Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
gebracht hatte. Damit hätte er sogar vier oder fünf Walzenraumer dieser Größenklasse in Wracks verwandeln können.
Er blickte auf seine Hände. Sie waren völlig zerschunden. Nach dem Kampf mit Gruude Vern war das nicht der Fall gewesen, also musste er sich seitdem erneut mit jemandem geschlagen haben. Er erinnerte sich nicht daran.
Tief in seinem Bewusstsein blitzte die Erkenntnis auf, dass er unter dem Einfluss eines Präparats stand, das sein logisches Denkvermögen ausschaltete. Die Pheromone!, dachte er flüchtig, konnte aber keine Konsequenz daraus ziehen.
War da noch etwas anderes? Für Sekundenbruchteile glaubte er, den Sternenhimmel über dem Planeten zu sehen und eine Stimme zu hören, die aus der Unendlichkeit kam. Schnell wurde es jedoch still, und er war mit sich und seinen nicht zu ordnenden Gedanken allein.
Er schloss die Tür, damit niemand ihn überraschen konnte, und arbeitete etwa eine halbe Stunde lang an den Bomben. Er verband sie mit einem Zeitzünder, damit alle gleichzeitig explodierten. Danach verließ er den Raum.
In der Sporthalle kämpften einige junge Männer miteinander. Andere quälten sich an modernen Kraftmaschinen ab. Gruude Vern stand zwischen ihnen und beobachtete sie.
»Ist die Scheibe auch von der anderen Seite durchsichtig?« Amby Törn wandte sich dem Arkoniden zu.
Goron schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht einmal als Scheibe zu erkennen. Du hast Bruke gesucht, nicht wahr? Wo hast du ihn verloren?«
»Im Krankenhaus«, antwortete Amby. »Was ist nur mit ihm los? Er benimmt sich so anders als sonst.«
»Das ist wahr«, bestätigte der Arkonide. »Ich habe ihn am Theater gesehen, wo er sich mit zwei Springern geschlagen hat. Wie ein Berserker hat er gewütet, die beiden waren ihm nicht gewachsen. Ich wollte mit ihm reden, aber plötzlich war er verschwunden.«
»Hast du eine Ahnung, wo er ist?«
»Nein. Aber gut möglich, dass es jemanden gibt, der es weiß.«
»Wen meinst du?«
Goron deutete in die Halle hinab. »Ich spreche von dem da unten.«
»Gruude Vern? Was hat er mit Bruke zu tun?«
Goron schwieg.
»Rede doch!«, bat Amby. »Was ist mit Vern?«
»Ich glaube, er ist Hanse-Spezialist«, sagte der Alte nach einer Weile.
Amby schüttelte den Kopf. »So einer würde sich nicht derart auffällig kleiden. Und wieso sollte ausgerechnet er dich treten und damit Aufsehen erregen? Hanse-Spezialisten arbeiten unauffällig.«
»Er verschafft sich eine gute Tarnung. Der Tritt sollte ablenken, und Vern hat damit alle getäuscht. Mich auch.«
»Wieso weißt du jetzt, dass er ein Hanse-Spezialist ist?«
Goron kratzte sich den Kopf. »Als ich jung war, stand ich selbst als Spezialist im Dienst der Kosmischen Hanse. Ich habe nichts vergessen. Zuerst bin ich Vern gefolgt, weil ich mich revanchieren wollte. Als ich ihn beobachtet habe, ist mir einiges aufgefallen. Unter anderem, dass er sich für Bruke interessiert.«
Fragend kniff Amby Törn die Augen zusammen. Sie war sich keineswegs sicher, ob sie dem alten Arkoniden glauben durfte. Vor allem schreckte sie davor zurück, dass sie womöglich auf eine falsche Spur gelockt wurde.
»Ein Hanse-Spezialist interessiert sich für Bruke? Wieso? Was hat Bruke getan?«
»Das weiß ich nicht. Du hast selbst gesagt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Er ist anders als sonst. Vielleicht ist am Raumhafen etwas geschehen, von dem wir keine Ahnung haben.«
»Und was sollen wir tun? Was schlägst du vor?«
»Wir könnten zu Vern gehen.« Goron lächelte, als sei ihm ein besonders guter Streich gelungen.
»Du willst dich immer noch revanchieren?«
»Vielleicht. Kommt darauf an, ob er uns hilft, Bruke zu finden.«
Amby ging zur Tür und wartete ungeduldig, bis der Arkonide ihr folgte. Gleich darauf standen sie Gruude Vern gegenüber.
»Amby?«, fragte der Terraner überrascht. »Kann ich etwas für dich tun?«
»Wir müssen mit dir reden. Unter sechs Augen.« Der Arkonide zeigte auf die Tür zu einem Büro.
Der Terraner strich sich mit den Fingern über den Bart. Forschend blickte er Amby an, und zum ersten Mal erkannte sie, dass unter seiner lässigen Erscheinung ein eiskalter Mann steckte, der genau wusste, was er tat.
»In Ordnung«, sagte Vern.
Goron lehnte sich an die Bürotür, kaum dass er sie hinter sich geschlossen hatte. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Du hast Bruke Tosens Spur verloren«, behauptete er.
»Bruke Tosen?« Vern lächelte verwundert. »Wer ist das?«
»Ich weiß, wo er ist.«Goron
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