Silberband 118 - Kampf gegen die VAZIFAR
prall gefüllt war mit den nutzlosen Dingen. Er setzte sich, Stivas Beispiel folgend, im Schneidersitz auf den Boden und wollte die Verschnürung des Rucksacks aufmachen. Aber Stiva hinderte ihn daran.
»Noch nicht«, sagte sie. »Warte damit, bis du vor Stirizza stehst. Ich habe kein Recht, die für sie bestimmte Freundschaftsgabe vor ihr zu sehen.«
Das klang sehr bedeutungsvoll. Salik wurde in der Enge des Raumes immer wärmer. Er öffnete seine Kutte und hoffte, dass Stiva die Waffen in seinem Gürtel nicht sehen konnte. Das hätte sie womöglich erschreckt.
»Es ist so heiß, dass ich kaum atmen kann«, stellte er fest.
»Stirizza wird gleich so weit sein.«
Der Raum war durch einen Rollladen von dem dahinter liegenden getrennt. Als ein undefinierbares Geräusch erklang, spannte sich Salik an, aber Stiva sagte: »Meine Schwester wünscht, dich zu sehen.«
Sie stand auf und holte den Rollladen an einer Schnur ein. Salik hob den Rucksack auf und hielt ihn vor sich, als er sich bückte und das Hinterzimmer betrat.
Es gab keinen anderen Zugang, auch kein Fenster. Hier war es beinahe völlig dunkel. Aber Salik hatte gute Augen. Er sah eine uralt wirkende Zwotterfrau, in grobe Tücher gewickelt, am Boden hocken. Sie wies ihm einen Platz vor ihr zu.
»Was bringst du mir?«, fragte sie krächzend.
»Nichts, wenn du mir keine wahren Psychode zu bieten hast«, sagte Jen Salik, nachdem er Platz genommen hatte. »Alles, wenn ich über dich in die Geheimnisse deiner Vorfahren eingeweiht werde.«
Die Alte kicherte, es klang unnatürlich.
»Narr, mehr bringst du nicht?«
»Doch.« Salik hatte die Verschnürung des Rucksacks geöffnet. Ihm war bewusst, dass jemand nur darauf wartete, dass er diese vermeintliche Büchse der Pandora entleerte. Aber stattdessen griff er unauffällig unter seine Kutte. Es war einer der wesentlichen Kniffe bei Taschenspielertricks: die Aufmerksamkeit durch Nebensächlichkeiten vom Wesentlichen abzulenken.
»Doch«, wiederholte er. »Wenn du in Trodars Diensten stehst, habe ich einen raschen Tod zu bieten.«
Er hatte Trodars Nähe längst gespürt.
Die Alte flog auf einmal wuchtig zur Seite. Dahinter tauchte einer der Träger Trodars auf.
Salik hatte den Strahler bereits im Anschlag. Er feuerte. Gleichzeitig begann er mit seiner geistigen Attacke.
Die Salve aus der Strahlwaffe kam für den Trodar-Träger, der seine Aufmerksamkeit auf den Rucksack konzentrierte, völlig überraschend. Er konnte seine eigenen Waffen nicht mehr einsetzen, weil der Angriff sein Verteidigungssystem blockierte.
Salik verstärkte den geistigen Druck.
Der Trodar-Träger heulte auf. Er ruckte höher, hing für einen Sekundenbruchteil scheinbar unbewegt in der Luft und raste dann auf die Wand zu und durchbrach sie. Die Geräusche verrieten, dass er gegen eine zweite Mauer prallte.
Stille folgte.
Trodar hatte einen weiteren Träger verloren.
Salik beugte sich über die reglos am Boden liegende Stirizza. Sie war tot.
»Ich wollte das nicht«, sagte er zu der entsetzten Stiva. »Ich konnte es aber nicht verhindern.«
»Es ist nicht deine Schuld«, entgegnete die Zwotterfrau. »Ich habe diese böse Macht Trodar gespürt und konnte mich so wenig dagegen wehren wie Stirizza.«
»War deine Schwester wirklich eine Psychode-Schöpferin?«
Stiva schüttelte den Kopf. »Aber es gibt welche«, sagte sie. »Meistergeist ist kein leeres Wort.«
»Kannst du mich zu einem Meistergeist führen?«
20.
»Ailand war als Musterkolonie gedacht, aber die Stadt wurde zweckentfremdet«, sagte Gail Bedomo wie zu sich selbst. »Die ursprüngliche Siedlung bestand nur aus etwa hundert Gebäuden, die vor Jahrhunderten erbaut wurden, aber lange verlassen standen. Die Zwotter bezogen sie erst wieder, als die petronische Maschine zerstört wurde, die ihre geistige Entwicklung hemmte, und Boyt Margor in die Paraplasmatische Sphäre der Dunkelwolke aufging und sie auf diese Weise stabilisierte ...«
»Das wissen wir alles, Ehe Bedomo«, fiel Tekener der Entwicklungshelferin ins Wort. »Jenny und ich kennen sogar die Geschichte der Provcon-Faust aus einer parusischen Vision. Uns interessiert nur, was Sie über Trodar wissen!«
Jennifer gab ihm einen Wink. Tekener nickte knapp. Ihm war ebenso wenig entgangen, dass Gail Bedomo ihm gar nicht zugehört hatte.
Bis vor Kurzem hatte sie noch unter dem Schock der Beeinflussung durch Amtranik-Trodar gestanden. Nach Ansicht der Ärzte war es besser gewesen, darauf zu warten, dass
Weitere Kostenlose Bücher