Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
wurde.
»Wenn du nicht ein Feind wärest, empfände ich Bedauern für dich«, sagte er. »Dein Plan war niemals zu verwirklichen. Der Sammelpunkt liegt zu weit entfernt, die Reichweite der VACCOM beträgt höchstens vierhundert Lichtjahre.«
In den Augen des Aychartaners war Verwirrung zu lesen. Ein scharfer Knall ertönte, und zuckende Flammen hüllten den Piraten ein.
Surfo Mallagan hörte die Stimmen und sah gleich darauf die kleine Gestalt im Durchgang zum Positroniksektor. Ohne nachzudenken, brachte er den Strahler in Anschlag und löste die Waffe aus, als der Unbekannte einen Schritt zurücktrat.
Augenblicke später beugte er sich über die Gestalt. Entsetzt fuhr er zurück, als er 3-Marli erkannte. Die Qualle am Hals des Aychartaners bewegte sich nur mehr schlaff.
»Du hättest mich nicht angreifen müssen«, hauchte 3-Marli. »Ich war ohnehin verloren.«
»Ich danke für deine Unterstützung.« Wie Dabonudzer das sagte, klang es beinahe wie Hohn. Mallagan schaute verbittert auf. »Wenn ich gewusst hätte, dass es 3-Marli ist, hätte ich nicht geschossen.« Er musterte den Aychartaner. »Ich dachte, er sei mit seinem Boot vernichtet worden?«
»Er entkam«, sagte Dabonudzer. »Er schlich sich hier an Bord und manipulierte unseren Kurs.«
Der Krane berichtete knapp – unter anderem, dass der Kurs der VACCOM nicht mehr auf das Nest der Achten Flotte, sondern in Richtung Felloy zielte. Die Daten hatte er inzwischen eingegeben.
Mallagan kniete neben dem Aychartaner nieder. »Wir werden dir helfen«, sagte er. »Es dauert nur kurze Zeit, bis wir am Ziel sind. Ich sorge dafür ...«
»Ich spüre mein Leben davonfließen«, unterbrach ihn 3-Marli matt. »Niemand kann es aufhalten.«
Ein heftiger Stoß gegen die Schulter schleuderte Mallagan zur Seite. Sekundenlang war er benommen und sah die Umgebung wie durch dichten Nebel. Die Waffe wurde ihm entrissen.
»Du sorgst für nichts mehr!«, herrschte Dabonudzer den Betschiden an. »Ich habe das Kommando, wie es sich gehört.«
Mallagan richtete sich langsam auf. Zornig und enttäuscht zugleich, blickte er in die flirrende Mündung des Strahlers, mit dem der Zweite Kommandant auf ihn zielte.
Ein bläulicher Blitz zuckte auf. Er schien unmittelbar aus 3-Marlis Leib zu kommen. Aufschreiend warf Dabonudzer die Arme hoch – und brach zusammen.
»Was ist bei euch los?«, hallte Scouties Stimme heran.
Immer noch leicht benommen, schaute Surfo Mallagan nach dem Kranen. Kein Zweifel: Dabonudzer war tot.
»Ruf deine Freunde her!«, bat der Aychartaner:
»Ich hatte keine andere Wahl.« 3-Marli brachte die Worte hastig hervor, als fürchte er, der Tod werde schneller kommen, als er reden konnte. »Die Lehre verbietet die Vernichtung intelligenten Lebens. Aber der Krane musste sterben, weil niemand erfahren darf, was sich hier abspielte.«
Der Pirat seufzte, und als er weiterredete, unterstrich das organische Gebilde an seinem Hals mit kräftigen Farbtönen die Wichtigkeit des Gesagten. »Ihr werdet das Boot zum kranischen Stützpunkt Cratcan im Felloy-System fliegen. Dort kann man euch von dem weiterhin drohenden Wahnsinn befreien. Wichtig ist für mich, dass die Kranen von meiner Anwesenheit hier nichts erfahren. Das Schicksal der Kämpfer von Aychartan hängt davon ab, dass der Gegner möglichst wenig über uns weiß.
Was ich euch sage, hat posthypnotische Kraft. Wenn ich nicht mehr in eurer Nähe bin, wird euer Geist sich schneller verwirren – aber nicht, bevor ihr das getan habt, um was ich euch bitte, und nicht, ohne dass sich meine Worte euch unauslöschlich einprägen.
Als ich euch zum Wrack der SANTONMAR brachte, fandet ihr den Zweiten Kommandanten. Er wurde während des Gefechts mit unserem Schiff verletzt. Die Wunden werden an seinem Leichnam zu sehen sein. Dabonudzer erklärte sich bereit, mit euch und der VACCOM den Stützpunkt Cratcan anzufliegen. Er hielt dies für die einzige Möglichkeit, euch vor dem Beginn des irreversiblen Wahnsinns wieder zu den Symbionten zu verhelfen, die ihr tragen müsst, um den Verstand nicht zu verlieren.
Kein Aychartaner befand sich jemals an Bord dieses Fahrzeugs. Ihr werdet mich zur Schleuse schaffen und dem Weltraum übergeben, bevor ihr euch auf den Weg macht; danach wird eure Erinnerung an mich schwinden. Ihr werdet selbst den Namen dessen vergessen, der euch an Bord des Wracks befördert hat.«
Surfo Mallagan spürte die Schwere, mit der das Gesagte in sein Bewusstsein sank. 3-Marli hatte die Augen
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