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Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen

Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen

Titel: Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PERRY RHODAN
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anderen aufgeregt gestikulierten.
    Noch ein Mann erschien. Er war schlank und hochgewachsen. Auf den ersten Blick wirkte er jung, aber dennoch hatte er etwas an sich, was sich schwer definieren ließ. Dieser Mann hatte langes silberhelles Haar und rötliche Augen. Er wurde von den anderen mit Respekt behandelt, aber es war kein Respekt, wie er aus Furcht entstand. Dieser Mann schien beliebt zu sein und wurde von jedem geachtet. Minutenlang war diese Gruppe zu sehen. Die Gesten der Menschen ließen keinen Rückschluss darauf zu, worüber sie diskutierten.
    Inzwischen konzentrierten Mallagan, Faddon und Scoutie sich auf Details in der Wiedergabe, die sie anfangs noch ignoriert hatten. Sie erkannten, dass die Aufnahme aus der Zentrale stammte, in der sie sich aufhielten. Die Aufzeichnung stammte zweifelsfrei aus der Zeit, als das gigantische Kugelraumschiff noch kein Wrack gewesen war. Im Hintergrund leuchtete ein riesiger Holoschirm. Der Weltraum war darauf zu sehen, ein unermesslich weiter, lichtloser Abgrund, in dem ein linsenförmiges Gebilde hing, das sich aus unzähligen winzigen, kaum erkennbaren Punkten zusammensetzte.
    Keiner der Betschiden hatte je zuvor eine solche Perspektive gesehen. Das riesige Schiff mit seinen unterschiedlichen Bewohnern stand außerhalb einer Galaxis, so weit von der Sterneninsel entfernt, dass sie von der Optik in ihrem ganzen gewaltigen Umfang erfasst wurde.
    Ein dumpfes Geräusch erklang und wurde schnell zu einer menschlichen Stimme. Der Tonfall hörte sich seltsam an, die Wörter klangen fremd. Trotzdem war alles verständlich, denn die Menschen in der Zentrale bedienten sich einer offenbar sehr alten Form jener Sprache, die auf Chircool immer noch gesprochen wurde.
    »... werden wir frische Vorräte an Bord nehmen«, sagte der Hellhaarige. »Findet euch damit ab. Ihr könnt nicht ohne jeden Kontakt zur Außenwelt überleben.«
    Ein Mann erschien am Rand der Bildfläche und ging auf den Hellhaarigen zu. Er hatte hellbraune Haut und rotbraunes Haar.
    Der Hellhaarige sah dem Neuankömmling aufmerksam entgegen. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er. »Oder bestehen berechtigte Bedenken, was die technische Seite des Unternehmens betrifft?«
    »Nein, Atlan.« Der Rotbraune lächelte. »Die SOL befindet sich in einwandfreiem Zustand. Wir können den Flug fortsetzen.«
    Der Mann namens Atlan nickte, dann brach die Aufzeichnung ab.
    SOL! Die Betschiden reagierten wie betäubt darauf. Sie hatten ihr Ziel erreicht – und es gleichzeitig verloren.
    Die SOL war ein Wrack, ein Totenschiff und würde sich nie wieder von diesem Planeten erheben. Die Solaner waren schon vor langer Zeit gestorben, nur ihre Nachkommen auf dem wilden Planeten Chircool hatten überlebt. Über der Notwendigkeit, sich in einer feindlichen Umgebung zu behaupten, hatten die Betschiden längst vergessen, wie man ein solches Schiff beherrschte; sie würden den Platz der Solaner niemals einnehmen können.
    Sie lebten noch immer dort, in ihrem »Schiff«, das nur eine erbärmliche Ansammlung primitiver Hütten war, und hofften darauf, dass die SOL erscheinen und sie erlösen würde. Sie glaubten nach wie vor daran, dass dieser Tag kommen würde. Die SOL musste auf Chircool landen, denn die Solaner hatten es versprochen. Dann würden die Betschiden an Bord gehen und für immer frei und glücklich zwischen den Sternen leben.
    Surfo Mallagan, Brether Faddon und Scoutie wünschten sich in diesen Minuten, sie hätten nicht erfahren, dass die Solaner ihr Versprechen niemals halten konnten.
    Der Traum war zerbrochen. Die SOL, die Hoffnung der Betschiden, existierte nicht mehr. Sie war nur mehr ein tauber Haufen Stahl in einer lebensfeindlichen Wüste, der vielem Ungeziefer Unterschlupf bot.
    Geradezu besessen von ihrer eigenen Hoffnungslosigkeit, sahen sich die drei Jäger von Chircool die Aufzeichnung immer und immer wieder an und lauschten den Stimmen, bis sie jede Geste, jeden Laut hätten wiederholen können. Sie kamen erst wieder halbwegs zu sich, als in der Nähe ein Schott gewaltsam aufgebrochen wurde und eine Horde von Bewaffneten in die Zentrale der SOL eindrang.
    Das Herzogtum von Krandhor war groß, viele Völker gehörten ihm an. Es war Pech für die Betschiden, dass sie denen, die ihnen so plötzlich gegenüberstanden, nicht schon an Bord eines kranischen Raumschiffs begegnet waren. Aber selbst wenn das der Fall gewesen wäre, hätten sie in ihrer desolaten Verfassung vermutlich nicht die richtigen Schlüsse gezogen.

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