Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
Verderben läuft.«
»Es muss doch Anzeichen der Gefahr geben.«
»Die gibt es«, antwortete Lordos lapidar, ging aber nicht näher darauf ein.
Er will, dass wir auf ihn und seine Tarts angewiesen sind, vermutete Surfo Mallagan. Er ist raffiniert und spielt falsch ...
Sie erreichten den Rand einer weiten Senke. In ihrer Mitte schien es Wasser zu geben, denn dort wuchsen einige Dutzend Bäume. Der Sand war grünlich gefärbt und verriet Vegetation.
»Die Wassersorgen sind wir wohl für eine Weile los.« Brether Faddon klopfte gegen seine leere Feldflasche. »Vielleicht finden wir auch etwas zu essen.«
Lordos machte einen unsicheren Eindruck, und Mallagan hätte viel dafür gegeben zu wissen, ob der Tart schauspielerte.
»Gute Plätze bieten doppelte Gefahren«, sagte Lordos schließlich. »Aber natürlich dürfen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Wer weiß, wann wir wieder auf Wasser stoßen.«
»Welche Gefahren?«, drängte Faddon. »Wir sind bewaffnet und können uns wehren. Der abgeschlagene Angriff der Schriten am Felsen hat das wohl bewiesen.«
Lordos überging die Anspielung. Er beriet sich mit seinen Leuten in der Sprache der Tarts.
Deshalb wandte Mallagan sich im Dialekt von Chircool an Faddon und Scoutie. »Die Oase ist Rettung und Gefahr zugleich, und nun weiß Lordos nicht, was er tun soll. Er hat den Auftrag, uns so loszuwerden, dass es wie ein Unfall aussieht – aber er ahnt, dass wir einen gewissen Verdacht haben. Deshalb auch das Schauspiel am Spiegelsee. Hinzu kommt, dass die Zeit drängt, denn Certhaytlin kann nicht unbegrenzt mit einer Suchaktion warten, ohne Misstrauen zu erwecken.«
»Die Senke sieht harmlos aus«, meinte Scoutie.
»Ich fürchte, in dieser Wüste ist nichts harmlos.«
Die Tarts redeten immer noch, sie schienen sich nicht einigen zu können. Immer wieder redete Garost auf Lordos ein, als wolle er ihn von etwas abbringen. Die anderen blieben zurückhaltender.
Im Schein der allmählich sinkenden Sonne bemerkte Mallagan aus dem Augenwinkel heraus ein flüchtiges Aufblitzen in großer Höhe. Vielleicht war es auch nur eine Täuschung gewesen.
»Wir werden in die Senke hinabgehen«, gab Lordos den Entschluss der Tarts bekannt. »Dort finden wir Wasser, und auf den Bäumen wachsen essbare Früchte. Aber es gibt auch Gefahren. Weißwürmer halten sich oft an solchen Orten auf. Sie sind nicht sehr dick, aber ungemein lang. Wen sie einmal umschlungen haben, dem ist nicht zu helfen.«
Faddon klopfte auf seine Waffe. »Wenn es da unten wenigstens etwas Wasser gibt, lassen wir uns das auf keinen Fall entgehen.«
Die Oase machte einen friedlichen Eindruck. Garost, Brether Faddon und zwei Tarts hatten das Gelände abgesucht, aber keine Bedrohung aufgespürt. Die Tarts stürzten sich nun hungrig auf die Früchte an den Bäumen. Mallagan fand schnell heraus, dass sie eine bestimmte Art mieden. Lordos versäumte jedoch eine entsprechende Warnung. Die Betschiden holten sich also nur jene Früchte, die auch von den Tarts verzehrt wurden.
Lordos stellte Nachtwachen auf. Die Tarts waren demnach von eventuell angreifenden Weißwürmern genauso bedroht wie die Betschiden. Mallagan erklärte sich damit sofort einverstanden, redete mit seinen Gefährten aber darüber, dass sie unabhängig von der Tartwache ebenfalls abwechselnd wach blieben.
Einige Stunden später lauschte Brether Faddon in die Nacht hinaus. Zuerst vernahm er nur ein kaum wahrnehmbares Geräusch, ein leichtes Schaben im Sand. Er war sich nicht einmal sicher, aus welcher Richtung das Geräusch erklang, bis er endlich erkannte, dass er es von allen Seiten hörte. Das Schaben konnte durchaus von schlangenähnlichen Wesen stammen.
Ein kleines Feuer brannte schon die ganze Nacht über. Die Wache der Tarts hatte soeben einige Holzstücke nachgelegt und schien für wenige Augenblicke abgelenkt gewesen zu sein. Faddon sah, dass Krot sich jäh versteifte, als lausche er – aber in dem Moment war es schon zu spät. Blitzschnell schlang sich ein armdickes weißes Etwas um den Körper des ahnungslosen Tarts und zog ihn in das spärliche Gebüsch.
Faddon stieß einen gellenden Alarmruf aus, der die anderen sofort weckte.
»Die Weißwürmer!«, brüllte Lordos und stürmte einige Schritte weit ins Dunkel. Garost warf mehr Holz ins Feuer, das hell aufloderte. Der flackernde Schein ließ ein halbes Dutzend annähernd armdicke Weißwürmer erkennen.
Mallagan feuerte den Strahler auf das nächste der
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