Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
sah er etwas, das durchaus vereinzelt wachsende Büsche hätten sein können – nur bewegten sie sich.
»Carselloten!«, rief einer der Tarts. »Wir sind verloren ...«
Erneut fiel es Mallagan auf, dass Lordos unsicher wurde. Doch der Anführer der Tarts zögerte nur kurz. »Auf die Bäume!«, befahl er, als die rollenden Dornbüsche nur noch wenige hundert Meter entfernt waren. »Fliegen können sie nicht.«
Die drei Betschiden wählten den dicksten Baum. In einer weit ausladenden Astgabel, nicht mehr als drei Meter über dem Boden, machten sie es sich leidlich bequem. Scoutie deutete auf die heranrollenden Büsche, die wie Lebewesen wirkten.
Mallagan fragte Garost danach. Der Tart kauerte auf einem benachbarten Baum und starrte ängstlich nach unten.
»Wie sie leben, weiß niemand«, antwortete Garost. »Wir nennen sie Carselloten, weil sie ihre Opfer überrollen und mit den langen Stacheln töten. Anschließend saugen sie die Beute aus. Sie sind bestimmt keine Pflanzen.«
Inzwischen hatten die Carselloten die Baumgruppe erreicht. Reglos blieben sie liegen, als gehorchten sie lautlosen Befehlen und bereiteten sich auf eine lange Belagerung vor.
Mallagan hob seinen Strahler.
»Nicht schießen!«, bestimmte Lordos. »Auf keinen Fall. Erst wenn alle hier versammelt sind, sonst hat es wenig Zweck. Keiner darf entkommen, denn er würde uns später wieder auflauern. Und wenn sie uns in der offenen Wüste erwischen, töten sie uns.«
Das sah Mallagan ein, zumal sich immer weitere Büsche aus verschiedenen Richtungen näherten. Die Nachricht von einer fetten Beute schien sich herumgesprochen zu haben.
Nach einer halben Stunde lagen gut vier Dutzend Carselloten zwischen den Bäumen. Solange sie sich nicht bewegten, wirkten sie harmlos. Schließlich blieb der Nachschub aus.
»Sobald ich das Zeichen gebe, feuern wir!«, bestimmte Lordos. »Kein einziger darf entkommen!«
Der Tart wartete noch einige Minuten, dann befahl er den Gegenangriff.
Die Carselloten standen schon nach einem Streifschuss hell in Flammen und verbrannten zu grauer Asche. Nach wenigen Minuten war alles vorbei.
»Keiner hat überlebt.« Lordos sah sich aufmerksam nach allen Seiten um. »Wir können weiter ...«
Nach einem anstrengenden Marsch erreichten sie vor Einbruch der Dämmerung einen bewaldeten Hügelzug.
»Windanemonen!«, sagte Garost warnend. »Sie halten sich gern in der Nähe von Wasser auf und stürzen sich auf alles, was sich bewegt. Sie können fliegen, aber ihr Name täuscht ein wenig – sie bewegen sich sogar gegen den Wind.«
Mallagan, Faddon und Scoutie hatten recht gute Augen, trotzdem fiel es ihnen schwer, die nahezu transparenten Blütenkelche auszumachen. Sie wirkten wie Quallen, die rastlos umhertrieben und nach Beute suchten.
»Im Wald sind wir sicher vor ihnen«, sagte Lordos. »Dort werden sie von den Zweigen und Ästen behindert.«
»Aber vor dem Wald liegt die Quelle«, erinnerte Garost.
»Vielleicht sollten wir warten, bis es dunkel ist«, schlug Brether Faddon vor.
»Ein guter Gedanke«, lobte Lordos. »Für uns Tarts ist ein Angriff der Anemonen nicht so bedrohlich wie für euch, da ihr körperlich schwächer seid. Ich schlage daher vor, dass wir vorangehen und versuchen, die fliegenden Pflanzen zu vertreiben. Dann kommt ihr nach.«
Seine Absicht war so leicht durchschaubar, dass Mallagan ihm am liebsten ins Gesicht gelacht hätte. »Werdet ihr allein mit den Windanemonen fertig?«
Lordos' Echsengesicht verzog sich zu einem starren Grinsen. »In der Dunkelheit fliegen sie nicht mehr, sondern lassen sich nieder, um zu schlafen. Wenn sie uns bis dahin nicht bemerken, haben wir kein Problem mit ihnen. Aber wartet trotzdem hier auf mein Zeichen, drei Energieschüsse senkrecht in den Himmel.«
Scoutie und Faddon mischten sich nicht ein. »Sobald es dunkel wird, gehen wir weiter«, sagte Mallagan, als die Tarts außer Hörweite waren. »Wir warten nicht auf das Zeichen. Vielleicht will Lordos die Anemonen ablenken und uns auf den Hals schicken – ich weiß es nicht. Jedenfalls lässt er uns nicht ohne Grund zurück.«
Die Tarts verschwanden hinter einer Bodenwelle, kamen aber bald wieder zum Vorschein. Sie hatten die Richtung leicht geändert und würden weit links an der Quelle vorbeigehen.
»Wenn sie so weitergehen, erreichen sie einen Kilometer südlich der Quelle die Waldhügel«, sagte Mallagan. »Dort sind sie in Sicherheit, falls die fliegenden Fresser sie bis dahin nicht bemerkt haben. Dass
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