Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
Außenkommando übergeben, weil ihre Anwesenheit an Bord der KARITZ eine Gefahr darstellt. Vor einigen Tagen wurde ein neuer Planet ins Herzogtum aufgenommen: Karselpun. Die Flotte errichtet einen Robotstützpunkt.«
Das war für einen Lysker eine ungewöhnlich lange Rede, die Jons mit nachdenklichem Schweigen quittierte. Erst nach einigen Minuten bequemte sich der Orakel-Bote zur Stellungnahme.
»Ich glaube, du hast die Lösung gefunden, Tors. Wenn wir die Gefangenen der Obhut des dortigen Kommandanten übergeben, kann es geschehen, dass sie Monate auf Karselpun verbringen, vielleicht für immer da bleiben. Ich kann die Übergabe ganz legal verantworten.«
»Das kannst du«, stimmte der Lysker zu. »Ich werde jederzeit bezeugen, dass du gerecht und weise gehandelt hast.«
»Es wird dein Schaden nicht sein«, versprach Jons.
Tors erhob sich. »Soll ich den neuen Kurs programmieren?«, fragte er.
Nach reichlichem Essen hatten sich Mallagan, Faddon und Scoutie auf ihre Betten gelegt. Die Verbindungstür zwischen den Kabinen blieb geöffnet.
»So halte ich das trotz allem einige Zeit aus«, kommentierte Brether Faddon. »Wie lange werden wir unterwegs sein?«
»Wer von uns soll das wissen?«, erkundigte sich Scoutie ein wenig spöttisch von nebenan. »Oder hast du eine Ahnung, wie weit Kran entfernt ist?«
»Fragen wir Jons, sobald er wieder aufkreuzt«, schlug Mallagan vor.
Sie mussten nicht lange darauf warten. Der Orakel-Bote kam nur wenige Minuten später. Etwas schwerfällig ging er zum nächsten Sessel und setzte sich. »Bleibt liegen, dann redet es sich besser«, sagte der junge Krane. »Ich hoffe, ihr fühlt euch wohl.«
»Danke, bestens.« Mallagan richtete sich trotzdem auf. »Es tut uns leid, dass wir dir nicht helfen konnten, Jons.«
Dem Gesichtsausdruck des Kranen war nicht viel zu entnehmen, aber seine Haltung verriet, dass er mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Er schien etwas mitteilen zu wollen, zögerte jedoch. Mallagan erfasste das instinktiv. »Hast du Sorgen?«, erkundigte er sich.
»Etwas Dummes ist passiert«, sagte Jons. »Order von Kran! Ich habe euch auf dem Stützpunkt Karselpun abzusetzen. Es handelt sich um eine erst kürzlich in unser Reich aufgenommene Welt, die gute Lebensbedingungen bietet. Ihr sollt dort ...«
»Willst du damit sagen, dass wir nicht nach Kran dürfen?« Mallagan fiel dem Kranen ins Wort. »Warum nicht?«
»Das wurde mir nicht mitgeteilt.«
»Aber du bist der Orakel-Bote! Wieso kann man über deinen Kopf hinweg derartige Anordnungen geben?«
Jons wand sich vor Verlegenheit. »Es gibt Höhere als mich. Von ihnen stammt die Anordnung. Mir bleibt nichts anderes übrig, als den Kurs zu ändern. Wir werden den Stützpunkt in weniger als vierundzwanzig Stunden erreichen.«
28.
Der Kommandant des Stützpunkts Karselpun, Harsanfelger, galt als umgänglich und gerecht. Es war immer eine undankbare Aufgabe, einen neuen Stützpunkt einzurichten, im Fall von Karselpun sogar besonders. Der Planet umlief seine Sonne in geringem Abstand und besaß daher ein trockenes und heißes Klima. Wasser war Mangelware, die wenigen Flüsse und Seen trockneten nach den seltenen Regengüssen schnell wieder aus.
Die Eingeborenen konnten als halb intelligent angesehen werden. Abgesehen von der Errichtung des robotgesteuerten Stützpunkts gehörte es zur wichtigsten Aufgabe Harsanfelgers, Spoodies an die Eingeborenen zu verteilen. Im Fall der Karselpuner erwies sich die Prozedur nicht als einfach. Die etwa eineinhalb Meter großen, aufrecht gehenden Pelzwesen sträubten sich zuerst gegen die Symbionten, die ihnen von den Kranen unter die Kopfhaut gesetzt wurden. Erst als sie keine nachteiligen Folgen bemerkten, gaben sie ihren Widerstand auf.
Harsanfelger saß in seinem klimatisierten Büro und sah aus dem Fenster. Zweihundert Meter entfernt stand die halb fertige Station, an der Tag und Nacht gearbeitet wurde. Seitlich davon wuchs der provisorische Raumhafen, der sogar größeren Schiffen die Landung erlaubte. Dahinter begann eine ausgedehnte Steppe mit bewaldeten Hügeln, denen die Quelle beim Stützpunkt zu verdanken war.
Brütende Hitze herrschte, die nur durch den fast ständig wehenden Wind erträglich wurde. Einige Eingeborene trieben sich im Lager herum und wurden freundlich, aber bestimmt weggeschickt. Sie begriffen nicht so recht, was eigentlich geschehen war, schienen jedoch die neuen Herren zu akzeptieren. Dafür sorgten schon die Geschenke für ihre
Weitere Kostenlose Bücher