezwungen gewesen wäre, seine Meinung preiszugeben, stellt die Behauptung auf, dass es sich um nichts anderes als riesige Raumschiffe handelt, die zu unserer Unterstützung da sind.«
Tekener öffnete den Mund zu einem Lachen, entschied sich dann aber anders.
»Es klingt sehr reizvoll«, bemerkte seine Frau.
»Zu reizvoll!«, sagte Tekener ernst. »Wir sitzen bis zum Hals in der Tinte. Die dritte Bebenwelle kann jederzeit über uns hereinbrechen, und wir haben keine Möglichkeit, auch nur die Bewohner von Terra zu evakuieren, geschweige denn die der Kolonien, der mit uns verbündeten Planeten oder gar jener Welten, deren Völker noch keine eigene Raumfahrt entwickelt haben und daher umso dringender auf Hilfe angewiesen sind. Die Orbiter könnten unsere Rettung sein, aber sie widmen sich ausgerechnet jetzt internen Schwierigkeiten. Tiff, um Himmels willen, unter diesen Voraussetzungen hofft natürlich jeder, dass ein Wunder geschieht und die großen Unbekannten aus was weiß ich für einer Dimension uns helfend unter die Arme greifen.«
»Du hast recht«, sagte der Erste Terraner ruhig. »Jeder hofft das – ich auch. Nur verlasse ich mich natürlich nicht darauf, dass dieses Wunder termingerecht eintritt. Willst du nicht wenigstens hören, wie dieser Mann auf seine Idee gekommen ist?«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich die Theorie von vornherein
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