Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
Sandfontänen in die Höhe und breiteten sich aus. Als die drei die Kuppe eines Hügels erreichten, öffnete sich vor ihnen ein weiter Blick. Den dunklen Punkt am Horizont, bei dem es sich möglicherweise um die verlassene Station handelte, registrierten sie allerdings nur am Rand. Nicht weit vor ihnen spien sieben oder acht Sandgeysire ihre trockenen Fontänen in die Höhe. Größere Krater hatten den Untergrund aufgebrochen, die Tarts hasteten wie blind zwischen den Sandsäulen hin und her und suchten vergeblich Schutz.
Von ihrem Standort aus sahen die Betschiden die skorpionähnlichen Tiere in den Sandtrichtern, die mit ihren großen Kieferzangen eine tödliche Bedrohung darstellten.
Lordos taumelte auf einen der Trichter zu, deshalb hastete Mallagan den schrägen Hang hinab. Der lockere Sand behinderte ihn, trotzdem wich er mit der Geschicklichkeit des Jägers von Chircool den Sandfontänen aus und stieß den Tart im letzten Augenblick vom Rand des Trichters fort. Lordos stolperte noch einige Meter weit und stürzte.
Mehrere Skorpione hatten inzwischen festen Boden erreicht und griffen an. Mallagan tötete die Tiere mit Strahlschüssen. Erst als sich kein Angreifer mehr zeigte, kümmerte er sich um Lordos.
»Du bist es?«, fragte der Tart und wischte sich Sand aus den Augen. »Wieso ...? Ihr habt uns gerettet.«
»Sind wir nicht Freunde?«, entgegnete Mallagan einfach.
Lordos kämpfte mit sich selbst, das war ihm anzusehen. »Doch, natürlich!« Er stöhnte. »Wir sind Freunde.«
»Warum habt ihr die Quelle verlassen, ehe wir dort eintrafen?«
»Die Windanemonen griffen überraschend an und töteten einen von uns. Wir mussten fliehen. Aber ich habe gehofft, ihr würdet uns folgen. Glücklicherweise ist das auch geschehen.«
Er log. Mallagan ahnte, wie schwer es dem Anführer der Tarts fallen musste, ausgerechnet jetzt die Wahrheit einzugestehen. Lordos benötigte Zeit, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden.
Die Sandfontänen waren nahezu versiegt. Der Mond verbreitete ein gespenstisches Licht.
»Nachts greifen die Skorpione nicht an«, versicherte Lordos.
Es gab in dieser Nacht kein Feuer, weil sie kein Holz fanden. Deshalb wurde es empfindlich kalt.
Die Nacht blieb ohne Störung.
Die gesuchte Station endlich vor Augen, wenn auch immer noch in großer Entfernung, kam der Trupp am neuen Tag schnell voran. Schließlich, am frühen Nachmittag, standen Tarts und Betschiden vor der Station.
Sie war unzerstört. Spuren verrieten lediglich, dass ein Suchtrupp die provisorisch errichteten Baracken durchstöbert hatte. Die Lebensmittelvorräte waren nicht angetastet, und auch Wasser war ausreichend vorhanden.
Die verschwundene Besatzung hatte die Funkgeräte mitgenommen. Somit gab es weiterhin keine Möglichkeit, Kontakt mit der Zivilisation aufzunehmen.
Als Surfo Mallagan später mit Lordos das Lager umrundete – es dunkelte bereits –, spürte er die Unsicherheit des Tarts.
»Übermorgen werden wir das Gebirge erreichen, danach ist es nicht mehr weit bis zum Stützpunkt am Yandiri.« Lordos' Stimme schwankte ein wenig. »In drei Tagen sind wir dort.«
»Was wird Certhaytlin dann sagen?«, fragte Mallagan.
Lordos warf ihm einen flüchtigen Blick zu, schaute aber schnell wieder über das Land. »Der Kommandant wird unzufrieden sein«, murmelte er kaum verständlich.
»Weil du deinen Auftrag nicht erfüllt hast?«
»Du hast recht, wir haben die verschollene Besatzung nicht gefunden.« Noch hatte Lordos nicht den Mut, die Wahrheit zu bekennen.
»Was ist mit deinem zweiten Auftrag, Lordos?«, bohrte Surfo Mallagan weiter. »War er nicht sehr speziell?«
Schweigen.
Der Himmel am westlichen Horizont verdunkelte sich rasch. Die Konturen des Gebirges, das die Scallnag-Wüste von der Daroque-Senke trennte, zeichneten sich deutlich ab.
»Welchen Auftrag?«, fragte Lordos nach einer Weile.
»Certhaytlins Verlangen, uns durch einen Unfall ums Leben kommen zu lassen. Wir wissen das schon lange, Lordos. Warum sprichst du nicht offen mit mir? Wir haben uns inzwischen gegenseitig mehrmals das Leben gerettet, oder willst du das abstreiten?«
»Nein, das kann ich nicht. Vergiss aber nicht, dass Certhaytlin mein Vorgesetzter ist. Wenn ihr lebend zurückkommt, wird er mich zur Verantwortung ziehen.«
Obwohl ihm keineswegs danach zumute war, lachte Surfo Mallagan. »Wir werden einen Ausweg finden, Lordos.«
»Wollt ihr freiwillig sterben?«
»Es gibt stets mehrere Auswege aus einer Situation. Wir
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