Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
damit du zwei hast?«
Mallagan wischte sein Messer an der Hose ab und ging auf Faddon zu. »Es wird nur ein flacher, kleiner Schnitt, Brether. Stell dich nicht so an!«
Brether Faddon sprang entsetzt auf und trat dem Gefährten das Messer aus der Hand. Mallagan schnaufte überrascht, im nächsten Moment rollten beide Männer ineinander verkrallt über den Boden.
»Seid ihr übergeschnappt?«, schrie Scoutie. »Hört auf mit dem Unsinn!«
Keiner der beiden beachtete sie, und Scoutie fürchtete schon, dass sie sich gegenseitig umbringen würden. Bevor sie mit der Waffe in der Hand eingreifen konnte, ließen die Männer plötzlich voneinander ab. Verwirrt starrten sie einander an. Aus Mallagans Nase und Unterlippe quoll Blut; Faddons linkes Auge war fast zugeschwollen.
»Beim Alten vom Berge, was ist bloß in euch gefahren?«, fragte Scoutie erschüttert.
Anklagend zeigte Faddon auf Surfo Mallagan. »Er wollte mir meinen Spoodie wegnehmen.«
»Weshalb das, Surfo?«, fragte Scoutie.
Mallagan zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, dass ich Brethers Spoodie haben wollte. Wozu auch?«
»Du wolltest beide zusammensetzen«, antwortete Faddon. »Jedenfalls hast du das behauptet.«
»Beim Alten vom Berge«, flüsterte Scoutie, und sie fühlte, dass sie blass wurde. »Die Spoodie-Seuche hat euch erwischt! Wahrscheinlich sind wir alle infiziert.«
»Hoffentlich war das nicht erst der Anfang«, sagte Mallagan. »Erinnert euch an die Fülle von Leibern in der Halle des Nestes. Der gedrängte Pulk muss die Folge des Zwanges gewesen sein, Spoodies zusammenzusetzen. Nun hat es bei mir ebenfalls angefangen.« Er lauschte in sich hinein. »Dabei fühle ich mich vollkommen normal.«
»Beim Alten ...« Scoutie biss sich auf die Zunge, weil Faddon sie aus weit aufgerissenen Augen anstarrte. »Ich musste gerade an Douc Langur denken, und ich frage mich, was er womöglich über das alles weiß ... oder gewusst hat. Auf Chircool hat er über Generationen hinweg über unser Volk gewacht, auch wenn er für alle eigentlich nur eine Sagengestalt war.«
»Das ist nicht von der Hand zu weisen«, mischte sich Mallagan ein. »Ich wollte nur, der Alte vom Berg wäre schon vor der Ankunft der Kranen zu uns ins Dorf gekommen. Zweifellos hätte er uns sehr viel mehr über die SOL berichten können. Er hat selbst erklärt, dass er auf der SOL gelebt hat ...«
»... und er ging freiwillig mit unseren wegen Meuterei nach Chircool verbannten Ahnen von Bord«, sprudelte Scoutie hervor.
Faddon seufzte. »Wir hätten ihn ausfragen müssen. Warum haben wir das nicht getan, als er gemeinsam mit uns auf der ARSALOM Chircool verließ?«
»Es ist zwecklos, versäumten Gelegenheiten nachzutrauern«, sagte die junge Frau. Sie blinzelte hektisch, um den feuchten Schimmer aus ihren Augenwinkeln zu vertreiben.
»Ich mache darauf aufmerksam, dass sich drei Personen auf unserer Spur nähern«, sagte der Transportroboter unvermittelt.
Die Betschiden fuhren herum. Suchend schauten sie in die Richtung, aus der sie gekommen waren, aber sie entdeckten nichts Verdächtiges.
»Was für meine Sensoren wahrnehmbar ist, muss eure Sinne keineswegs schon ansprechen«, sagte der Roboter.
»Was für Personen sind es?«, fragte Mallagan.
»Ein Krane und zwei Tarts.«
»Wenn sie unserer Spur folgen, dann suchen sie uns«, vermutete Scoutie. »Sie gehören zur Besatzung des letzten Schiffes.« Ihr Gesicht verzerrte sich zur Grimasse. »Sie wollen uns einfangen oder als mutmaßliche Seuchenträger unschädlich machen.«
Mallagan überlegte nicht lang. »Wir kehren zum Fluss zurück und schwimmen hinüber«, entschied er. »Hoffentlich können wir die Verfolger auf diese Weise abschütteln.«
»Rauch!«, rief Daccsier und hob ihre feuchte Nase prüfend in den von Norden kommenden leichten Wind. »Nicht weit vor uns brennt ein Holzfeuer. Sollten die Betschiden sich in aller Ruhe ein Wild über dem Feuer braten?«
»Das werden wir gleich wissen.« Nakal lief zu einem der wenigen Bäume, die wegen ihrer Kronen gleich großen Sonnenschirmen in der Steppenlandschaft standen. Zwei gefleckte Raubkatzen, groß wie Kranen, lagen im Schatten unter dem Schirmbaum. Sie sprangen auf, als sie das Echsenwesen herankommen sahen, und fauchten drohend.
Nakal warf die Arme hoch, stieß einen gellenden Schrei aus und lief noch schneller. Die Raubkatzen rissen ihre Mäuler auf und zeigten die Reißzähne, aber als Nakal weiter auf sie zustürmte, wandten
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