Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
verwundert. »Wir hatten einen angenehmen Spaziergang, das ist alles.«
»Natürlich«, lenkte der Tart ein. »Morgen werde ich euch durch die technischen Anlagen führen, wenn es recht ist. Ich schlafe ebenfalls hier im Gästehaus. Sobald ihr Wünsche habt, ruft mich über Visiphon.«
Sie folgten ihm ins Haus. Später trafen sie sich – ohne Lordos – in Mallagans Zimmer.
»Ich traue ihm nicht«, sagte Scoutie leise, als befürchte sie, belauscht zu werden. »Er benimmt sich kaum weniger auffällig als Certhaytlin.«
»Möglicherweise hat der Kommandant von Cratcan einiges zu verbergen«, argwöhnte Mallagan. »Er verdächtigt uns, dass wir im Auftrag der Herzöge gekommen sind.«
»Deshalb behandelt er uns überaus freundlich«, stimmte Faddon zu. »Das kann uns nur recht sein.«
Der neue Tag brachte eine Besichtigung des Stützpunkts. Lordos fuhr mit den Betschiden sogar hinaus zum Raumhafen. Auf dem Rückweg durchquerten sie weitläufige Parkanlagen. Scoutie äußerte sich begeistert über die Blumenfülle.
»So ist es nicht überall«, sagte der Tart eher unbewegt. »Diese Region ist klimatisch begünstigt. In anderen Bereichen des Planeten treten Naturphänomene auf, die ein Überleben nahezu unmöglich machen. Das ist einer der Gründe, warum unsere Fernortung auf dem Mond Symulor errichtet wurde.«
Die Dämmerung brach schon herein, als sie wieder im Gästehaus angelangten. Nach einer Weile trafen sich die Betschiden in Mallagans Zimmer.
»Der Tart gefällt mir nicht«, stellte Scoutie fest. »Er ist ein besserer Aufpasser für uns.«
»Den Eindruck habe ich auch.« Mallagan schaute aus dem Fenster. »Lordos versucht zu verhindern, dass wir näheren Kontakt zu Kranen erhalten. Das kann eigentlich nur auf Anweisung des Kommandanten geschehen. Ich zerbreche mir den Kopf, was dahinterstecken mag.«
Scoutie und Faddon sahen das ähnlich. Es gelang ihnen aber auch in den folgenden Tagen nicht, Beweise für ihre Besorgnis zu finden.
»Morgen werde ich mit Certhaytlin sprechen«, sagte Mallagan schließlich. »Ich will wissen, was hinter allem steckt. Aber vorher rede ich ein wenig eindringlicher mit Lordos.«
Brether Faddon rief den Tart über das Visiphon. Lordos kam schnell.
Mallagan äußerte zuerst den Wunsch, am nächsten Tag den Kommandanten zu treffen, um einige Fragen mit ihm zu klären. Lordos sagte zu, den Termin mit Certhaytlin zu arrangieren.
Das Gespräch wurde danach allgemeiner. Geduldig beantwortete der Tart alle Fragen – bis auf eine.
»Uns ist zu Ohren gekommen, dass im Herzogtum hin und wieder ein riesiges Schiff erscheint, das jedoch niemals auf einer Welt landet«, sagte Mallagan leichthin. »Angeblich kennt niemand die Besatzung. Hast du je etwas von diesem ›Geisterschiff‹ gehört, Lordos? Sein Name ist SOL.«
Zum ersten Mal war etwas wie ein kurzes Zucken in dem ansonsten unbewegten Gesicht zu sehen. »Geisterschiff?«, wiederholte der Tart. »Davon ist mir nichts bekannt.«
»Der Bursche lügt wie gedruckt«, meinte Faddon, nachdem die drei wenig später wieder allein waren.
»Wenn das so weitergeht, werden wir nie herausfinden, ob die SOL noch existiert«, bemerkte Scoutie.
Certhaytlin bat seinen Besucher, Platz zu nehmen. »Seid ihr mit eurer Unterkunft unzufrieden?«, fragte er. »Ich werde jeden vertretbaren Wunsch erfüllen, wenn es möglich ist ...«
»Wir sind gut untergebracht«, bestätigte Mallagan. »Aber wir haben Fragen. Wir sind dankbar für die Unterstützung, Certhaytlin, doch wir hatten nie die Absicht, lange auf Cratcan zu bleiben. Es sind inzwischen etliche Schiffe gestartet, sie können unmöglich nur bis Symulor geflogen sein.«
»Die Mehrzahl schon. Nur wenige hatten den Auftrag, ein nahe gelegenes Nest anzufliegen, aber sie sind in besonderer Mission unterwegs, die keine Passagiere an Bord erlaubt hätte. Sicher wird in Kürze ein Schiff starten, das euch mitnehmen kann. Werdet ihr von den Herzögen erwartet?« Das war so plump, dass es schon fast an Beleidigung grenzte.
»Muss ich wiederholen, dass die Herzöge nicht einmal von unserer Existenz wissen, Certhaytlin?«
Der Kommandant überging die Frage und wechselte das Thema. »Wie ich von Lordos hörte, habt ihr euch nach einem Geisterschiff erkundigt. Es gibt kein solches Schiff, zumindest habe ich nie davon gehört. Aber ich werde Nachforschungen veranlassen.«
Mallagan konnte das Unbehagen des Kommandanten förmlich spüren. »Ich wäre dir sehr dankbar dafür,
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