Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen

Mallagan gab seine unbequeme Hockehaltung auf und legte sich auf seine Matratze. »Es ist sicher ein Lebewesen und dazu ein sehr einflussreiches. Ich frage mich nur nach dem Zusammenhang zwischen Orakel, Jons und uns.«
    »Harsanfelger hat offenbar keine Ahnung«, kommentierte Faddon schläfrig. »Niemand scheint es zu wissen, wir am allerwenigsten.«
    »Oh doch!«, sagte Scoutie. »Einer weiß es sehr genau: Jons!«
    »Er ist unterwegs nach Kran ...«
     
    Als sie am nächsten Morgen einige Lebensmittel einpackten und sich Wasserflaschen umhängten, erhob niemand Widerspruch. Sie mussten einfach raus aus dem Lager, um ihre Niedergeschlagenheit zu vertreiben.
    Sie wandten sich nach Westen und folgten einem ausgetrockneten Bachbett, das aus den Hügeln kam. Ab und zu verdeckten Wolkenschleier kurzfristig die Sonne, was jedes Mal einer willkommenen Erfrischung gleichkam.
    »Vielleicht begegnen wir Eingeborenen«, sagte Scoutie. »Sie sind harmlos. Die Frage ist nur, ob wir uns mit ihnen verständigen können. Sie sprechen sicher kein Krandhorjan.«
    »Dann reden wir mit Händen und Füßen«, schlug Mallagan vor.
    Die Station, die Quartierhäuser, das Verwaltungsgebäude und der Raumhafen verschwanden allmählich aus der Sicht. Eine merkwürdige Ruhe herrschte, es schien keine Tiere zu geben, zumindest keine Insekten. Näher an den Hügeln wuchs das Gras dichter. Wahrscheinlich hielt der Boden hier die Feuchtigkeit länger als in der Nähe des Lagers.
    Erste Baumgruppen und vereinzelte Büsche tauchten auf. Faddon strebte darauf zu und suchte einen schattigen Platz. »Wir versäumen nichts«, sagte er. »Und etwas zu essen schadet auch kaum.«
    Scoutie entdeckte die Karselpuner zuerst. Leise machte sie ihre Gefährten auf die heranschleichenden Besucher aufmerksam.
    »Es ist besser, wir zeigen ihnen, dass wir sie gesehen haben.« Mallagan erhob sich und winkte den Eingeborenen zu.
    Zögernd erhoben sich drei Pelzwesen und nahmen eine fast demütige Haltung ein. Erst als Mallagan abermals einladend winkte, kamen sie langsam näher. Sie unterhielten sich in einer brummigen Sprache, die unverständlich blieb.
    Bei der Baumgruppe angelangt, starrten die Karselpuner Scoutie verwundert an, dann setzten sie sich einfach hin und legten ihre Stöcke vor sich ins Gras. Das war offensichtlich ein Zeichen des Friedens.
    »Na also!«, sagte Faddon. »Eine Art Angebot, oder wie soll ich das verstehen? Bieten wir ihnen zu essen an?«
    »Wenn du nicht zu geizig bist, ja. Macht einen guten Eindruck.« Mallagan reichte jedem Eingeborenen einen Konzentratwürfel und eine Wasserflasche. Sie nahmen die Gaben dankbar an.
    Die Betschiden nahmen auch jeder ein Konzentrat, um ihren Gästen zu zeigen, dass sie ihnen nichts Schlechtes angeboten hatten. Ihre Verblüffung war daher umso größer, als die Karselpuner nach den ersten Bissen undefinierbare Blicke tauschten und einer von ihnen plötzlich aufstand und einfach davontrabte.
    »Was soll denn das?«, fragte Scoutie unsicher. »Schmeckt es dem etwa nicht?«
    »Keine Ahnung.« Mallagan richtete sich auf, um besser sehen zu können. »Er kommt schon wieder zurück ...«
    Der Eingeborene trug jetzt einen Beutel über der Schulter. Er setzte sich wieder zu den anderen und breitete den Inhalt des Beutels vor ihnen aus. Es handelte sich um etliche mit Erde behaftete Wurzeln und grüne Kräuter. Gestenreich versuchten die Karselpuner, den Betschiden klarzumachen, dass es sich um ein Gastgeschenk handelte.
    »Das müssen wir annehmen, andernfalls beleidigen wir sie«, sagte Scoutie. »Mach schon, Brether, zier dich nicht!«
    Faddon griff nach der Wurzel, die ihm einer der Eingeborenen entgegenhielt. Er lächelte gequält. »Danke, mein Freund!«
    Herzhaft biss er in die Wurzel, die anhaftende Erde spuckte er aus. Schließlich kaute er mit sichtlichem Genuss. Die Eingeborenen griffen nach den restlichen Wurzeln und aßen schmatzend. Auch Mallagan und Scoutie bekamen ihren Anteil.
    »Schmeckt besser als das Konzentratzeug«, erkannte Mallagan. Ihn wunderte nicht, dass die Karselpuner die Konzentratwürfel verschmähten und sich bemüßigt fühlten, den Fremden eine bessere Kost zu servieren. »Wir wollten sie beschenken, stattdessen haben sie uns beschenkt. Kein Kompliment für die Kranen, würde ich sagen.«
    Gesten und Mimik der Karselpuner verrieten, dass sie in ihr Dorf zurückkehren wollten und dass die Betschiden sie begleiten sollten.
    Mallagan machte den Eingeborenen klar, dass sie die