Silberband 118 - Kampf gegen die VAZIFAR
zusammengeschlossen. Ich ... Wir haben die Stadt zu unserem Gerippe gemacht, damit sie unsere Lebenszellen trägt. Am Anfang diente uns die Skelettkonstruktion nur für die Kommunikation und zur Fortbewegung. Aber das führte zwangsläufig zur Vermischung unserer Persönlichkeiten, und so war es ein ungewollter Prozess, dass wir uns nach und nach zur homogenen Einheit zusammenschlossen. Wir waren die Stadt! Als andere Intelligenzen kamen, boten wir ihnen Asyl. Wir lernten von ihnen und nahmen jene, die es wert waren, in unser Kollektiv auf. Was sie an Technik mitbrachten, betrachteten wir als Einstandsgeschenk. Wir feierten oft Vermählung mit Besuchern, aber wir suchten unsere Partner nur unter der Elite aus. Du, Jen Salik, wärest würdig ...«
»Was ist mit Amtranik?«
»Wenn du erst in uns aufgegangen bist, brauchst du ihn nicht mehr zu fürchten.«
»Ich fürchte ihn nicht«, sagte Salik. »Ich wäre bereit, mich euren Wünschen zu fügen, aber zuerst muss ich Amtranik besiegen. Bruder Amos, gib meinen Körper frei, dann komme ich freiwillig zu dir zurück.«
Die Lebenszelle schwieg.
»Das ist entsetzlich!«, rief Pradel. »Du hast recht, Salik, Bruder Amos ist ein Schmarotzer. Ich hätte das nie geglaubt.«
»Deine Erkenntnis kommt reichlich spät.« Angestrengt versuchte der Ritter, sich aus der Umklammerung des Plasmas zu befreien.
»Weißt du einen Ausweg, Jen?«, rief der Eremit. »Du musst etwas für unsere Rettung tun.«
»Ich ...« Salik verstummte sofort wieder. Deutlich spürte er Amtraniks Nähe. Der Garbeschianer war rings um ihn, und seine Ausstrahlung wurde intensiver, als ziehe sich seine geistige Schlinge immer enger um das Lebenskollektiv.
»Salik, unternimm etwas!«, schrie Pradel.
»Ich kann nicht«, presste der Ritter der Tiefe hervor. »Ich bin machtlos ...«
»Salik! Salik!« Pradels Stimme verriet seine Todesangst.
»Ich habe auf dich gebaut«, sagte Salik niedergeschlagen. Ihm war, als schlichen sich Amtraniks hasserfüllte, verderbliche Gedanken bereits in seinen Geist, um ihn im Würgegriff zu ersticken.
»Auf mich?«, fragte Pradel ungläubig.
»Du warst meine letzte Hoffnung«, gestand der Ritter. »Meine Macht ist erloschen. In mir ist etwas von einem Ritter der Tiefe, mehr noch, ich trage das Potenzial Igsorian von Veylts in mir ...«
»Dann benütze es!«
»Ich kann nicht«, stieß Salik hervor. »Alles, was meinen Status als Ritter der Tiefe ausmacht, ist verkümmert. Meine Sinne sind umnebelt, meine Macht ist in unerreichbare Tiefe verdrängt ...«
»Du muss an dein Wissen gelangen!«, schrie Pradel. »Konzentriere dich darauf, sonst ist es zu spät.«
Salik schüttelte den Kopf. Amtranik griff bereits nach ihm.
»Ich schaffe es nicht. Der Margor-Schwalls übt einen zerstörerischen Einfluss auf mich aus. Er verhindert, dass ich mein Ritterwissen einsetzen kann.«
»Das sind Ausflüchte, Jen Salik!«, rief Pradel. »Wenn es eine Rettung gibt, dann durch dich.«
Salik war kaum noch Herr über sich. Er erkannte, dass er Amtraniks stärker werdendem geistigen Zugriff ausgesetzt war.
»Es gibt keine Rettung«, ächzte er und stellte erstaunt fest, dass Pradel der Umschlingung des Plasmas entkommen war und nun vor ihm stand.
»Du bist ein Opfer des zweiten Walles?« Der Eremit starrte ihn ungläubig an. »Der Margor-Schwall, den Armadan von Harpoon gegen die Horden von Garbesch errichtet hat, wendet sich gegen seinen eigenen Orden?«
Salik blickte seinem Gegenüber ins Gesicht. Marcel Pradel war für ihn plötzlich nicht mehr der weltfremde Eremit. Endlich durchschaute er die Maske und erkannte Amtranik.
Salik konnte nicht anders, er lächelte.
»Jen Salik oder auch Igsorian von Veylt«, sagte Pradel hasserfüllt. »Du bist verloren – und mit dir alle, die hinter deinem Orden stehen. Wenn die Legende recht hat, dass mit dem Tod des letzten Ritters der Tiefe alle Sterne erlöschen, dann wird die Endzeit über dieses Universum hereinbrechen. Ich werde dich nämlich töten.«
Pradel betrachtete ihn lauernd. Es schien Amtranik zu irritieren, dass Salik unentwegt lächelte.
»Du bist verloren«, sagte der Hordenführer in der Maske des Einsiedlers nachdrücklich. »Oder hast du noch einen Trumpf auszuspielen?«
»Nein«, sagte Salik wahrheitsgetreu. Er war nun sehr ruhig. »Mich amüsiert nur, dass deine Anstrengungen, meiner habhaft zu werden, im Grunde genommen überflüssig waren. Ich war dir von Anfang an weit unterlegen. Aber es ehrt mich, dass du mich
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