Silberband 118 - Kampf gegen die VAZIFAR
um den Kopf seines Vaters kreisen.
»Wieso werden die anderen so toll begrüßt und du nicht?«, forschte der Junge. »Du warst doch auch dabei.«
»Das ist nicht so wichtig. Ich konnte früher gehen. Willst du mich nicht begrüßen, wie es sich gehört?«
Jay verzog das Gesicht, seufzte und arretierte die positronische Schaltung, sodass sich die Miniraumschiffe nicht von der Stelle bewegen konnten. Er stand auf, spitzte die Lippen und hielt sie seinem Vater ohne große innere Beteiligung zum Kuss hin.
Callow zog sein Kind in die Arme. Er merkte, dass ihm die Kehle eng wurde.
Nur nicht weich werden, durchfuhr es ihn. Das findet Jay bestimmt nicht gut.
»Hast du mir was mitgebracht?«, fragte der Junge.
Callow erschrak. Er hatte nichts. Was hätte er auch von Bord der BASIS mitnehmen können, um dem Jungen eine Freude zu machen? Er hatte noch nicht einmal daran gedacht.
Auch für seine Frau hatte er kein Geschenk.
Wenn er auf fremden Planeten gewesen wäre, dann hätte er eine Blume, ein seltsames Gras oder ein exotisches Insekt vorweisen können. So aber hatte er nie das Bedürfnis gehabt, durch ein Souvenir zu unterstreichen, dass er fern der Erde gewesen war.
»... bewiesen die Kosmokraten ihre außerordentliche Macht«, hallte die Stimme Rhodans aus den Akustikfeldern. »Sie demonstrieren, dass sie ohne Weiteres in der Lage sind, die Existenz des Universums zu beenden. Die Manipulation einer Materiequelle ...«
»Es tut mir leid, Jay«, sagte Callow in der Hoffnung, Verständnis zu finden. »Weißt du, keiner von uns durfte seinen Angehörigen etwas mitbringen.«
»Ich verstehe schon. Du brauchst nichts zu sagen, Dad.«
Callow sah seinem Sohn an, dass er zutiefst enttäuscht war, auch wenn Jay so tat, als sei das nicht der Fall. Er kniete sich neben dem Jungen hin, als dieser sein Spiel fortsetzen wollte. Er redete auf Jay ein und versuchte, ihm zu erklären, dass es an Bord der BASIS nichts zu kaufen gegeben hatte, was sich für ein Kind seines Alters geeignet hätte.
»Du hättest mir etwas aus Terrania City mitbringen können«, sagte Jay.
»... ist noch niemals ein Raumschiff der Erde weiter ins Universum vorgestoßen als die BASIS und die SOL«, sagte Rhodan. Die Kameras fingen sein Gesicht mit jeder Nuance ein.
Weder Callow noch sein Sohn hörten zu.
»Das hätte ich ganz gern getan, Jay, aber mein Freund Gucky hat mich direkt aus der BASIS hierher gebracht. Er ist mit mir teleportiert.«
Jay richtete sich ruckartig auf. Die Enttäuschung verflog. Mit leuchtenden Augen blickte er seinen Vater an.
»Gucky ist dein Freund?«
»Genau das ist er.« Callow lächelte. Im Stillen hoffte er, dass der Mausbiber ihn nicht telepathisch belauschte. Schließlich war er lediglich ein Bekannter, aber noch lange kein Freund für den Mausbiber.
»Gucky hat dich hierher gebracht? Er war hier?«
»Im Garten. Wenn du draußen gewesen wärst, hättest du ihn gesehen.«
»Wie ist das, wenn man teleportiert?«
Jay war nicht mehr zu bremsen. Jetzt sprudelten die Fragen aus ihm heraus. Callow war froh, dass er ihm antworten konnte, bauten sich dadurch doch die Spannung und das Fremde ab, das zwischen ihnen stand. Er stellte fest, dass sein Sohn in den anderthalb Jahren kräftig gewachsen war.
Schließlich fragte Callow: »Wo ist Mama?«
Jay blickte auf. »Ich weiß nicht«, sagte er und wandte sich sofort wieder dem Thema Mausbiber zu.
»Warte mal«, bat Callow.
Er schaltete die Aufzeichnung ein. Die Projektion eines Frauengesichts erschien auf der Holowand. Es war das Gesicht einer dunkelhaarigen Frau mit großen, ausdrucksvollen Augen. Es war das Gesicht seiner Frau Jessy.
»Hallo, Bert«, ertönte eine angenehme Stimme. »Sicher hast du dir deine Rückkehr nach Hause etwas anders vorgestellt. Du hast damit gerechnet, dass ich für dich da sein werde.«
Im Nebenzimmer lief das Trivid. Das war Callow noch gar nicht aufgefallen. Jetzt aber vernahm er die Stimme Rhodans wieder.
»... war die Superintelligenz ES in Gefahr. Sie brauchte dringend unsere Hilfe. Uns allen an Bord der BASIS wurde bewusst, dass wir Menschen ein neues Stadium unserer Entwicklung erreicht hatten, in der nicht mehr nur allein die Interessen der Menschheit im Vordergrund stehen, sondern auch die einer Superintelligenz. Der Kosmos hatte sich für uns geöffnet. ES befand sich in einer Materiesenke ...«
Callow fühlte, wie es ihn kalt überlief.
Was war geschehen? Wieso war seine Frau nicht bereit, ihn so zu empfangen, wie er es
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